Vom 25.11. bis zum 27.11 fand das zweite Modul des Journalismuslehrgangs Link_PR in Wien statt. Ich nahm also wieder eine 250 km lange Reise von Graz nach Wien auf mich um dabei zu sein.
Wie immer fuhr ich auch dieses Mal mit der Bahn nach Wien. Ich bevorzuge diese Art der Reise, da ich so ohne Assistenz, ohne mühsames Zerlegen des Elektrorollstuhls nach Wien gelangen kann.
Da täglich von Graz nach Wien und umgekehrt nur 3 direkte, barrierefreie Züge verkehren, ist man leider nicht sehr flexibel. Andere rollstuhlgerechte Verbindungen gibt es laut Fahrplanauskunft auf der Homepage der ÖBB nicht. Auf der Strecke von Graz nach Linz sieht es überhaupt traurig aus, denn dort gibt es keinen einzigen Zug den Rollstuhlfahrer benützen können.
Ich habe meine Fahrt also wieder ordnungsgemäß 3 Tage vorher im MobilitätsCallCenter bei der ÖBB angemeldet. Jeder behinderter Fahrgast ist bei der ÖBB registriert. Die ÖBB kennt also meine Telefonnummer, Wohnadresse und andere Daten.
Bei der Hinfahrt hat alles bestens geklappt. Die Retourfahrt die für den 27.11 um 19:56 angemeldet war wurde jedoch zum Abenteuer.
Ich kam bereits eine Stunde vor Abfahrt am Südbahnhof an und meldete mein Eintreffen bei der Information. Als mich die Angestellten der ÖBB zum Zug bringen wollten, sagten mir diese, dass es kein barrierefreier Zug sein. Angeblich mussten Züge wegen des Schneechaos in Kärnten getauscht werden. Nun stand ich also vor dem Zug und konnte nicht hinein, da die Türen zu schmal waren.
Zwei der drei Bediensteten der ÖBB zogen es ernsthaft in Erwägung mich in den Gepäckwagen zu stellen. Dieser wäre natürlich unbeheizt gewesen. Ich wäre vermutlich erfroren, wenn ich auf diesen Vorschlag eingegangen wäre, denn die 2,5 stündige Fahrt hätte bei Minustemperaturen auch über den Semmering geführt. Ich dachte wirklich ich höre nicht richtig. Bin ich ein Frachtstück? Sind wir noch im 2. Weltkrieg? Hat die ÖBB nicht aus den vergangenen Skandalen gelernt? Gibt es keine Krisenpläne bei der ÖBB? Warum nimmt die ÖBB meine Daten auf, wenn sie erst keinen Gebrauch davon machen und mich rechtzeitig über Zugänderungen bzw. Zugausfällen informiert?
Ich fand alles so verrückt, dass ich nur mehr gelacht habe.
Irgendwie füllte sich keiner so richtig zuständig für mich. Nach einiger Zeit fragte mich dann ein Beamter, ob ich mich denn aus dem Rollstuhl heraus und auf einen normalen Sessel setzen könnte. Ich antwortete, dass dies etwas schwierig sei, da mich jemand in den Sessel heben müsse und ich auf einen normalen Sessel nicht stabil sitzen würde und bei jeder noch so kleinen Kurve oder Bremsung fallen konnte.
Es wurde mir als kein vernünftiger Vorschlag gemacht, eine Übernachtung in einem Hotelzimmer oder ähnliches. So, müsste ich tatsächlich auf einem gewöhnlichen Sessel Platz nehmen. Die 2,5 stündige Fahrt habe ich zum Glück bis auf die Kreuzschmerzen gut überstanden. Was hätte allerdings ein Rollstuhlfahrer gemacht die nicht alleine Aufrecht sitzen kann? Was wäre passiert, wenn ich nichts gegen den Vorschlag im Gepäckwagen gesagt hätte? Warum werden angemeldete Personen über einen Zugausfall nicht telefonisch informiert?