"Auf dem Weg zur Vollintegration behinderter Menschen ist die berufliche Integration besonders wichtig."

„Da trotz aller politischen Bemühungen die Integration behinderter Menschen in die Arbeitswelt immer schwieriger wird, kann ich eine Erhöhung der Ausgleichstaxe ebenso wenig ausschließen wie Änderungen im Behinderteneinstellungsgesetz“, betonte SPÖ-Behindertensprecherin Heidrun Silhavy Donnerstag im Rahmen einer Pressekonferenz.
Die umfassende Eingliederung behinderter Menschen habe die Bundesregierung bereits 1992 im „Behindertenkonzept“ beschlossen, an erster Stelle steht für Silhavy Prävention, „damit es erst gar nicht zur Behinderung kommt“.
Die SPÖ-Abgeordnete betonte, problematisch sei die Integration bereits im Kindergarten aber „Integration kann nicht irgendwann aufhören“ – auch in Schulen und auf den Universitäten sei Integration wichtig. Nicht zuletzt bräuchten auch die Eltern behinderter Menschen und deren Betreuer mehr Unterstützung.
„Die Gefahr einer Ausgrenzung behinderter Menschen ist in einer Gesellschaft, die verstärkt Individualismus, Mobilität und Anpassungsfähigkeit fordert, umso größer“, so die SPÖ-Abgeordnete. Das mache unter anderem die berufliche Integration so schwierig. 1997 seien 40 Prozent der sogenannten Pflichtstellen nicht besetzt gewesen, die Arbeitslosigkeit in dieser Gruppe sei bereits auf 20,7 Prozent gestiegen.
Der Wirtschaft komme die Novelle des Behinderteneinstellungsgesetzes bereits entgegen: durch den Ausbau der Arbeitsassistenz und einer Reduktion der Ausnahmeregelungen bei der Behinderteneinstellung, erklärte Silhavy. „Im Sinne der Erklärung der Sozialpartner zur Beschäftigung von behinderten Menschen geht es darum, die Fähigkeiten und nicht die Behinderungen zu betonen.“
In diesem Zusammenhang betonte Silhavy die Notwendigkeit, sich um verhältnismäßige Kosten benötigter Hilfsmittel zu kümmern. „Neue Chancen bieten die Förderung der Selbstständigkeit durch Gründerzentren für körperbehinderte Menschen: Menschen mit Handicaps können als Unternehmer tätig werden und Vorurteile in der Wirtschaft können abgebaut werden.“
Silhavy befürchtet, dass sich die Problematik der beruflichen Integration noch verstärken wird, deshalb plant sie auch, die Lenkungsmechanismen zu überdenken. Zur Ausgleichstaxe erklärte Silhavy, das System des Lastenausgleichs empfinde sie als „gerecht“.
Mehr als die Hälfte der Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf würden noch immer in Sonderschulen ausgebildet, kritisierte die SPÖ-Abgeordnete. Hier wirke sich der hohe Differenzierungsgrad nach der vierten Schulstufe problematisch aus.
Silhavy forderte einen Ausbau des Schulverbundes, einen schultypenübergreifenden Einsatz des Lehrpersonals und mehr Integrationsmöglichkeiten. Wegen der Frühförderung will Silhavy auch „ein Recht auf einen Kindergartenplatz“.
Eltern von Kindern mit Handicaps bräuchten mehr Unterstützung, es mangle beispielsweise an Tageseltern und Babysittern mit entsprechender Ausbildung. „Wenn ein Ortswechsel aufgrund der Betreuung eines behinderten Angehörigen notwendig ist, sollte man auch einen Beschäftigungswechsel vornehmen können“, unterstrich Silhavy abschließend.