Sonderschule ist Auslaufmodell

Initiative Inklusion Österreich schreibt Offenen Brief an Unterrichtsministerin Claudia Schmied

Logo: Initiative Inklusion Österreich
Initiative Inklusion Österreich

Sehr geehrte Frau Bundesministerin Dr.in Schmied,

Ihre Antwort auf eine parlamentarische Anfrage (Nr. 9900/J-NR/2011), in der Sie die Existenz von Sonderschulen neben einem voll ausgebauten inklusiven System befürworten, und weiters die wesentlichen Inhalte der Konvention durch die Rechtswirklichkeit in Österreich für erfüllt ansehen, veranlasst uns, diesen Brief an Sie zu richten.

Die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen, zu deren Einhaltung sich Österreich im Oktober 2008 verpflichtet hat, sieht eine inklusive Schule für alle Schultypen und für alle Schulstufen vor.

Die Wirklichkeit in Österreich sieht jedoch leider so aus, dass nur knapp über die Hälfte aller Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf integrativ in Regelschulen unterrichtet wird, der anderen Hälfte bleibt die Sonderschule als einzige Wahl. Der Anteil der Kinder am gemeinsamen Unterricht ist hierbei von Bundesland zu Bundesland verschieden, in einigen Ländern beträgt dieser nur ein Drittel aller Kinder.

Wie langjährige Erfahrungen von Eltern beeinträchtigter Kinder bis heute zeigen, wird ihnen der Wunsch nach einem Platz in der gemeinsamen allgemeinen Schule der Nachbarschaft oft verwehrt, dies umso eher, wenn das Kind einen höheren Unterstützungsbedarf aufweist und/oder älter ist (ab der Sekundarstufe I). Und wer das Glück hat, einen Integrationsplatz zu ergattern, klagt nicht selten über mangelnde Qualität im integrativen Unterricht, weil es an ausreichend und inklusiv ausgebildetem pädagogischen und assistierenden Personal sowie an den passenden Hilfsmitteln mangelt. Dabei könnte dies in Form einer gemeinsamen inklusiven Schulform kostensparend und effizient eingesetzt werden.

Wir von der Initiative Inklusion Österreich sind überzeugt, dass das Festhalten am Auslaufmodell Sonderschule das entscheidende Hindernis darstellt, dass sich unser Schulsystem quantitativ und qualitativ nicht in Richtung eines inklusiven Systems weiterentwickeln kann, welches allen Kindern mit und ohne Beeinträchtigung eine individuelle Förderung im gemeinsamen Unterricht ermöglicht!

Lassen Sie nicht zu, dass der dringend notwendige Transfer von sonderpädagogischen Ressourcen in die allgemeinen Schulen durch die Aufrechterhaltung des teuren Parallelsystems Sonderschule blockiert wird!

Wir fordern daher von Ihnen als hauptverantwortlicher Bundesministerin ein klares Bekenntnis zur inklusiven Schule und einen Plan zur schrittweisen Umwandlung der Sonderschulen bis zu einem verbindlich vereinbarten „Tag X“, an dem die inklusive Schule für alle in ganz Österreich Wirklichkeit wird!

Weiters wollen wir ausdrücklich festhalten, dass wir im Zuge der laufenden Mitarbeit an den Runden Tischen des Unterrichtsministeriums niemals eine Fortschreibung des Parallelsystems Sonderschule befürwortet haben, und daher auch kein Strategiepapier des Unterrichtsministeriums mittragen, in dem nicht alle Kräfte auf die inklusive Schule konzentriert werden.

Die Bildungsexpert/inn/en und Betroffenvertreter/innen der Initiative Inklusion Österreich.

Hintergrund: Initiative Inklusion Österreich

Die Initiative Inklusion Österreich hat sich im Frühjahr 2007 aus einer Gruppe von Inklusionsbefürwortern aus ganz Österreich gebildet und wird von zahlreichen Organisationen und Einzelpersonen unterstützt. Seitdem hat die Initiative in mehreren Schreiben an ressortzuständige Minister/innen und Parlamentssprecher/innen und Vorsprachen im Unterrichtsministerium auf Beamtenebene ihre Anliegen vorgebracht und präzisiert

Wir arbeiten am Nationalen Aktionsplan für Menschen mit Behinderungen sowie am Zivilgesellschaftsbericht zur Umsetzung der UN-Konvention für die Rechte von Menschen mit Behinderungen mit und bringen unsere Expertise aktiv in die laufenden „Runden Tische“ des BMUKK ein.

Hier beginnt der Werbebereich Hier endet der Werbebereich
Hier beginnt der Werbebereich Hier endet der Werbebereich