"Es ist ein Skandal, dass behinderte Menschen anders behandelt werden als nicht behinderte", so aktion leben-Generalsekretärin Kronthaler zur eugenischen Indikation, die Abtreibung bei schwerer Behinderung bis zur Geburt straffrei ermöglicht.
„Wir haben uns in diesem Punkt immer solidarisch erklärt mit Behindertenorganisationen und tun dies auch weiterhin. Die Gesprächsverweigerung der SPÖ zu diesem Thema ist unhaltbar“, meint aktion leben-Generalsekretärin Mag. Martina Kronthaler.
So sei es die SPÖ, die auch eine Statistik zum Schwangerschaftsabbruch, also auch zu Spätabbrüchen, blockiert, wie sie aktion leben in der Bürgerinitiative „Fakten helfen“ fordert.
„Eine Versachlichung würde allen Beteiligten helfen“, ist Kronthaler überzeugt. „Nur wenn wir wissen, wovon wir überhaupt reden, können wir betroffenen Frauen und Paaren besser zur Seite stehen“. aktion leben fordert einmal mehr dazu auf, die Bürgerinitiative zu unterzeichnen. Dies ist noch bis 31.3. möglich. „Damit würde auch transparent, wie viele Spätabbrüche es überhaupt gibt und in welcher Schwangerschaftswoche diese durchgeführt werden.“
Ziel: weniger Abbrüche würde nicht erreicht
Hauptinteresse von aktion leben sind weniger Abbrüche durch positive Maßnahmen wie Prävention, Beratung, Unterstützung von schwangeren Frauen und Familien. „Wir erwarten keinen Rückgang der Zahl der Abbrüche, würde die eugenische Indikation abgeschafft,“ so Kronthaler weiter.
Die Abbrüche würden unter dem Titel „medizinische Indikation“ durchgeführt, wie die Praxis in Deutschland zeige. Dass es trotzdem ein Zeichen gegen die Geringschätzung von behinderten Menschen wäre, die eugenische Indikation zu streichen, sei davon unbenommen. Unumgänglich wäre Bewusstseinsbildung, die auch das Thema Pränataldiagnostik umfassen müsse, sowie positive Maßnahmen für Familien mit behinderten Kindern.
Spätabbrüche und Pränataldiagnostik
aktion leben verweist auf den engen Zusammenhang zwischen Pränataldiagnostik und Spätabbrüchen. Die Diskrepanz zwischen Diagnose- und Behandlungsmöglichkeit ist ein Grundproblem von Pränataldiagnostik, die sich immer mehr in Richtung Rasterfahndung nach behinderten Menschen entwickelt habe. „Der selektive Charakter vieler pränataldiagnostischer Maßnahmen ist nicht zu leugnen. Das ist ein großes Problem, das wir weder ausreichend diskutiert haben noch gut handhaben können“, so Kronthaler weiter.
Spätabbrüche: Automatismus zum Abbruch stoppen
In der Praxis werde oft nicht offen gelassen, ob eine Frau ein behindertes Kind zur Welt bringen will oder nicht. „Es wird erwartet, dass ein positiver Befund bei schwerer Behinderung in einem Spätabbruch endet“, so Kronthaler weiter.
„Wir beobachten einen Automatismus zum Abbruch. Vielfach wird den Frauen nahegelegt, es schnell hinter sich zu bringen. Das ist eine unzulässige Manipulation“, betont Kronthaler. „Für Frauen kann es besser sein, das Kind zu bekommen und ihm zu ermöglichen, in ihren Armen zu sterben. Diese Option muss offen bleiben“, so Kronthaler abschließend.