Lapp und Leidlmayer prangern Versagen der Regierung im Bereich Integration an
„Bei der Bildungsministerin bemerkt man zu Schulbeginn eine neue Quirligkeit. Leider beschränkt sich diese Quirligkeit darauf, den Schülern einen sicheren Schulweg und einen guten Einstieg ins neue Schuljahr zu wünschen. Von konkreten Vorstellungen zur Integration ist nichts zu bemerken“, stellte SPÖ-Behindertensprecherin Christine Lapp am Montag im Rahmen einer Pressekonferenz fest.
Für die SPÖ hingegen sei die Inklusion von behinderten Kindern ein wichtiges Anliegen im Rahmen der Bildungspolitik, so Lapp. Deshalb präsentierte die Abgeordnete gemeinsam mit der Vizepräsidentin des oberösterreichischen Landeschulrates Brigitte Leidlmayer ein 10-Punkte-Programm, dass die Situation von Kindern mit sonderpädagogischen Förderbedarf an Österreichs Schulen verbessern soll.
„Inklusion bedeutet, dass alle Kinder mit ihren unterschiedlichen Talenten und Fähigkeiten ein selbstverständliches Miteinander erleben“, erklärte Lapp. Diese Form der gemeinsamen Ausbildung gehe über die herkömmliche Integration hinaus und bedeute einen nächsten Schritt in der Bildungspolitik.
„Seit mehr als 10 Jahren gibt es Integration, doch noch immer sind die Bundesländer dafür verantwortlich“, kritisierte Lapp. Die SPÖ habe unzählige Anträge zu diesem Thema eingebracht, sei jedoch vor allem bei der ÖVP auf taube Ohren gestoßen, so die Abgeordnete. Und Leidlmayer assistierte: „Unter dieser Regierung ist im Bereich Integration vieles versandet.“
Einerseits gehe es um Rechte für die Eltern, wie beispielsweise die Wahlfreiheit der Schule für ihre Kinder, und andererseits müsse man allen Kindern in Österreich die gleichen Chancen gewähren. Die derzeitige Situation lasse dies jedoch nicht zu, so Leidlmayer. Während in der Steiermark 80 Prozent der Kinder mit sonderpädagogischen Förderbedarf integriert wären, liege der Prozentsatz in Vorarlberg bei lediglich 30 Prozent.
Um die Situation für behinderte Kinder und deren Eltern zu verbessern, will die SPÖ folgende Maßnahmen setzen:
- Absicherung eines Mindeststandards von Ressourcen für die Betreuung der Kinder mit sonderpädagogischen Förderbedarf
- Gesetzliche Überführung der Integration ab der neunten Schulstufe
- Integration/Inklusion als Leitform sonderpädagogischer Förderung
- Gesetzliche Verankerung der im Schulversuch erprobten förderlichen Rahmenbedingungen für Integrationsklassen
- Lösung der Nahstellenproblematik
- Ganztagesbetreuung auch bei Besuch von Integrationsklassen
- Langfristig wird die Verantwortung (finanziell und qualitativ) dezentralen Einheiten übergeben, flexible Regelungen sollen einen zielgerichteten Mitteleinsatz garantieren
- Die administrativen und politischen Entscheidungsträger werden entsprechend unterstützt und geschult
- Bis dorthin sind den Bezirksschulinspektoren und SPZ-Leitern klare Richtlinien für einen integrationsförderlichen Ressourceneinsatz vorzugeben
- Eltern und Schüler werden in ihrer Rolle als wichtige Schulpartner stärker einbezogen
„Wir wollen in Zukunft eine sehr intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Inklusion. Dies ist in einer Gesellschaft, in der auf ein Miteinander geachtet wird, wichtig“, unterstrich Lapp. Leidlmayer hob auch die Bereitschaft der Betroffenen, vor allem der Lehrer, hervor, für eine verstärkte Integration zu arbeiten. „Jedoch nur, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Daher der Appell: Gebt den Lehrern die Ressourcen, die sie brauchen.“