Sportstaatssekretär Lopatka und Potjomkin

Der Staatssekretär brüstet sich mit Verbesserungen für behinderte Menschen im Wiener Ernst Happel Stadion. Wahr ist, dass nur kurzfristig - zur EM 2008 - etwas geschieht.

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Am 20. August hob Staatsekretär Lopatka anlässlich der bevorstehenden Wiedereröffnung des umgebauten Ernst Happel Stadions im Wiener Prater die zahlreichen Maßnahmen für behinderte Menschen mit folgenden schönen Sätzen hervor: „Im „Nachhaltigkeitskonzept Österreich-Schweiz für die UEFA EURO 2008“ wurde als Zielsetzung zur Barrierefreiheit festgelegt, dass es zwei Behindertenplätze pro 1000 Zuschauer in den Stadien geben wird und zusätzlich zwei Behindertenplätze pro 1000 Besucher in den Fanzonen.“

Die ÖAR hat gemeinsam mit einem ORF-Team anlässlich des Länderspiels Österreich-Tschechien am 22. August einen Lokalaugenschein vorgenommen und folgendes festgestellt:

Reservierte Rollstuhlparkplätze, auf denen Privatfahrzeuge von Polizisten parkten, werden vom Ordnerdienst mit folgenden Worten kommentiert: „Na klar weiß ich, dass das das Auto von einem Polizisten ist, glaubens, ich steh umsonst da??“

Sanitäranlagen, die seit den 80er Jahren unverändert sind, mit untauglichen Stützgriffen und zu hoch montierten Ausrüstungsgegenständen – fernab geltender ÖNORMEN, offensichtlich bei der Sanierung des Stadions vergessen.
Die gleichen Rollstuhlstellplätze auf Spielfeldebene wie vor 20 Jahren, die den angeblich so bevorzugten Rollstuhlfahrern das Geschehen aus einer Dackel-Perspektive zumuten.

Die von Lopatka bejubelte erhöhte Tribüne wird nur während der WM errichtet und dann wieder abgebaut; für regelmäßige Stammkunden des Stadions gelten dann wieder dieselben schlechten Sichtbedingungen wie vorher.

Nach der Besichtigung fasst der Normenspezialist und Experte für barrierefreies Planen der ÖAR, Generalsekretär Eduard Riha, enttäuscht zusammen: „Hier wird für die ausländischen Medien ein Potjomkinsches Dorf errichtet, um Behindertenfreundlichkeit vorzutäuschen, die über Jahre treuen Fußballfans interessieren offenbar nicht. Dabei wäre es leicht gewesen, menschenwürdigere Zustände herzustellen, einige hundert Meter weiter, im Radstadion, hätte Lopatka sehen können, wie es guten Architekten (Dr. Sepp Frank) gelingt, eine Tribüne mit guter Sicht zu errichten. Schon im alten Griechenland wusste man, dass nur die erhöhte Sitzposition Überblick gewährt.“

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