Stellungnahme vom Netzwerk Selbstvertretung Österreich zum Thema Sachwalterschaft

Heute berichten wir Ihnen vom Netzwerk Selbstvertretung Österreich. Und wir berichten Ihnen vom Thema Sachwalterschaft. 

Eindrücke vom Öffentlichen Monitoringausschuss 20111117
BIZEPS

Einige Menschen mit Lernschwierigkeiten haben uns ihre Erfahrungen mit SachwalterInnen geschickt. Danke dafür. 

Das Netzwerk hat aus den Erfahrungen einen Text gemacht. In schwerer Sprache heißt der Text: Stellungnahme.

Diese Stellungnahme geben wir weiter. Diese Stellungnahme geben wir dem Monitoring-Ausschuss. Hier steht, was der Monitoring-Ausschuss ist.

Am 17. November war eine Sitzung. Die Sitzung war in Wien. Zu der Sitzung konnte jeder und jede hingehen. Und jeder und jede konnte seine Meinung sagen. (Fotos von der Sitzung)

Das Thema von der Sitzung war: Sachwalterschaft.

Auch das Netzwerk Selbstvertretung Österreich war bei der Sitzung dabei. 

Warum war das Netzwerk bei der Sitzung dabei? Weil für uns SelbstvertreterInnen das Thema Sachwalterschaft wichtig ist. 

Viele Menschen mit Lernschwierigkeiten haben einen Sachwalter oder eine Sachwalterin. 

Wir sagten bei der Sitzung unsere Meinung. Unsere Meinung steht auch in unserer Stellungnahme. 

Stellungnahme

Stellungnahme zum Thema Sachwalterschaft für die öffentliche Sitzung des Monitoringausschusses am 17. November 2011 in Wien:

Am 10. Oktober 2011 haben 30 Frauen und Männer vom Netzwerk Selbstvertretung Österreich über Sachwalterschaft gesprochen. Die meisten haben selbst einen Sachwalter oder eine Sachwalterin.
Das heißt, die 30 Frauen und Männer kennen sich bei dem Thema Sachwalterschaft aus. Die Besprechung hat fast 3 Stunden gedauert.

Das Thema Sachwalterschaft ist für uns sehr wichtig. Die SelbstvertreterInnen haben von ihren Erfahrungen mit SachwalterInnen erzählt. Wir haben über diese Erfahrungen nachgedacht. Unsere Erfahrungen haben wir aufgeschrieben. Und was wir über das Thema Sachwalterschaft denken, haben wir auch aufgeschrieben. Das alles steht in dieser Stellungnahme.
Diese Stellungnahme gibt es auch auf unserer Internetseite. Einige SelbstvertreterInnen haben ihre Erfahrungen mit SachwalterInnen genau beschrieben. Diese Geschichten gibt es auch auf unserer Internetseite.

Bei sehr vielen Menschen mit Lernschwierigkeiten hat das Gericht den Sachwalter oder die Sachwalterin bestimmt. Wir selbst sind nicht gefragt worden. Die Menschen mit Lernschwierigkeiten haben vom Gericht erfahren, dass sie einen Sachwalter oder eine Sachwalterin bekommen.

Bei vielen Leuten sind Eltern oder Geschwister die SachwalterInnen. Manche haben einen Sachwalter von einem Verein. Nur sehr wenige haben mitbestimmt, wer der Sachwalter wird.

Einige Menschen mit Lernschwierigkeiten haben schon mehrere SachwalterInnen gehabt. Wenn man verschiedene Sachwalter hatte, dann kann man besser vergleichen, ob man den Sachwalter gut oder schlecht findet. Manchmal wechselt der Sachwalter sehr oft. Das finden wir sehr unangenehm.

Wir finden es nicht gut, wenn Eltern oder andere Angehörige unsere SachwalterInnen sind. Eltern oder andere Angehörige haben ihre eigenen Vorstellungen, wie wir leben sollen. Das sind oft nicht dieselben Vorstellungen, die wir haben. Es ist schwierig, der Mutter oder dem Vater zu widersprechen. Es fällt uns schwer, den Verwandten zu sagen, dass sie ihre Arbeit schlecht machen. Außerdem wollen wir ihnen nicht zur Last fallen.


Manche von uns haben Angst, dass ihnen niemand mehr hilft, wenn die Verwandten sterben. Es sollte verboten werden, dass Eltern die Sachwalter ihrer Kinder sind. 


Manchmal sind MitarbeiterInnen von Werkstätten oder Wohneinrichtungen die SachwalterInnen. Oft sind die LeiterInnen von den Einrichtungen, wo die SelbstvertreterInnen wohnen oder arbeiten, die SachwalterInnen. Das ist sehr schlecht.
Diese SachwalterInnen vertreten dann mehr die Wünsche von der Einrichtung als unsere Wünsche.

Es gibt eine Prozentklausel. Das heißt: Wenn ein Selbstvertreter oder eine Selbstvertreterin viel Geld hat, bekommt der Sachwalter einen Teil vom Geld. Die Prozentklausel gehört abgeschafft.

Wir haben gute und schlechte Erfahrungen mit SachwalterInnen gemacht. Manche SachwalterInnen nehmen die SelbstvertreterInnen sehr ernst. Sie treffen sich regelmäßig mit ihnen. Sie unterstützen sie gut beim Umgang mit Geld. Sie bestimmen nicht über uns. Sie lassen uns selbst entscheiden, wie wir unser Geld ausgeben.

Manche SachwalterInnen wollen über die Menschen mit Behinderungen bestimmen. Sie wollen zum Beispiel entscheiden, was wir in der Freizeit machen. Oder wofür wir unser angespartes Geld ausgeben. SachwalterInnen müssen die Wünsche von Frauen und Männern mit Lernschwierigkeiten ernst nehmen.

Manche SachwalterInnen kommen unangemeldet. Das ist nicht gut.

Manchmal haben wir Probleme mit unseren SachwalterInnen. Wir wissen nicht, wo wir dann Hilfe bekommen können. Es sollte am Anfang eine Probezeit geben. Dann sieht man, ob man miteinander auskommt.

Wir glauben, dass das Gericht nicht genug Zeit hat. Oft kennt das Gericht unsere Bedürfnisse nicht. Es kümmert sich nicht genug um unsere Anliegen und um die Anliegen der SachwalterInnen. Statt SachwalterInnen könnte es auch LebensunterstützerInnen geben. Sie müssen uns gerne helfen. Wir müssen Vertrauen zu ihnen haben. Sie können uns das ganze Leben begleiten. Sie müssen dafür Unterstützung bekommen. Sie müssen dafür ordentlich bezahlt werden.

Im Netzwerk Selbstvertretung Österreich haben wir das erste Mal über Sachwalterschaft gesprochen.
Wir stehen also noch ganz am Anfang. Wir brauchen mehr Zeit. Wir brauchen mehr Informationen. Wir wollen uns beim Thema Sachwalterschaft gut auskennen. Dann können wir auch gut mitreden.

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