Stolpersteine Graz verlegte am 16. August 2016 in der Leonhardstraße 130 den ersten Gedenkstein in Brailleschrift im Gedenken an Irene Ransburg.
Die am 23. Oktober 1944 im KZ Auschwitz ermordete, taubblinde Grazer Literatin Irene Randburg beschrieb den Moment, als sie die Brailleschrift erlernte, so:
Meinen Kopf in beide Hände bergend, um nicht gesehen zu werden, weinte ich zum ersten Mal wieder Freudentränen, denn der Gedanke, niemals mehr ein Buch lesen zu können, hatte mein Unglück verdoppelt.
Das Schicksal hatte es Irene Ransburg nie leicht gemacht. 1898 geboren, verlor sie schon früh ihre Eltern und durch eine Erkrankung mit 16 Jahren Sehkraft und Gehör. Trotzdem absolvierte sie in der Odilien-Blindenheilanstalt eine Ausbildung zur Sessel- und Möbelflechterin, erlernte die Blindenschrift und wurde zur Literatin.
1944 wurde ihre jüdische Herkunft aufgedeckt. Sie wurde von den Nazis zunächst deportiert und dann in Auschwitz ermordet.
Stolpersteine
An das Schicksal von Irene Ransburg soll nun ein sogenannter „Stolperstein“ erinnern, der am 16. August 2016 vom „Verein für Gedenkkultur“ zusammen mit 12 anderen Gedenksteinen enthüllt wurde.
In #Graz wurde gestern der europaweit erste #Stolperstein in Brailleschrift in Erinnerung an Irene Ransburg verlegt. https://t.co/E0xPAlDXeO
— Stolpersteine (@_Stolpersteine_) August 17, 2016
Das Besondere an dem Gedenkstein für Irene Ransburg ist, dass er in Brailleschrift beschriftet ist. Die Inschrift des Stolperstein besteht aus Name, Geburtsdatum sowie Eckdaten zum Schicksal der Person. Auf einem zweiten Stein stehen die Informationen für die, die Brailleschrift nicht lesen können, in Schwarzschrift.
Bisher gibt es Gedenksteine in sechs österreichischen Bundesländern. Bereits 2010 berichtete BIZEPS über das Projekt Stolpersteine in Wr. Neustadt.
Nicht immer wird der Name Stolperstein verwendet, in Wien gibt es „Steine der Erinnerung“, „Erinnern für die Zukunft“ und „Steine des Gedenkens“.
Die Stolpersteine sind ursprünglich ein Projekt des deutschen Künstlers Gunter Deming, das sich nicht nur in Deutschland verbreitet hat, sondern auch in weiteren europäischen Ländern aufgegriffen wurde.
Mit diesen Gedenksteinen soll an das Schicksal der Opfer des Nationalsozialismus erinnert werden. Die Gedenksteine werden am letzten Wohnort der Person angebracht. Gunter Demnig ist es wichtig, dass die Gedenksteine von Hand hergestellt werden.
„Jeder Stein soll per Hand gefertigt und per Hand verlegt werden. Die Verlegungen sind keine Routine; jedes Schicksal bewegt uns und soll bewegen. Wir möchten bewusst keine Massenverlegungen, um der damaligen Massenvernichtung etwas entgegenzusetzen.“