4. Österreich-Tag "Barrierefreies Leben" mit umfassendem Programm
Der Vorsitzenden der Behindertenkommission des Wiener Gemeinderates, Dritte Landtagspräsidentin Prof. Erika Stubenvoll, geht die Umsetzung der sowohl von privater als auch öffentlicher Seite angekündigten Maßnahmen für die völlige Integration behinderten Menschen in die Gesellschaft noch immer zu langsam.
Wie die Politikerin anlässlich des 4. Österreichtages der Veranstaltungsreihe zur Förderung von Anliegen von Menschen mit besonderen Bedürfnissen, der am Donnerstag (14.) im Wiener Rathaus stattfindet, in einer diesbezüglichen Aussendung des Pressedienstes der SPÖ Wien betonte, bräuchten Menschen mit besonderes Bedürfnissen vor allem kein bloßes Schulterklopfen, sondern die möglichst rasche Umsetzung ihrer Anliegen.
„Für viele Behinderte existieren leider noch immer zu viele psychische wie auch physische Zugangsbarrieren zur uneingeschränkten Teilnahme am und Mitgestaltung ihres Lebensumfeldes“, stellte Stubenvoll fest. Auch der diesjähriges Österreich-Tag, der von der „Österreichischen Computer-Gesellschaft“, dem Verein „Hilf selbst mit“ und dem „Verein zur Förderung der Anliegen behinderter Menschen“ veranstaltet wird, solle und werde Möglichkeiten und Maßnahmen auf breiter Basis ausloten, auf welche Weise diesem unbefriedigendem Zustand am wirksamsten zu Leibe gerückt werden könne.
„Die vollständige Integration von Menschen mit besonderes Bedürfnissen ist nicht nur eine humanitäre, sondern darüber hinaus auch eine ökonomische Frage“, führte Stubenvoll weiter aus, „geht es doch auch darum, das enorme kreative Kapital, das zu einem großen Teil auch in dieser Bevölkerungsgruppe vorhanden ist, intensiver zu nützen und auch damit das gesellschaftliche Leben in allen seinen Facetten zu bereichern“.
Hoher Stellenwert der Behindertenpolitik in der Stadt Wien
Für die Wiener Sozialdemokraten sei jedenfalls einer ihrer programmatischen Kernpunkte auch in ihrem derzeit in Ausarbeitung befindlichen Visionenprogramm „Wien 2010“ ein barrierefreies Leben. „Ich bin mir bewusst, dass es bis dahin noch ein weiter Weg ist, aber wenn wir zügig einen Schritt vor den anderen setzen, ist dieses Ziel durchaus zu erreichen“, gab die Politikerin ihrer Hoffnung Ausdruck.
Gerade in Wien sei nämlich in jüngerer Zeit ein beachtliches Maßnahmenbündel zur verbesserten Bewältigung von Alltagssituationen von Menschen mit besonderen Bedürfnissen realisiert worden bzw. werde umgesetzt. Dieses reiche vom behindertengerechten Bauen über die forcierte Anschaffung von Niederflurfahrzeugen bei den öffentlichen Verkehrsmitteln und die komplette Nachrüstung der U-Bahn Stationen mit Aufstiegshilfen bis hin zur Verbesserung beim Fahrtendienst.
Stubenvoll wies zudem darauf hin, dass die Stadt unter Federführung von Vizebürgermeisterin Laska zahlreiche Initiativen und Projekte ins Leben gerufen wurden, die u.a. auch dazu beitrügen, Behinderte auch in den Arbeitsmarkt stärker zu integrieren. Welchen hohen Stellenwert die Stadt der Behindertenarbeit insgesamt zumesse, gehe auch daraus hervor, dass sich das Budget zum Beispiel für Dienstleistungen für diese Bevölkerungsgruppe in den vergangenen fünf Jahren um 50 Prozent auf 1,5 Milliarden Schilling erhöht habe, hob Stubenvoll hervor.
Kritik an gedankenlosen Maßnahmen seitens der ÖBB zu Lasten Behinderter
„Leider werden dann immer wieder solche großartigen Bemühungen durch die Gedanken- und Gleichgültigkeit seitens anderer Einrichtungen gewissermaßen konterkariert“, erklärte Stubenvoll weiter.
Als Beispiel führte sie die gerade in jüngster Zeit heftig diskutierten Bahnhofsumbauten und -neugestaltungen bei den Österreichischen Bundesbahnen an. „Bedauerlicherweise wird dabei nur über die Finanzierungsmodalitäten gestritten, nicht darüber, dass sich durch die Umbauten oft gerade für die Menschen mit besonderen Bedürfnissen zum Teil gravierende Verschlechterungen ergeben“, übte Stubenvoll Kritik.
So seien u.a. entlang der nach Wien führenden wichtigen Pendlerstrecke Nordwestbahn bei zahlreichen Stationen die – vor allem für behinderte Menschen – gut erreichbaren niveaugleichen Zugänge zu den Bahnsteigen durch Personentunnels ersetzt worden. Die neuen Zugänge weisen aber keine wie auch immer gearteten Aufstiegshilfen auf, zudem seien die Kinderwagenrampen so katastrophal steil und breitspurig angelegt, dass sie weder von Rollstuhlbenützern noch von – vornehmlich älteren – Menschen, die mit einem Einkaufstrolley unterwegs sind, benützt werden können.
„Seitens der ÖBB werden also behinderte Menschen entweder durch Gedankenlosigkeit oder – was noch viel schlimmer wäre – bewusst von der Benützung eines wichtigen öffentlichen Verkehrsmittels gleichsam ausgeschlossen. „Das ist ein klassisches Beispiel dafür wie mit berechtigten Anliegen von Behinderten teilweise noch immer mit einer eigenartigen Verdrängung umgegangen wird“, gab Stubenvoll ihrem Ärger Ausdruck.