Zum ersten Mal wurde 2006/2007 eine österreichweite Erhebung zum Status der Österreichischen Gebärdensprache (ÖGS) im Bildungswesen und zur Situation gehörloser Studierender an der Universität Wien durchgeführt.
Dementsprechend groß war die Interesse und der Andrang bei der Präsentation der Studie am 4. Februar 2008 an der Universität Wien. Über 160 Personen waren zu der Tagung „Sprache Macht Wissen“ gekommen, um mehr zu erfahren und um die Ergebnisse zu diskutieren. (Hier finden Sie mehr Informationen sowie die Studie selbst.)
Viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung waren selbst gehörlos und haben ihre Ansichten und eigenen (meist negativen) Schulerfahrungen geteilt und in Arbeitsgruppen zusammen mit Lehrerinnen und Lehrern und Interessierten Ideen und Verbesserungsvorschläge gesammelt. Aber auch Wissenschafterinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen waren gekommen und kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus.
„Es ist einfach unglaublich!“
So Verena Plutzar vom Fachbereich Deutsch als Fremd- und Zweitsprache, die in einer bewegten Wortmeldung kommentierte, wie es für sie als Außenstehende wirke, dass Lehrerinnen und Lehrer an Gehörlosenschulen in Österreich nicht ÖGS können, bevor sie hörbehinderte/gehörlose Kinder unterrichten dürfen: „Es ist einfach UNGLAUBLICH! Heute ist mir wirklich erst so richtig bewusst geworden, dass gehörlose oder hörbeeinträchtigte Menschen nicht ‚behindert sind‘, sondern behindert werden!“
Ministerialrätin Mag. Lucie Bauer war als einzige Vertreterin eines Bundesministeriums offiziell als Ansprechperson da und stellte sich eine ganze Stunde lang den Fragen der Tagungsteilnehmerinnen und Tagungsteilnehmer.
Es war viel Frust zu hören und zu sehen
Ein gehörloser Teilnehmer: „Von ihr habe ich eine klare Stellungnahme vermisst, stattdessen verflüchtigte sie sich in irrelevante Aussagen. Ihre Meinung zu Schweden – aufgrund der österreichischen Rahmenbedingungen könne man von dort nichts übernehmen – ist enttäuschend.“
Es war viel Frust zu hören und zu sehen – so wurde in einer Arbeitsgruppe von Demos und Hungerstreiks gebärdet, weil man es so satt habe „geduldig“ zu sein -, aber auch Optimismus, dass sich – auf Basis der nun belegten Mängel, Missstände und Veränderungsideen – die Bildungssituation für gehörlose Menschen in Österreich verbessern wird.
Studienautorinnen Verena Krausneker und Katharina Schalber unisono: „Es bleibt zu hoffen, dass diese Eindrücke auch von den anwesenden Vertreterinnen und Vertretern der zuständigen Ministerien mitgenommen wurden und die Ergebnisse der Studie in zukünftige Entscheidungen mit einfließen.“