Tagung „für ein gutes Miteinander in der Tages-Struktur“

Am 16. Juni 2021 veranstaltete die Agentur Sonnenklar Drehscheibe Peer-Streitschlichtung eine Tagung zum Thema Gewalt durch Regeln in Tagesstrukturen.

Gruppe von TeilnehmerInnen der Tagung der Agentur Sonnenklar am 16. Juni 2021
equalizent

2019 startete das Projekt Agentur Sonnenklar Drehscheibe Peer-Streitschlichtung, ein Projekt, welches sich mit struktureller Gewalt in Tagesstrukturen beschäftigt, BIZEPS berichtete bereits über die Anfänge des Projektes.

Am 16. Juni 2021 veranstaltete das Projekt seine erste große Tagung unter dem Titel „Für ein gutes Miteinander in der Tagesstruktur“. Die Tagung fand sowohl online als auch im Catamaran Wien statt.  Zum einen hatte die Tagung den Fokus auf die Arbeit der Agentur Sonnenklar, zum anderen ging es generell um strukturelle Gewalt in Einrichtungen.

Rückblick auf die Anfänge

Zu Anfang berichteten Nicole Osimk von der Agentur Sonnenklar und Iris Kopera vom Selbstvertretungszentrum über die Entstehungsgeschichte der Agentur Sonnenklar Drehscheibe Peer-Streitschlichtung. Iris Kopera betont, indem viele die Ausbildung Peer-Streitschlichter machen, wolle man ein großes Netzwerk schaffen. Peer-Streitschlichterinnen und Peer-Streitschlichter könnten dabei helfen, dass Konflikte erst gar nicht schlimm werden, wenn man früh Hilfe holt.

Nicht nur dass viele Menschen an einem Ort leben, kann zu Gewalt führen, erklärt Kopera, sondern Gewalt entsteht auch, wenn man zu wenig Wissen hat. Deshalb wollte man mit dem Angebot einen Ort schaffen, wo man Wissen bekommt.

Christiane Löper und Sonja Weis gingen in ihren Vorträgen mehr auf das Workshop-Angebot der Agentur Sonnenklar ein. Bisher habe es schon einige Workshops gegeben, teilweise live, teilweise online.

Man startete mit den sogenannten „Einblicke Workshops“. In diesen ging es darum, in die Einrichtungen zu gehen und zu sehen, wie es dort läuft. Als Fortsetzung gab es dann sogenannte „Durchblicke Workshops“, zum Beispiel zur institutionellen Gewalt, oder auch zum Thema Wissensaustausch in Einrichtungen.

Beruf Peer-Beratung

Eine weitere Beratungsstelle, die Menschen mit Lernschwierigkeiten durch Peer-Beratung unterstützt, ist wibs (Wir informieren beraten bestimmen selbst) aus Tirol.

Petra Flieger berichtete davon, wie schwierig es anfangs war, von den Werkstätten angenommen zu werden. Man meinte oft, dass ein Gespräch mit den Peer-Beraterinnen und Peer-Beratern bereits ausreiche.

Besonders viel Aufmerksamkeit beim Publikum erregte die Tatsache, dass Peer-Beraterin Monika Rauchberger für ihre Arbeit ein richtiges Gehalt bekommt und auch angestellt ist. Diese Tatsache kommentierte eine Zuhörerin aus Wien mit dem Satz: „Kann es nicht so was auch bei uns geben?“.

Mehr Mitsprache und weniger Struktur

Neben der Arbeit der Agentur Sonnenklar wurde das Thema strukturelle Gewalt aus verschiedenen Blickwinkeln thematisiert.

Hemma Mayrhofer vom Institut für angewandte Rechts- und Kriminalsoziologie der Universität Innsbruck berichtete über die Ergebnisse der Studie „Erfahrungen und Prävention von Gewalt an Menschen mit Behinderungen“. Insbesondere sprach sie darüber, welchen Einfluss Strukturen und zu strenge Regelungen auf das Leben der Bewohnerinnen und Bewohner haben.

Elisabeth Udl von der Beratungsstelle Ninlil sprach darüber, wie wichtig Mitsprache ist, um Gewalt in Einrichtungen vorzubeugen.

Eine Möglichkeit, institutionelle Gewalt zu verhindern, ist auch Kontrolle. Dabei helfen die Besuchskommission der Volksanwaltschaft und die Bewohnervertretung Wien.

Die Tagesstuktur als Übergang in den ersten Arbeitsmarkt

In einem letzten Vortrag sprachen die beiden Peer-Streitschlichter Roland Übelbacher und Johannes Müller über ihre Erfahrungen in der Tagesstruktur. Dass die Tagesstruktur Vor- und Nachteile hat, zeigte der Vortrag von Roland Übelbacher.

Insgesamt war Übelbacher 33 Jahre lang in diversen Tagesstrukturen beschäftigt. Die Tagesstruktur hätte ihm geholfen, seinen Alltag besser zu strukturieren. Produktiv sei man sowohl in der Tagesstruktur als auch auf dem ersten Arbeitsmarkt, aber die Entlohnung für die Arbeit könne nicht verschiedener sein.

Das Leistungsentschädigungsgeld sei leider nicht an die Produktivität angepasst. Auch wenn die Bezeichnung geändert wurde, fühlt es sich immer noch wie ein Taschengeld an. Bei einem Lohn wissen man hingegen genau, wofür man arbeitet und dass der Lohn der geleisteten Arbeit entspricht. Die Tagesstruktur solle die Kundinnen und Kunden dabei unterstützen, einen Schritt in die Unabhängigkeit zu machen, so Übelbacher abschließend .

Für Auflockerung zwischen den Vorträgen sorgten Mitmach-Auftritte von Tanzen ohne Grenzen und Hands-Up. Für alle, die die Tagung verpasst haben, gibt es die Möglichkeit, sie auf Youtube komplett nachzusehen.  

Für alle, die die Tagung verpasst haben, alle Informationen zur Tagung finden Sie auf der Internetseite der Agentur Sonnenklar. Das Infomaterial beinhaltet Kurzzusammenfassungen der Vorträge in leichter Sprache, einen Bericht von Okto TV über die Tagung und weiteres Video und Bildmaterial.

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