Am 12.1.2004 stellte Bezirksvorsteherin Ernestine Graßberger gemeinsam mit den Projektbetreibern, Prof. Erich Schmid und Dir. Susanne Alteneder - Bundes-Blindenerziehungsinstitut Wien - die ersten tastbaren Bezirkspläne für blinde Menschen vor.
Bereits im Jahr 2001 interessierten sich erste zahlungsfreudige Sponsoren, wie z. B. die Bezirksvorstehungen Floridsdorf und Leopoldstadt, das Schulschiff Floridsdorf und die Firma Eucarbon, für das Projekt, einen tastbaren Wiener Stadtplan für blinde Menschen Wirklichkeit werden zu lassen. Das ambitionierte Projektteam entwickelte gemeinsam mit der Firma GEO-SOLUTION in zwei Jahren eine Methode, bei der ein Relief von einer Landkarte über eine computergesteuerte Fräse in Pressspanplatten gefräst wird, wovon dann Kunststoffabzüge – die tastbaren Karten – hergestellt werden können.
Auf Initiative der grünen Bezirksrätin Jutta Sander beschloss das Bezirksparlament einstimmig die Finanzierung der tastbaren Bezirkspläne für Ottakring.
„Eine der wichtigsten Aufgaben war es, die Informationen einer herkömmlichen Landkarte für sehende Menschen so weit zu reduzieren und vereinfachen, dass der blinde Mensch die Übersicht bewahren kann und dabei auch noch so viel Information wie möglich vermittelt bekommt; diese Aufgabe war, wie man sich sicher vorstellen kann, ziemlich schwierig, wurde nun aber, so glaube ich, sehr gut gelöst“, erklärt Prof. Erich Schmid, der Projektleiter und blinde Lehrer am Bundes-Blindenerziehungsinstitut Wien.
Nun ist der erste Bezirksplan fertig; Ottakring wird auf insgesamt 11 Kunststofffolien im Format A3 – Maßstab 1:5000 – mit den wichtigsten Straßenzügen und Gebäuden dargestellt; Bezirksämter, wichtige Kirchen, Postämter, Polizeistationen und Veranstaltungsorte sowie Straßenzüge mit Straßenbahnlinien sind gesondert gekennzeichnet. Die Karten sind mit Brailleschriftabkürzungen beschriftet und werden durch eine Legende in Blindenschrift ergänzt, die die verwendeten Abkürzungen erklärt. Um den Plan auch für sehende Menschen benützbar zu machen, kann ein Farbdruck des jeweiligen Teilplanes unter die transparente Kunststofffolie gelegt werden.
Prof. Erich Schmid: „Zum Mitnehmen ist der Plan schon wegen seiner Größe nicht gedacht, doch das macht auch nichts, denn blinde Menschen müssen sich auf zurückzulegende Wege sowieso vorher zuhause vorbereiten und den Weg auswändig lernen. Die große Bedeutung tastbarer Stadtpläne liegt darin, dass sie blinden und schwer sehbehinderten Menschen die Lage der Objekte zueinander vermitteln.“
Die Direktorin des Bundes-Blindenerziehungsinstituts Wien, Susanne Alteneder, zeigt sich über diesen ersten tastbaren Bezirksplan erfreut: „Die Bezirksvorstehung hat damit Barrieren Abgebaut und einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität und des selbstbestimmten Lebens schwer sehgeschädigter Menschen geleistet.“
„Ottakring will mit diesem tastbaren Bezirksplan den sehbehinderten Bürgerinnen und Bürgern die Orientierung im Bezirk erleichtern. Ich bin überzeugt, dass wir damit eine Vorbildrolle einnehmen und andere Wiener Bezirke folgen werden“, sagt Bezirksvorsteherin Ernestine Graßberger. Die Entwicklungskosten für den tastbaren Bezirksplan in der Höhe von knapp 10.000 wurden aus dem Bezirksbudget bestritten.
Mit dem tastbaren Bezirksplan für Ottakring ist nun der Start für die Erarbeitung eines tastbaren Stadtplanes für ganz Wien gemacht. „An weiteren Bezirksplänen wird bereits gearbeitet; die tastbaren Pläne für den 7. und 8. Bezirk sind bereits fertig und müssen noch vervielfältigt werden und vom 21. Bezirk existieren bereits zwei Teilpläne. Außerdem gibt es auch einen tastbaren Übersichtsplan, der Wien und die Anordnung der Bezirke zeigt“, erklärt Prof. Erich Schmid.
Die elf Teilpläne von Ottakring können zum Preis von 11 Euro und die dazugehörigen Farbdrucke ebenfalls zum Preis von 1 Euro pro Teilplan im Infopoint Ottakring oder beim Blindendruckverlag des Bundesblindenerziehungsinstituts Wien – Wittelsbachstraße 5, 1020 Wien; Tel. 01 / 728 08 66/218; bdv@bbi.at – erworben werden.