Vertreter von fünf Behindertenorganisationen zogen am 1. Dezember nüchterne Bilanz: "Das war nicht unser Jahr".
„Im heurigen Jahr der Menschen mit Behinderung ist für uns nichts getan worden. Das war nicht unser Jahr“, sind sich Vertreter der Behindertenorganisationen einig, berichtet die Tiroler Tageszeitung.
„Man fährt über uns drüber“ so die Kritik der Betroffenen, die auch verärgert sind, dass man „keinen Dialog“ mit ihnen sucht. Als Beispiele nennen sie:
Integration
Behinderte Schülerinnen und Schüler haben die Möglichkeit eine Integrationsklasse zu besuchen. „Dort sind Betroffene aber oft nur geduldet“ erläutert Heinz Forcher vom TAFIE (Tiroler Arbeitskreis für integrative Erziehung). Er kenne Fälle, wo betroffenen Kinder daher in Privatschulen wechselten.
Gleichstellung
Sowohl auf Bundes- wie auch auf Landesebene habe sich im Bereich Gleichstellung wenig getan. „In Tirol wurde zwar eine Arbeitsgruppe zur Durchforstung der Landesgesetze nach diskriminierenden Bestimmungen für behinderte Menschen angekündigt“ berichtet Hubert Stockner von der „Selbstbestimmt Leben Initiative“, doch diese sei noch immer nicht eingerichtet worden.
Seit Jahren fordern die Betroffenen ein Behinderten-Gleichstellungsgesetz mit einklagbaren Rechten. Der Nationalrat habe zwar beschlossen, einen Gesetzesentwurf unter Beteiligung von Experten der Behindertenbewegung vorzubereiten. „Doch dazu ist es nicht gekommen. Es hat vielmehr geheißen, dass das Sozialministerium selbst einen Entwurf erarbeitet – irgendwann einmal“, wird Stockner in der Tiroler Tageszeitung zitiert.
Selbstvertretung
„Trotz Gesetzesänderung sitzt im Behindertenbeirat nach wie vor lediglich ein Betroffener“, beanstandet Gerhard Walter von der „Selbstbestimmt Leben Initiative“. Erst auf Druck von außen sei man bereit, mehr Menschen mit Behinderung aufzunehmen, erzählt Walter.
Persönliche Assistenz
Die derzeitige Situation bei der persönlichen Assistenz in Tirol ist unbefriedigend. „Weil Amtsärzte entscheiden, ob und wie viele Stunden gewährt werden, herrschen in jedem Bezirk andere Rahmenbedingungen“, zeigt sich Stockner verärgert.
„Wir werden weiterhin versuchen, Verbesserungen zu erreichen“, verspricht Stockner.