Arbeitsgespräch von Tiroler Soziallandesrätin Baur mit Wiener Expertin Rauch.
Dass mehr Frauen und Männer mit Behinderungen zu LehrerInnen ausgebildet und als LehrerInnen beschäftigt werden sollen, das hat der Tiroler Landtag heuer beschlossen.
Einige rechtliche Hürden hatte erst im Jahr zuvor ein Bundesgesetz für die neue Ausbildung von PädagogInnen aus dem Weg geräumt. Zu diesem Thema diskutierten heute Freitag Soziallandesrätin Christine Baur und VertreterInnen der Landtagsparteien mit Claudia Rauch im Landhaus in Innsbruck.
Die blinde Wienerin ist auf diesem Gebiet eine Expertin mit enormer Praxiserfahrung: Sie unterrichtet seit bereits 20 Jahren als behinderte Lehrerin in regulären Volksschulen, die letzten sechs Jahre wirkte sie an der Pädagogischen Hochschule Wien. Alle möglichen Widerstände musste sie mit viel Energie überwinden, um in ihrem Traumberuf arbeiten zu können.
Claudia Rauch, die im Gespräch ungeschminkt aus ihrem Berufsalltag berichtete, ist als Lehrerin mit Behinderung noch die große Ausnahme in der österreichischen Regelschule. „Das Land Tirol verfolgt jetzt ausdrücklich das Ziel, behinderte Studierende für den Pädagoginnen- und Pädagogenberuf zu gewinnen, die allenfalls unter Heranziehung von Unterstützungsmaßnahmen unterrichten können“, so LRin Baur.
„Die eindrücklichen Schilderungen von Claudia Rauch machten uns bewusst, welcher gesellschaftspolitische Mehrwert mit einem solchen Unterricht möglich ist“, sagt die Soziallandesrätin. Kinder lernen auf diese Weise einen gesunden Umgang mit Menschen mit Behinderung. Gleichzeitig wird auch Sozialarbeit geleistet, weil die Kinder an einem Erwachsenen mit Behinderung direkt erleben können, wie man mit Schwächen umgeht. Andererseits werden den SchülerInnen im Unterricht auch die Stärken dieser Lehrkraft bewusst.
So werden Sozialkompetenzen vermittelt. „Diese Kinder werden als spätere Eltern ihrem Nachwuchs eine aus ihrer persönlichen Erfahrung heraus unverkrampfte Einstellung zu Menschen mit Behinderung vermitteln können“, folgert LRin Baur: „Auf diese Weise wird Vielfalt wirklich gelebt, Behinderung ist normal, das ist eine Bereicherung für alle!“
Mit der Möglichkeit einer vom Sozialministerium bezahlten persönlichen Assistenz am Arbeitsplatz wird LehrerInnen mit Behinderung die Ausübung ihres Berufes erleichtert. Aber immer noch erschweren rechtliche Rahmenbedingungen die Einstellung von LandeslehrerInnen mit Behinderung.
„Wenn die immer wieder geforderte Inklusion klappen soll, muss dieses Umdenken gerade im Bildungsbereich einsetzen“, ist sich LRin Baur bewusst: „Auf der Grundlage des bei der heutigen Diskussion so spürbaren parteiübergreifenden Konsenses in der Behindertenpolitik hat uns das Beispiel von Claudia Rauch sehr ermutigt und bestätigt, diesen eingeschlagenen Weg weiterzugehen.“