Stephansplatz im Fokus: Totalsperre statt zweitem U-Bahn-Aufzug entfacht neue Diskussionen

Der zweite Aufzug wurde bislang konsequent von der Landesregierung und den Wiener Linien abgelehnt. Nun allerdings wurde bekannt, dass ab Jänner 2025 sogar eine zweimonatige Totalsperre bevorsteht. Ein Kommentar.

Kleiner Aufzug U-Bahn Station Stephansplatz der Wiener Linien
BIZEPS

BIZEPS hat in den letzten 10 Jahren mehrfach über die Forderung nach einem zweiten Aufzug an der U-Bahn-Station Stephansplatz berichtet. Bereits 2014 wies BIZEPS auf die Engpässe des einzigen vorhandenen Lifts hin und forderte den Bau eines zweiten Aufzugs, um die Situation für mobilitätseingeschränkte Personen zu verbessern.

2015 startete BIZEPS eine Petition, um den Bau eines zweiten Aufzugs im U-Bahn-Bereich Stephansplatz voranzutreiben. Ziel war es, so schnell wie möglich eine barrierefreie Lösung zu erreichen.

Im Jahr 2016 organisierte BIZEPS ein Protest-Picknick, nachdem die Wiener Stadtregierung ihr Versprechen, einen zweiten Aufzug zu bauen, nicht eingehalten hatte. Trotz jahrelanger Verhandlungen und einer Zusage im Frühjahr 2016 wurde der Bau des zusätzlichen Lifts schlussendlich abgelehnt.

Die Bezirksvertretung Innere Stadt forderte 2016 einstimmig einen zusätzlichen Aufzug am Stephansplatz. Auch die Volksanwaltschaft betonte die Notwendigkeit, die Zusage für den zweiten U-Bahn-Aufzug einzuhalten, um Menschen mit Behinderungen, Eltern mit Kinderwägen und ältere Menschen nicht zu benachteiligen.

Trotz dieser Bemühungen und Forderungen wurde der Bau eines zweiten Aufzugs am Stephansplatz bisher nicht umgesetzt. Die Diskussion um die Barrierefreiheit an dieser zentralen U-Bahn-Station blieb weiterhin aktuell.

Jetzt kommt es ganz dick

„2025 bekommt das Wiener U-Bahn-Netz 11 neue Aufzüge und 12 moderne Rolltreppen. Besonderes Augenmerk liegt heuer wieder auf der U6. Den Beginn macht die Gumpendorfer Straße ab Jänner. Auch die Erneuerung eines Aufzugs am Stephansplatz findet Anfang des Jahres statt“, heißt es seit 30. Dezember 2024 auf der Homepage der Wiener Linien.

Die Wiener Linien versuchen natürlich, die Totalsperre des einzigen Aufzugs an die Oberfläche von rund 2 Monaten positiv zu verkaufen. Die Bezirksvertretung Innere Stadt (1. Bezirk) stellte sich Ende November 2024 EINSTIMMIG dagegen. Sie fordert zuerst den Bau des zweiten Aufzugs.

„Doch die Ignoranz der Stadt Wien und der Wiener Linien in dieser Sache wird das keinen Abbruch tun“, hält Martin Ladstätter von BIZEPS fest und vermutet, dass selbst die Aussage auf der Ankündigung der Wiener Linien „12 moderne Aufzüge mit verbesserter Barrierefreiheit“ nicht sicherstellt, ob diese barrierefrei ausgestaltet werden. Immer wieder werden Aufzugknöpfe viel zu hoch angebracht und sind im Widerspruch zu Vorgaben der Barrierefreiheit.

Einstimmig angenommener Antrag

Betrifft: Zweiter Aufzug am Stephansplatz (Gregor Raidl)

Die Mitglieder von ÖVP, GRÜNE, NEOS und FPÖ Innere Stadt stellen folgenden

Antrag

Der Magistrat wird ersucht, gemeinsam mit den Wiener Linien die aktuellen Pläne zur Erneuerung und Ertüchtigung des Aufzugs am Stephansplatz raschestmöglich zu überarbeiten. Es soll zuerst der schon lange nötige zweite Aufzug am Stephansplatz mit Ausstieg in der Goldschmiedgasse, für den es seit Jahren Pläne gibt, realisiert werden. Erst wenn dieser zweite Aufzug in Betrieb ist, kann dann der bestehende Aufzug saniert und für die vorgesehenen sieben Wochen gesperrt werden.

Begründung:

Der bestehende Aufzug ist seit vielen Jahren nicht ausreichend. Die vorgesehene marginale Vergrößerung und Beschleunigung werden das Problem auf Dauer nicht lösen.

Hinzukommt, dass die für die Sanierung notwendige Totalsperre des Aufzugs selbst in der touristenarmen Saison ohne Ersatz nicht akzeptabel ist. Im Sinne der Barrierefreiheit ist die völlige Unerreichbarkeit des U-Bahn-Verkehrsknotens bzw. des Stephansplatzes für Rollstuhlfahrer/innen und andere mobilitätseingeschränkte Personen für zwei Monate jedenfalls nicht zumutbar.

Weiters kommen täglich rund 120.000 Personen zum Arbeiten in die Innere Stadt. Auch befinden sich im Stationsbereich einige Geschäfte, die beliefert werden müssen, der Transport von Kinderwägen und daher sinngemäß auch von Rollwägen und Ähnlichem auf der Rolltreppe ist jedoch untersagt.

In der Station Meidling wurde auch zuerst ein zweiter Aufzug realisiert, bevor der Bestandsaufzug für die Modernisierung außer Betrieb genommen wurde.

(Unterschriften)

Update 9. Jänner 2025

Die Wiener Linien informieren mit Informationszetteln, dass bei der U-Bahn Station Stephansplatz der Aufzug an die Oberfläche von 20. Jänner 2025 bis 17. März 2025 gesperrt wird.

U-Bahn Stephansplatz Aufzugsperre an die Oberfläche - von 20. Jänner 2025 bis 17. März 2025
Wiener Linien

Siehe: Kronenzeitung, msn

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2 Kommentare

  • Herzlichen Dank an Bizeps für das Engagement. Dem Antrag stimme ich voll inhaltlich zu. Oft genug bin ich mit meiner Tochter, die auf den Rollstuhl angewiesen ist, vor defekten oder gesperrten Liften gestanden. Man fühlt sich so ohnmächtig.
    Angelika Peböck-Spiegel, BEd

  • Diese Totalsperre ist ein Witz. Ich bin nicht mobilitätseingeschränkt so wie wahrscheinlich viele der Menschen, die diese Sperre ohne zweiten Alternatiaufzug zulassen. Dennoch kann es doch nicht deren ernst sein, dass sie sich so wenig einfühlen können in die Bedürfnisse von Menschen, für die dieser Aufzug notwendig ist. Das ist echt ein Armutszeugnis für die zuständigen Personen.