Auf der Jagd nach meinem Recht.
In § 6 Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz steht geschrieben: „5. Barrierefrei sind bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrsmittel, technische Gebrauchsgegenstände, Systeme der Informationsverarbeitung sowie andere gestaltete Lebensbereiche, wenn sie für Menschen mit Behinderungen in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe zugänglich und nutzbar sind.„
Und die Praxis?
Kein Zugriff mehr! Die ursprünglich sehr gut bedienbare App RIS ist nach dem Update für Nutzer von VoiceOver kaputt. Sie erlaubt den Zugriff auf alle digital erfassten österreichischen Gesetze – Nutzern und Nutzerinnen von VoiceOver ab sofort leider nicht mehr.
Schon der Hinweis in der Beschreibung auf eine „neu gestaltete Bedienoberfläche“ ließ mich Böses ahnen, bedeutet doch meiner Erfahrung nach „komplett überarbeitet“ oft genug „untauglich für VoiceOver-Nutzerinnen und Nutzer“.
Zu früh gelobt?
Die App erreichte im Wettbewerb Apps4Austria 2013 – damals durchaus zu Recht – eine Auszeichnung durch die Jury. Übersichtlich gestaltet und mit VoiceOver perfekt bedienbar, war mir die App immer dann eine große Hilfe, wenn ich Gesetzesstellen nachschlagen musste.
Was ist passiert?
„Eine App für Bürger“ steht auf dem Eingangsbildschirm zu lesen. Immerhin: Lesen kann ich noch etwas. Aber wo immer ich doppelklicke, scheitere ich kläglich: Mit VoiceOver lässt sich nichts anwählen. Und wer sich mangels anderer Orientierungsmöglichkeiten von Element zu Element durchwischen möchte, hört oft nur ein Klickgeräusch.
Was ist zu tun?
Da ich seinerzeit die eingereichten Anwendungen für den Wettbewerb auf Zugänglichkeit prüfen durfte, Barrierefreiheit also eines der vielen Beurteilungskriterien war, sehe ich es als eine Art Qualitätskontrolle, den Preisträger auf das „Versehen“ hinzuweisen. Schließlich handelt es sich hier um Open Data und ein Bürgerrecht, das es zu wahren gilt. Über Erfolg oder Misserfolg werde ich berichten.
Blick über die Grenzen
Geht es um Recht und Gesetz, scheinen die Verantwortlichen gelegentlich Schwierigkeiten zu haben, wenigstens ein Mindestmaß an Barrierefreiheit zu garantieren. Ein besonders krasses Beispiel ist die App Ihre Passagierrechte der European Commission. Diese – übrigens speziell für die Zielgruppe der behinderten Menschen angebotene – App war von Anfang an mit VoiceOver großteils unbedienbar.
Zahlreiche Interventionen an diversen Stellen scheiterten an den Irrwegen auf den verschlungenen Pfaden ungeklärter Zuständigkeiten und verliefen daher im Sand – von einer vagen Zusicherung abgesehn, man werde das Problem weiterleiten und beim nächsten Update berücksichtigen. Das einzige bisher angebotene Update brachte dann wohl Änderungen in den Texten, aber keinerlei Verbesserung in der Bedienbarkeit mit VoiceOver.
Wäre es nicht gar so peinlich, gäbe diese Situation einen äußerst guten Stoff für ein abendfüllendes Kabarett ab, bei dem einem allerdings als Betroffener leicht das Lachen im Hals stecken bleiben könnte.