Umwege für Gehbehinderte: Die MA 15 versteckt sich in Erdberg

Ich war heute dort, einen Ausweis nach § 29 b StVO abholen. Ein Erlebnisbericht.

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Die MA 15 „Wien Sozial“ ist übersiedelt, von einem zwar alten, aber wenigstens zugänglichen Gebäudekomplex in 1010 Wien (Schottenring 24 und Zelinkagasse 7) an die Peripherie, 1030, Dr. Thomas-Klestil-Platz 8, in Towntown. Ist nicht sehr schlimm, aber undurchdacht.

Ich war heute dort, einen Ausweis nach § 29 b StVO abholen. Dieser bescheinigt amtlich, dass ich Schwierigkeiten habe, mehr als 300 Meter weit zu gehen und daher mit dem Auto (auch als Beifahrerin) auf Behindertenparkplätzen (kurz) und Kurzparkzonen (länger) stehen bleiben darf. Zur Amtsärztin fuhr ich noch in die Zelinkagasse, was von der U4 Schottenring einigermaßen machbar war, vor dem Haus hätte es Platz zum Aussteigen gegeben, ein Taxistandplatz war um die Ecke.

Der Ausweis wurde aber nicht früh genug fertig, also musste ich heute nach Erdberg gondeln, ihn abzuholen. Freundlicher Weise schickte die MA 15 mir einen Zettel mit ihren neuen Koordinaten: U3 bis Erdberg, Ausgang Nottendorfer Gasse.

Kein Geländer

Tja, da stand ich nun. Glücklich sah ich das kleine Schild „Dr. Thomas-Klestil-Platz“! hinter einem Bauzaun (!), fand auch den Lift hinauf (die Stiege dort hat natürlich (noch?) kein Geländer), und trabte eine lange Gebäudefront entlang bis zur nächsten Ecke, etwa 200 Meter mindestens. Keine Bank zum Ausrasten weit und breit. Die Magistratsdamen an der Rezeption waren nett, eine begleitete mich bis in den 4. Stock, wo ich endlich Platz nehmen konnte.

Den Ausweis hatte ich in 3 Minuten, fragte die dann, wie die nächste Straße heißt, damit ich ein Taxi hinbestellen könnte. Den weiten Weg zur U-Bahn zurück wollte ich nicht versuchen, ich war ja schon ziemlich müde. Eine Rampe zur Erdbergstraße gäbe es schon, aber die sei zu steil für mich …

Hausnummer?

Große Verwirrung: „Schnirchgasse“ fiel ihnen noch ein, aber keine wusste eine Hausnummer, auch keinen Taxifunk, was ich schnell änderte. Sie sagte: „Schnirchgasse, bis zur Schranke“. Eine Beamtin begleitete mich freundlich bis hinunter (ins Untergeschoß), suchte das Taxi, lief ihm sogar nach. Der Taxler regte sich nur kurz auf, sah dann ein, dass im Neuland halt noch nichts fertig beschildert ist, wollte es sich fürs nächste Mal merken. Gut, dass es nicht regnete.

Frage an die MA 15: Hat man im Umgang mit den behinderten „Parteien“ nicht schon gelernt, auf Erreichbarkeit und „Komfort“ zu achten? Wie wäre es, für eine ordentliche Beschriftung zu sorgen (nicht kopierte Zettel, die im Wind flattern, mit provisorischen Nummern wie „C 14/3“)? Dass die Türen automatisch öffnen, erfährt man, wenn zufällig jemand heraus kommt – anscheinend klappt es nur von innen. Und warum schickt man die Gehbehinderten in den 4. Stock?

Hat wohl mit amtsinternen Hierarchien zu tun – sicher nicht mit Zweckmäßigkeit! Auch die Hälfte der WCs ist zugesperrt, mittels kopiertem Zettel als „PersonalWC“ bezeichnet – und die KundInnen? Dass die Lifte noch nicht fertig sind, verschmerzt man, immerhin funktionieren sie.

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