Ungarn: Starkes Signal für Anerkennung der ungarischen Gebärdensprache

Ein umfangreiches Programm begann am Freitag, 7. Dezember 2007 im ungarischen Parlament, wo der Europäische Gehörlosenbund (EUD) und SINOSZ eine internationale Konferenz "Selbstbestimmt Leben - Der Weg von New York nach Budapest" abhielten.

Bild von der SINOSZ-Konferenz in Ungarn 071207
SINOSZ

Viele tausend UngarInnen und mehr als 30 ausländische gehörlose und schwerhörige Menschen, MenschenrechtsexpertInnen, hochrangige PolitikerInnen und VertreterInnen der Zivilgesellschaft versammelten sich am 7. und 8. Dezember 2007 in Budapest, Ungarn, um das 100-jährige Bestehen von SINOSZ – der ungarischen Gehörlosenvereinigung, zu feiern.

SINOSZ arbeitet seit mehr als 100 Jahren um soziale Inklusion, inklusive Ausbildung, Arbeit, verbesserte Transportmöglichkeiten und selbstbestimmte Lebensweisen für gehörlose und schwerhörige Menschen zu fördern.

Das Potenzial der neuen UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen wurde erläutert, Möglichkeiten dieses auszuschöpfen wurden diskutiert.

Ungarn hat die Konvention am 30. März 2007 unterzeichnet und sowohl die Konvention als auch das dazu gehörige Fakultativprotokoll am 20. Juni 2007 ratifiziert. Beide Instrumente garantieren den effektiven Schutz der Rechte von Menschen mit Behinderungen in allen Lebensbereichen. Weiters anerkennt die Konvention Gebärdensprache, Gehörlosenkultur, sprachliche und kulturelle Identität, Ausbildung in Gebärdensprache und Gebärdensprachendolmetsch, wie auch die Verwendung von Gebärdensprache.

In ihrer Eröffnungsrede meinte Parlamentspräsidentin Dr. Katalin Szili: „Ich würde Gehörlosigkeit nicht einmal als Behinderung bezeichnen, denn wir haben alle irgendeine Behinderung in uns, die uns nicht daran hindert, unseren gesellschaftlichen Beitrag zu leisten. Dies ist eine Möglichkeit für alle, einen Beitrag zu leisten.“

Dr.in. Szili lies mit ihrem Plan, Gebärdensprache in der Frühjahrssession des Parlaments in Ungarn offiziell anzuerkennen, aufhorchen. Auf Basis eines entsprechenden Gesetzes werden öffentliche Ämter verantwortlich sein, GebärdensprachendolmetscherInnen für hunderte von gehörlosen und schwerhörigen Menschen zur Verfügung zu stellen. Dies wird die Lebensqualität von gehörlosen und schwerhörigen Menschen drastisch verbessern und einen entscheidenden Schritt in Richtung selbstbestimmtes Leben bedeuten.

„1.4 Milliarden Forint (ca. 5.600.000 €) aus EU-Geldern werden für die Entwicklung von Gebärdensprachenservice in den kommenden Jahren zur Verfügung gestellt,“ versprach Sozial- und Arbeitsministerin Dr.in. Mónika Lamperth. Sie fügte hinzu, dass weitere 840 Millionen Forint (ca. 3.360.000 €) für Trainings für gehörlose und schwerhörige Menschen in den Gebieten Technik, Recht und Medizin zur Verfügung gestellt werden.

Der Präsident des Weltgehörlosenverbandes, Markku Jokinen, betonte, dass „Gebärdensprache und die Sprachenrechte von gehörlosen Menschen werden in der Kovention anerkannt, das wird das Leben der meisten gehörlosen Menschen revolutionieren.“

Dr. Ádám Kósa, Präsident von SINOSZ betonte, dass „wir darauf vertrauen, dass Ungarn die Konvention umsetzt und die ungarische Gebärdensprache anerkennt, sowie das Recht Gebärdensprache zu verwenden.“ Die belgische Parlamentarierin Helga Stevens verwies auf die Tatsache, dass die Unsichtbarkeit von Gehörlosigkeit das größte Problem darstellt: „Gehörlose Menschen haben dieselben Probleme wie andere Menschen mit Behinderungen, aber die Wand, die sie von der Mehrheit ausschließt, ist unsichtbar.“

Die Konferenz wurde von 30 Organisationen aus 16 Ländern sowie VertreterInnen von 40 ungarischen NGOs besucht und wurde mit Unterstützung des Kommerzsenders TV2 direkt übertragen und im Internet zur Verfügung gestellt.

(Diese zusammenfassende Übersetzung aus dem Ungarischen basiert auf einen Artikel von Dalma Földes / SINOSZ).

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