Uniability: Offener Brief zum Standard Interview vom 3. 12. 2007

Die PISA-Ergebnisse sind vielen unangenehm. Ein Zitat von ÖVP-Bildungsprecher Fritz Neugebauer rief schon eine Reihe von Wortmeldungen hervor.

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„Ob man drei Plätze rauf oder runter geht, hängt auch von Dingen ab wie: Art der Fragestellung, wie viele behinderte Schüler haben teilgenommen“, hatte Neugebauer im Standard-Interview am 3. Dezember gemeint.

Abgeordnete Theresia Haidlmayr (GRÜNE) zeigte sich ebenso verärgert wie die Lebenshilfe Österreich. Nun schrieb der Verein Uniability folgenden Offenen Brief an den ÖVP-Bildungssprecher:

„Sehr geehrter Herr Neugebauer,

Uniability, die Arbeitsgemeinschaft zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen an Österreichs Universitäten und Hochschulen und seine Mitglieder setzen sich seit Jahren für gleichberechtigte Studienbedingungen für Menschen mit Behinderungen in Österreich ein.

Ihre Aussage vom 3. 12. im Standard wurde von uns mit Erschütterung zur Kenntnis genommen. Von den vielen möglichen Gründen für das schlechte Abschneiden Österreichs bei der PISA Studie sind ihnen genau zwei eingefallen, wovon einer SchülerInnen mit Behinderungen sein sollte?

Wir ersuchen Sie auf diesem Wege zu konkretisieren, auf welche SchülerInnen mit Behinderungen dieser Vorwurf zutreffen soll. Wenn Sie eine Aussage dieser Art treffen, können Sie doch sicher die Studien benennen, auf die sich diese stützt. Unsere langjährige Erfahrung mit Studierenden mit Behinderungen belegt diese Beobachtung jedoch keinesfalls! SchülerInnen und Studierende mit Behinderungen müssen im Gegenteil in der Regel mehr als 100% Leistung erbringen, um die selben Bewertungen zu erhalten, wie ihre KollegInnen ohne Behinderung.

Ihre Aussage ist aus einem weiteren Grund nicht haltbar. Es war uns nämlich nicht bekannt, dass in anderen Ländern, die am PISA Test teilnehmen, keine SchülerInnen mit Behinderungen leben. Oder werden diese von ihren Eltern alle nach Österreich zur guten schulischen Ausbildung geschickt, da ja nur bei uns das Phänomen auftritt?

Sehr geehrter Herr Neugebauer! Von einem Politiker ihres Formats darf man sich doch hoffentlich erwarten, ein derart komplexes Thema wie die Gründe für die Problematik an unseren Schulen ein wenig differenzierter zu betrachten, als den Schwarzen Peter einfach Menschen mit Behinderungen zuzuschieben. Wir verbleiben mit Bitte um Aufklärung und Stellungnahme, Andreas Jeitler, Bakk.techn. Obmann Uniability“

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