Unterm Hund

Auf den Hund zu kommen, kann durchaus befriedigend sein.

blinder Mann mit Blindenführhund
Photo Draw 2000 Clipart

Es ist erwiesen, daß auch behinderte Kinder vom Umgang mit Tieren sehr profitieren: Das weiche Fell eines Hundes fühlt sich für blinde Kinder gut an, sie haben einen Freund, der immer für sie Zeit hat, sie lernen die Bewegung des Tieres zu fühlen und seine Muskelanspannung oder -entspannung zu unterscheiden und herauszufinden, wie die Stimmung des Tieres ist.

Unter besonderen Umständen kann bereits ein Kind einen Blindenführhund haben, wie es der 11 1/2-jährige Thomas aus Vorarlberg bewiesen hat. Wie ein Erwachsener legte er mit seiner Cora in Wien die volle Führhundprüfung ab.

Unverantwortlich wird die Geschichte jedoch, wenn ein blindes Kind einen „Partnerhund“ bekommt, dem eine besondere Ausbildung nachgesagt wird und die Umgebung des Kindes in den Hund Fähigkeiten hineingeheimnist, die dieser gar nicht hat.

Im Klartext: wenn man glaubt, daß ein halb oder gar nicht ausgebildeter Hund für ein sehbehindertes Kind eine Hilfe ist, dann ist das ein gefährlicher Irrglaube.

„Partnerhund“ ist eine Firmenbezeichnung, die nichts über die Fähigkeiten des Hundes aussagt.

Im besten Falle hat ein solcher Hund eine brauchbare Unterordnung, dann gehorcht er eventuell (vielleicht? manchmal?) brav und könnte den Titel „Sozialhund“ führen, hat aber nicht gelernt, Hindernissen auszuweichen oder Befehle, deren Ausführung für das Kind Gefahren bringt, zu verweigern.

Man sollte ein Kind gar nicht erst auf die Idee bringen, daß es mit einem solchen Hund wie mit einem ausgebildeten Hund selbständig gehen kann – da ist es mit dem Blindenstock sicherer.

Es wirkt nämlich ganz nett, wenn der Hund an der Leine auf das Kommando „weiter“ geradeaus vor dem Kind hergeht. Für Laien sieht es auch wirklich so aus, als ob der brave Hund das Kind führt.

Spätestens beim ersten Hindernis oder Loch im Boden gibt es ein böses Erwachen, weil der Hund das Kommando weiterhin ordentlich ausführt und geradeaus weitergeht, obwohl er den Befehl nun verweigern müßte – das kann aber nur ein richtig ausgebildeter Blindenführhund. Ergebnis: Das Kind läuft gegen das Hindernis oder fällt ins Loch.

Unterm Hund ist es also,
wenn nicht unmißverständlich von der Ausbildungsstätte klargestellt wird, daß es sich bei einem „Partnerhund“ für sehbehinderte Kinder (natürlich auch für Jugendliche und Erwachsene) um einen ganz gewöhnlichen Haushund – nur mit (hoffentlich) etwas besserer Unterordnung – handelt, der zur Sicherheit des sehbehinderten Menschen nichts beiträgt; im Gegenteil.

Ein bißchen Führhund geht nämlich genau so wenig wie ein bißchen schwanger.

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