ÖGLB-Präsidentin Jarmer: "Massiver Vertrauensverlust"
Die Gebärdensprach-Dolmetschung beim gestrigen Begräbnis von Nelson Mandela in Südafrika war unverständlich. Neben Barack Obama stehend, sollte ein vermeintlicher Dolmetscher die Kondolenzrede des US-Präsidenten für die gehörlosen und gebärdensprachigen Trauernden in Südafrikanische Gebärdensprache übersetzen.
Stattdessen „erfand er seine eigenen Handzeichen“, wie der südafrikanische gehörlose Aktivist Braam Jordan, ein Vorstandsmitglied der Jugendsektion des Weltgehörlosenverbands WFDY betroffen sagt.
Als „massiven Vertrauensverlust“ bezeichnete Helene Jarmer, Präsidentin des Österreichischen Gehörlosenbunds, den Vorfall. „Gebärdensprachen sind keine willkürlich erfundenen Handzeichen, sondern gewachsene und lebendige Sprachen. Es ist eine staatliche Verpflichtung, die Qualität der Gebärdensprach-Dolmetschung abzusichern. Offenbar wurde hier in Südafrika geschlampt.“
Damit so etwas in Österreich nicht passieren könne, fordert der ÖGLB eine Eintragung ausgebildeter DolmetscherInnen in ein staatliches Verzeichnis, wie es in England längst üblich ist.
„Ich war wirklich entsetzt und betroffen von diesem mysteriösen Dolmetscher, der eigentlich gebärden sollte, was Barack Obama sagte, aber stattdessen seine eigenen Gebärden erfand“, so Braam Jordaan, der den Vorfall am Mittwoch publik machte. Er frage sich, wie der Mann auf die Bühne neben den US-Präsidenten gelangen konnte. „Das ist wirklich inakzeptabel!“
Videos von dem Vorfall
Auf Youtube-Videos ist der vermeintliche Dolmetscher zu sehen. Eingeblendet ist eine qualifizierte Dolmetscherin der Südafrikanischen Gebärdensprache (SASL).