Virtual Ability – Ein Behindertenberatungszentrum in der virtuellen Welt

Inklusion ist nicht nur in der analogen Welt ein Thema. In Second Life können Menschen mit Behinderungen ein Online-Leben ganz nach ihren Wünschen führen, aber auch hier darf Peer-Beratung nicht fehlen. Alice Krueger hilft Menschen mit Behinderungen, sich in der virtuellen Realität zurechtzufinden.

Screenshot von second life. Im Vordergrund eine Frau im Rollstuhl, sieh sieht nach links zu einer großen Holztafel mit dem Text vrtual ability island. auch ein paar andere Avatare ohne sichtbare Behinderung sind zu sehen. Im Hintergrund ein Berg mit großem Wasserfall
Virtual Ability Island Opening von Guus van den Brekel

Second Life, zu deutsch: zweites Leben, ist eine seit 2003 verfügbare Onlinewelt, in der Menschen mit Hilfe von Avataren kommunizieren, interagieren, spielen, Häuser errichten und sogar Handel betreiben können.

Second Life ermöglicht Menschen, in einen anderen Körper zu schlüpfen und ihr Online-Leben ganz nach ihren eigenen Wünschen zu gestalten. Für viele Menschen ist das die Möglichkeit, auch Dinge auszuleben, die sie im realen Leben nicht tun können.

Inklusion im Online-Leben

Auch Menschen mit Behinderungen können dort Dinge erleben, die ihnen in der Realität verwehrt bleiben. Alice Krueger lebt in Denver und hat Multiple Sklerose.

In Second Life heißt sie „Gentle Heron“, besitzt ihren Wunschkörper und hat das Unternehmen „Virtual Ability Incorporation“ gegründet. Das ist eine Organisation, die Menschen mit Behinderungen auch in ihrem Online-Leben durch Beratung unterstützt.

Sie hilft Menschen beispielsweise, wenn sie technische Hilfsmittel brauchen, um ihren Computer bedienen zu können. Auch unterstützt sie Schritt für Schritt dabei, in der virtuellen Welt Fuß zu fassen. Das beinhaltet zum Beispiel Unterstützung bei der Anmeldung oder dabei, den passenden Avatar für sich zu erschaffen.

Ability Island

Auf Ability Island, einer virtuellen Insel, die in Second Life eigens für Menschen mit Behinderungen gegründet wurde, gibt es einen speziellen Übungspfad, auf dem Einsteigerinnen und Einsteiger lernen können, wie man den Avatar benutzt. Manchmal geht es aber auch einfach um persönlichen Austausch mit anderen Peers.

„Eine junge Frau wendet sich zum Beispiel regelmäßig an mich, weil sie genau wie ich an Multipler Sklerose leidet und ich deshalb genau weiß, wie es ihr geht“, erklärt Krueger gegenüber taz.de.

Zugehörigkeit in Second Life finden

Das war der Grund, warum Alice Krueger gemeinsam mit zwei Freunden ihr zweites Leben in der virtuellen Welt aufgebaut hat. In der realen Welt machten sie die Erfahrung, dass sie gemieden oder anders behandelt wurden als Menschen ohne Behinderungen.

Krueger erzählt: „Wenn ich zum Beispiel mit jemandem unterwegs bin, der laufen kann, dann sprechen die meisten Menschen am Bankschalter oder im Restaurant mit meiner Begleitung anstatt mit mir.“

Der andere Grund war, dass sie in Second Life viele Dinge tun können, die sie im realen Leben nicht tun konnten. Die Gemeinschaft von Alice Krueger hat über 600 Mitglieder.  

Mittlerweile ist Virtual Ability auch in der realen Welt eine anerkannte gemeinnützige Beratungsorganisation.

Ability Island ist nicht der einzige Rückzugsort für Menschen mit Behinderungen. In Sanctuary Island können Menschen, die soziale Ängste haben, sich ohne Druck austauschen. Man hat Verständnis, wenn sie nicht antworten oder nur sehr langsam sprechen.

Second Life als Teil des Lebens

Für Alice Krueger trifft es der Begriff Second Life nicht ganz, denn das Online-Leben gehört zu ihrem realen Leben. Ein anderer Vorteil von Second Life sei, dass die Persönlichkeit, nicht die Behinderung im Vordergrund steht, erklärt Krueger.

Hier reagieren die Menschen auf meine Persönlichkeit und nicht auf meine äußere Erscheinung. Es ist einfach so, dass das Aussehen hier keine so große Rolle spielt, denn jeder weiß, dass es erfunden ist. In Second Life kann jeder hübsch oder ausgeflippt aussehen, ganz so, wie es ihm beliebt. Die Persönlichkeit des Nutzers scheint in der Interaktion sofort durch.

Wer weitere Einblicke in das Leben in Second Life bekommen möchte, kann sich die Dokumentation „Login 2 Life“ ansehen.

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2 Kommentare

  • Guten Tag,
    Mein Name ist Tim Dworschak, ich bin Österreichischer Fernsehjournalist und Reporter. Aktuell arbeite ich an einer Doku zum Thema gefahren und Chancen der virtual Reality. Hierfür würde ich wahnsinnig gerne mit euch drehen. Bitte daher um kurze Rückmeldung. Meine Nummer lautet 0699 17265942