Werner Vogt

Vogt: „In Lainz wird alles bleiben, wie es ist“

Wieso die Wiener Stadträtin Renate Brauner (SPÖ) und der ÖGB daran schuld seien, erläutert Dr. Werner Vogt, (noch) Pflegeombudsmann der Stadt Wien.

Seit 2003 setzt sich Vogt als Wiener Pflege-Ombudsmann ein. Nun dürfte er gescheitert sein, weil er den Verantwortlichen zu konsequent und kritisch war.

Der Auslöser waren – wie schon öfters – Vorfälle in Lainz. Ein im September bekannt gewordener Prüfbericht über das Wiener Geriatriezentrum „Am Wienerwald“ deckte schwere Missstände auf. Es wurde festgestellt, dass manchen Patienten Bettruhe ab 15 Uhr „verordnet“ wurde.

„Die Wiener Sozial- und Gesundheitsstadträtin Renate Brauner hat, mit Zustimmung der leitenden Beamten und der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten (Vorsitzender: Rudolf Hundstorfer) den – also gar nicht so einsamen – Beschluss gefasst, mich in meiner Eigenschaft als ernannten Wiener Pflegeombudsmann zu beseitigen“, schreibt Vogt in einem deutlichen Kommentar am 14. Juni 2006 im Standard.

Wien: „Schönfärbereien aller Art“

Er hält sich kein Blatt vor den Mund und schreibt: „Der öffentlichkeitsfeindlichen, für Vertuschungen und Schönfärbereien aller Art anfälligen Sozialpolitik fiel zuerst die an Aufklärung interessierte Stadträtin Pittermann zum Opfer, jetzt ich.“

Reformen seien möglich, „wenn man üble Traditionen überwindet (zur Gewalt neigende Fürsorge), wenn man starre bürokratische Hindernisse beseitigt (monatelanger Aktenlauf, niemand entscheidet) und sich öffentlich rücksichtslos an den Wünschen der Pflegepatienten orientiert“, so Vogt, der konkretisiert: „Öffentlich und rücksichtslos gegen Politik, Bürokratie, Gewerkschaft und für die Alten.“

Das hält – erläutert der Pflegeombudsmann – „diese unselige Dreieinigkeit im Roten Wien nicht aus. Ruhe geht vor Altenwohl. So die Brauner-Doktrin“.

„Stadträtin Brauner interessiert das nicht.“

Besonders am Verhalten von Stadträtin Brauner übt Vogt massive Kritik: „Als ich Frau Brauner bei unserer letzten kurzen Aussprache – sie erklärte mir meine Nutzlosigkeit mit Worthülsen wie Doppelgleisigkeit, Synergieeffekt, legistische Zwangssituation -, von drei aufklärungsbedürftigen Todesfällen alter Menschen in Wien berichten wollte, hat sie das nicht interessiert.“

Und auch Lainz wird sich seiner Einschätzung nach nicht verändern. „Trotz des guten Wiener Wohn- und Pflegeheimgesetzes wird in Lainz alles bleiben, wie es ist. Die Primarärzte haben durchgesetzt, dass 80 Prozent der 1800 Pflegepatienten lebenslang in einem geriatrischen Krankenhaus leben müssen. Sie erklären sich zum Altenspital und nehmen sich ungefragt 1440 Patienten mit. Die Mitgenommenen und ihre Angehörigen haben kein Widerspruchsrecht. Statt wohnen lebenslang auf Visite warten. Ein Trauerspiel. Die Stadträtin nimmt es gelassen hin.“, berichtet Vogt.

Auch der ÖGB sei an den schlecht Zuständen schuld, erklärt Vogt und verweist auf die schlechten Arbeitsbedingungen, die „die rote Gewerkschaft unter der Führung von Herrn Hundstorfer“ zulasse. Sein Resümee: „Das ist der wirkliche ÖGB-Skandal. Bawag ist fahrlässige Ökonomie, Wiener Gewerkschaftspolitik ist menschenverachtende Zumutung.“

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0 Kommentare

  • Bin Schülerin des Pflegehelferlehrganges beim Roten Kreuz und habe selbst Praktikum im Pflegeheim Baumgarten gemacht, wo ebenfalls entsetzliche Zustände herrschten, die menschenunwürdig waren und teilweise an gefährliche Pflege grenzten. Hr. Vogt hat sich auch dort auf bewundernswerte Weise bemüht, diese aufzuzeigen, er geniesst meine absolute Hochachtung, aber leider ist es in unserem landüblich, die Augen vor der Wahrheit zu verschliessen, besonders ween Geld im Spiel ist, und Leute mit dem Herz eines Löwen werden als unbequemeinfach abgesägt, arme österreichische Gesundheitspolitik!

  • So sehr Dr. Vogt in meinen Augen Recht hat, darf man die Zustände nicht mit denen in der Nazizeit gleichsetzen. Dies zu tun ist sachlich Unfug und moralisch verwerflich

  • Wieder einen, der die Spitze des Eisberges angetippt, abgeschossen. Ich schlage den „SozialpolitikerInnen“ in ganz Europa vor: Wir nehmen die Vernichtungsanstalten Auschwitz, Hartheim und andere wieder in Betrieb. Denn das, was sich Europa hier auf Kosten alter und behinderter Frauen leistet, ist genau das: Unterdrückung und Vernichtung.

  • Ich habe diesen Text von Lainz ausgedruckt und ich bin enttäuscht von einer diktatorischen Politik der SPÖ. Ich bin SPÖ und ÖGB-Mitglied und werde demnächst meine Kündigung beider einreichen. Sie haben es nicht anders verdient.

  • Dies erinnert mich an Vogt’s Kommentar zum Ableben von Dr. Heinrich Gross: … Befreites Aufatmen bei allen, die, so wie bisher, geschichtslos weiterfuhrwerken wollen.“ (Schluss des Artikels: http://www.bizeps.or.at/news.php?nr=6576) Es sei erlaubt, diesen mutigen Sager leicht abzuändern: „Vogt beseitigt, befreites Aufatmen bei allen, die wieder kritiklos weiterfuhrwerken wollen.“
    Dieser hilflose Versuch, einen unangenehmen Kritiker zum Schweigen zu bringen, wird zum Eigentor für die selbstverliebte Wiener Sozialpolitik. Denn wer autofahrend beim Aufleuchen des roten Kontroll-Lämpchens, dieses ausschlägt, hat mit Sicherheit bald den Motorschaden.

  • Es ist Lichtblick, wenn Persönlichkeiten die wissen wovon sie sprechen mit klaren Worten die Mißstände anprangern. Mittelfristig sollten auch die politischen Entscheidungsträger erkennen, daß nicht gegen, sondern für die Menschen gearbeitet werden muß und Eigeninteressen keine gute Basis für Entscheidungen sind. Ich wünsche allen hilfsbedürftigen und in diesem Fall den Pflegebdürftigen (aber auch dem angesprochen ÖGB) alle Solitarität und maximale Unterstützung durch die Menschen, die dazu in der Lage sind. Herrn Dr. Vogt bitte ich, weiterhin lautstark und überzeugend für die Bedürfnisse der Menschen einzutreten. Schade, daß die Politik vereitelt hat, dies in der Funktion wie bisher zu tun.

  • gratuliere pflegeombudsmann dr. vogt!!! endlich jemand der klartext redet. hier geht es um menschenwürde. die alten menschen haben viel und schwer gearbeitet damit es uns heute so gut geht. wir danken es mit unmenschlichkeit. hr. dr. vogt lassen sie sich vom politischen sumpf nicht unterkriegen. sie sind ein hoffnungsschimmer für mehr menschlichkeit und klare worte!

  • Schade – Pflegeombudsmann – außer Spesen nichts gewesen – der engagierte Pflegeombudsmann Dr. Vogt scheitert, wie so viele, an Quertreibern, die am Wohle der Menschen kaum interessiert sind, sondern lieber alteingesessene Strukturen beibehalten wollen. Und was sagt unser Herr Bürgermeister dazu, der ja Dr. Vogt ermutigt hat, die Mißstände aufzuzeigen um sie dann zu beseitigen?