Volksanwaltschaft fordert Entschädigung für Gewaltopfer in „Taubstummenanstalten“ des Bundes

Während etwa Salzburg für Opfer der Landes-Taubstummenanstalt zahlt, bleibt Minister Polaschek bisher untätig

Volksanwalt Mag. Bernhard Achitz
Volksanwaltschaft / Photo Simonis

In so genannten „Taubstummenanstalten“ in ganz Österreich wurden gehörlose Kinder geschlagen, verprügelt und misshandelt. Auch das Kommunizieren in der Gebärdensprache wurde mit Gewalt verhindert.

Wer in einem solchen Internat Opfer von Gewalt wurde, kann – wie andere Heimopfer auch – über die Volksanwaltschaft eine monatliche Heimopferrente bekommen. Die meisten Bundesländer zahlen an Opfer „ihrer“ Einrichtungen unabhängig davon auch eine pauschale Entschädigung, die bis zu 30.000 Euro ausmachen kann.

Wer aber in einer Einrichtung des Bundes war, bekommt keine Entschädigung, kritisierte Volksanwalt Bernhard Achitz in der ORF-Sendung „Bürgeranwalt“ am 7. Oktober 2023. Er fordert Bildungsminister Martin Polaschek auf, dass auch die Republik wieder Entschädigungen zahlt.

Vor allem gehörlose Kinder aus Wien, Niederösterreich und dem Burgenland waren in den „Taubstummenanstalten“ in Wien-Speising und Kaltenleutgeben (NÖ) untergebracht – das waren aber Bundeseinrichtungen. Wer dort Opfer von Gewalt wurde, hätte eine Entschädigung bekommen, wenn sie oder er bis 31. Dezember 2019 einen Antrag gestellt hätte. Volksanwalt Achitz:

Es ist dringend notwendig, dass der Bund wieder Entschädigungen auszahlt, denn viele Betroffene haben erst nach 2019 von der Möglichkeit erfahren. Oder sie haben davon gewusst, waren aber aus Angst vor Retraumatisierung erst später in der Lage, sich ihren Qualen nocheinmal zu stellen und einen Antrag abzugeben.

Heimopferrente kann auch unabhängig von der Pauschalentschädigung beantragt werden

Unabhängig von der Entschädigung, die vom Heimträger bzw. dessen Rechtsnachfolger bezahlt wird, haben Betroffene auch die Möglichkeit, eine Heimopferrente zu beantragen. Diese Geste der Anerkennung durch die Republik Österreich in der Höhe von monatlich 367,50 Euro wird von der Volksanwaltschaft organisiert.

Volksanwalt Bernhard Achitz: „Rufen Sie die Volksanwaltschaft unter 0800 223 223 an, wir erklären Ihnen, was Sie tun müssen, um die Rente zu beantragen, und beraten Sie auch, wenn es um Entschädigungen durch die Heimträger geht.“

Infos: https://volksanwaltschaft.gv.at/heimopferrente

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