Mit Deeskalation und Prävention sollen Gewalt und Aggression reduziert werden
Seit 2012 ist die Volksanwaltschaft für die Präventive Menschenrechtskontrolle zuständig, im ersten Halbjahr 2021 werden ihre sechs Kontrollkommissionen schwerpunktmäßig die psychiatrischen Krankenanstalten und Abteilungen in ganz Österreich prüfen.
„Auf den Prüfschwerpunkt Psychiatrie haben sich die Volksanwaltschaft und ihre Kommissionen geeinigt, weil dort das Aggressionspotential und die Gewaltgefahr hoch sind“, sagt Volksanwalt Bernhard Achitz:
Einerseits sind die Beschäftigten immer wieder mit gewalttätigen oder aggressiven Patientinnen und Patienten konfrontiert. Und andererseits müssen sie selbst Gewalt in Form von Zwangsmaßnahmen ausüben.
Nach Befragungen, Kontrollbesuchen und Analyse wird die Volksanwaltschaft Empfehlungen für die Psychiatrien aufstellen.
Gewalt führt zu Traumatisierung und Behandlungsverweigerung
In psychiatrischen Institutionen, vor allem in der Akutpsychiatrie, sind Übergriffe durch die Patient*innen das größte arbeitsplatzbezogene Risiko für das Personal. Umgekehrt ist die Ausübung von Zwangsmaßnahmen (oder anderer, „nicht professioneller“ Gewalt in der Stationsarbeit) ein großes Risiko für den Genesungsprozess der Patient*innen.
Achitz: „Es kann zu schweren Traumatisierungen kommen, das kann zu lebenslangen seelischen Verletzungen, aber auch zur Verweigerung von medizinischen Behandlungen führen.“
Deeskalationsmaßnahmen werden analysiert, Empfehlungen aufgestellt
Immer mehr psychiatrische Einrichtungen setzen bei Deeskalationsschulungen an, weil sie erkannt haben, dass die Optimierung des Umgangs mit Aggressionen ein wichtiges Qualitätskriterium für die Arbeit mit psychiatrischen Patient*innen ist. Um Aggression zu vermeiden, muss man wissen, was dazu führt, dass sich Unruhe und Erregungszustände in Richtung Aggression bzw. Gewalt steigern.
„Alle Fälle von Aggression sollen daher systematisch erfasst werden. Dass man die Ursache kennt, ist entscheidend für wirksame Präventionsarbeit“, sagt Achitz.
Die Kommissionen der Volksanwaltschaft werden daher im Jahr 2021 alle psychiatrischen Krankenanstalten und Abteilungen in ganz Österreich über ihre Deeskalationsmaßnahmen befragen, vor Ort Kontrollbesuche durchführen und dann mit entsprechenden Empfehlungen an die Öffentlichkeit gehen.
Stichwort: Präventive Menschenrechtskontrolle
Die Volksanwaltschaft (VA) hat den verfassungsgesetzlichen Auftrag, zum Schutz und zur Förderung von Menschenrechten öffentliche und private Einrichtungen zu überprüfen, in denen Menschen in ihrer Freiheit beschränkt sind oder beschränkt werden können. Dazu zählen neben Gefängnissen unter anderem auch Psychiatrien, Alten- und Pflegeheime und Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen.
Multidisziplinär zusammengesetzte Kommissionen der VA kontrollieren ohne konkreten Anlassfall und unabhängig von Beschwerden pro Jahr etwa 500 Einrichtungen, in den allermeisten Fällen unangekündigt. Grundlage dafür sind zwei Abkommen der Vereinten Nationen: das Fakultativprotokoll zum Übereinkommen der Vereinten Nationen gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafe (OPCAT) sowie die UN-Behindertenrechtskonvention.
Ziel der präventiven Menschenrechtskontrolle ist es, Rahmenbedingungen aufzuzeigen, die wahrscheinlich zu Menschenrechtsverletzungen beitragen. Institutionen werden unterstützt, den Fokus auf Vorkehrungen und Maßnahmen zu richten, die Eingriffe in die Menschenrechte vermeiden.
Margarete AULEHLA
07.01.2021, 09:14
Das Europäische Antifolter-Kommittee hat angekündigt, im Jahr 2021 seinen Kontrollbesuch in mehreren Ländern, darunter Österreich zu machen; eventuell werden Besuche auf das Jahr 2022 verschoben.
Ist da eigentlich schon ein Termin bekannt?
Margarete AULEHLA
07.01.2021, 09:26
Siehe
https://www.coe.int/en/web/cpt/-/council-of-europe-anti-torture-committee-announces-periodic-visits-to-ten-countries-in-2021
Das ist noch einmal etwas Anderes als die Prüfungen bezüglich UN-Behindertenkonvention sowie OPCAT.
Ernestine Bauer
06.01.2021, 17:52
Wer war da wohl zuerst aggressiv? Der „präventive Wegsperrer“ oder weggesperrte Ohnmächtige? Reicht ja schon ein missliebiges Pickerl an der Tür und die WEGA knallt dich ab, wie eine räudige Hündin…
Margarete AULEHLA
07.01.2021, 09:16
Meinst Du den kürzlichen Vorfall, wo eine Pensionistin von einem Polizisten erschossen worden ist?