Vorwurf an die SBB: „Es entsteht ein Ghetto-Abteil“

Für den Fernverkehr in der Schweiz hat die SBB bei Bombardier 59 Doppelstockzüge bestellt - Behindertenorganisationen kritisieren geplante Ghetto-Abteile und werden gerichtlich dagegen vorgehen.

SBB Doppelstockzug von Bombardier
Bombardier

„Die neuen Doppelstockzüge der SBB berücksichtigen die Anliegen verschiedener Interessengruppen. Doch anscheinend nicht von allen: Die ‚Schweizerische Fachstelle für behindertengerechtes Bauen‘ sieht gravierende Verschlechterungen für Rollstuhlfahrer“, schreibt das Schweizer Zentrum für Selbstbestimmtes Leben auf seiner Homepage und verweist auf einen kürzlich erschienen Bericht unter dem Titel: Kein „Ghetto-Abteil“, bitte!

Doppelstockzüge bringen Verschlechterungen

„Es ist nicht akzeptabel und empörend, dass sich die SBB erlaubt, neue Doppelstockzüge zu planen, die in allen wichtigen Punkten für Rollstuhlfahrer eine Verschlechterung bringen“, kritisiert Joe Manser, Leiter der „Schweizerischen Fachstelle für behindertengerechtes Bauen“, nach der Besichtigung.

Der Wagen bietet schlechte Einstiegsverhältnisse, weniger Rollstuhlplätze als bisher, keinen Zugang mehr zum Speisewagenangebot, so einige seiner Kritikpunkte.

Bei der Planung sieht sich die SBB nun mit dem Vorwurf von Ghetto-Abteilen konfrontiert (siehe Bild), was Reto Kormann, Konzernmediensprecher der SBB, wenig beeindruckt. Man habe die Bestätigung des Bundesamt für Verkehr, dass der gesamte Zug den gesetzlichen Vorgaben entspreche.

Beschwerde eingerecht

Nun wurde von einigen Personen und Organisationen Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht eingereicht.

Größter Bahnauftrag der Schweizer Bahngeschichte

Der größte Auftrag der Schweizer Bahngeschichte ging im Sommer 2010 an den Bombardier-Konzern, der für die SBB 59 Doppelstockzüge mit über 36.000 Sitzplätzen bauen wird und dafür knapp 2 Milliarden Schweizer Franken in Rechnung stellt.

„Sowohl beim Komfort für die Kunden wie auch bezüglich Gesamtwirtschaftlichkeit habe Bombardier gegenüber den Konkurrenten Siemens Schweiz AG und Stadler Bussnang AG am besten abgeschnitten“, berichtete damals die NZZ.

Die Fahrzeuge sollen auch in Deutschland und Österreich eingesetzt werden.

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