Der Mond bestrahlt Vulcania bei Nacht

Vulkanismus in Architektur gegossen – Vulcania

Der Besuch des Vulkanismus-Museums Vulcania ist eine Reise in die Vergangenheit und Zukunft zugleich.

Man erlebt den vergangenen Vulkanismus der Auvergne und die Zukunft einer problemlosen, barrierefreien Zugänglichkeit zu Kulturinstitutionen und Informationen für ALLE Menschen.

Vulcania liegt 15 Kilometer westlich der 150.000 Einwohnerstadt Clermont-Ferrand im französischen Zentralmassiv. Es ist umgeben von zirka 80 – heute grünen – erloschenen Vulkankegeln. Eröffnet wurde das vom österreichischen Architekten Hans Hollein entworfene Museum im Jahr 2002. Vulcania ist für Hans Hollein „… ein aus Basalt gehauener, in den erkalteten Lavastrom eingemeißelter Ort, bei dem eine Gebäudestruktur nahezu fließend in eine Naturlandschaft übergeht.“

Schauen, berühren, erleben

Im Museum begeben wir uns auf die Spuren des Vulkanismus auf der Erde und in unserem Sonnensystem. Für sehbeeinträchtige Besucher gibt es bereits in der Eingangshalle ein Museumsmodell zum Begreifen, damit diese sich eine Vorstellung vom gesamten Ausstellungskomplex machen können. Begreifen, berühren und erleben stehen überhaupt im Mittelpunkt der Wissensvermittlung.

Modelle machen den Vulkanismus unmittelbar begreiflich. Diese sind für Rollifahrer unterfahrbar, sodass keine Sichtprobleme beim Betrachten bestehen.

Ein 3D-Kino und eine Erdbebensimulation stellen weitere Attraktionen dar. Bei letzterer stimmen die Besucher selbst ab, wie stark das vorgetäuschte Beben sein soll. All diese Attraktionen sind für Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen zugänglich. Durch die kompetente Führung einer Museumsmitarbeiterin gelingt es uns alle Highlights in einem Nachmittag zu erleben – alleine hätten wir dies nicht geschafft.

Als das Museum um 18 Uhr seine Pforten schließt, hatten wir ein „Museum für Alle“ (Kinder, Erwachsene, behinderte Menschen, …) erlebt – mit vielen Anreizen zum Wissen entdecken und ohne Barrieren.

Barrierefreiheit differenziert gesehen

Vulcania setzt nicht nur im Bereich der Museumsdidaktik Maßstäbe, sondern auch was umfassende Barrierefreiheit betrifft. Auf der Website wird bei den Infos für Menschen mit Behinderungen zwischen Personen mit Mobilitätsbeeinträchtigungen, Gehörbeeinträchtigungen/-losigkeit, Sehbeeinträchtigungen und solchen mit Lerndefiziten unterschieden. Leider ist diese Website nicht barrierefrei für Alle zugänglich – ein Manko, das zu beheben ist.

Für Menschen mit Lerndefiziten gibt es am Infoschalter eigene Führer. Auch Führer in Braille liegen auf. Der Audio-Guide wurde für sehbeeinträchtigte UND gehörlose Menschen (sic!) konzipiert. D.h. man kann die vom Guide abgegebenen Infos hören UND gleichzeitig auf einem Display lesen.

Menschen mit Rolli erleben alle Ausstellungsbereiche stufenlos. Gesonderte „Behindertentoiletten“ gibt es nicht – weil in JEDEM WC eine Toilettenbox groß genug und so ausgestattet ist, dass sie auch von E-Rolli-FahrerInnen problemlos benützt werden kann.

Rendezvous mit den Vulkanen der Auvergne

Nach dem Tag im Museum erkundeten wir die Bergkette der Chaine (Kette) de Puys. Dies sind 80 erloschene Vulkane, die sich über 40 Kilometer von Norden nach Süden erstrecken. Der Vulkanismus hier begann vor fast 150.000 Jahren. Die letzten Eruptionen liegen etwa 6000 Jahre zurück.

Der höchste Berg der Chaine de Puys ist mit 1465 Meter der Puy de Dome – acht Kilometer von Clermont entfernt. Bereits bei der Fahrt hinauf sehen wir jene Vulkankegel, die sich südlich des Puy de Dome befinden. Fantastisch ist dann der Ausblick vom Gipfel. In Richtung Norden sehen wir in viele Krater hinein. Alle sind grün bewachsen und machen einen friedlichen, verschlafenen Eindruck. Sie lassen die Gewalt der Lavamassen und Gasausbrüche der Vergangenheit nicht mehr erahnen.

Rollifahrer am „Feuerberg außer Dienst“

Menschen mit Mobilitätsbehinderung/Behinderung können mit dem eigenen Auto auf den Puy de Dome fahren. Beim Besucherzenrum finden sich mehrere Parkplätze für Menschen mit Behinderung. Die Gaststätte und der Souvenirladen sind leicht zugänglich, eine Behindertentoilette ist vorhanden – bereits im Prospekt wird darauf hingewiesen.

Mit dem Rolli gelangt man problemlos zu zwei Aussichtspunkten, die den Blick auf die umliegenden Vulkankegel ermöglichen. In Umsetzung ist derzeit ein Rundwanderweg um den Gipfel des Puy, der auch für RollifahrerInnen zu befahren sein wird.

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