Debatte im Wiener Landtag über Situation von Behinderten - Recht aller Menschen, am gesellschaftlichen Leben ohne Einschränkungen teilzunehmen
Auch SPÖ-Abgeordneter Kurt Wagner brach am Freitag in seinem Debattenbeitrag in der Aktuellen Stunde des Wiener Landtages über die Situation behinderter Menschen in Wien eine Lanze für die Interessen dieser Mitbürgerinnen und Mitbürger mit besonderen Bedürfnissen. In seiner engagiert vorgetragenen Wortmeldung beschäftigte sich der SPÖ-Mandatar hauptsächlich mit dem Aspekt Wohnen und Arbeit und informierte über die Maßnahmen der Stadt in diesen Bereichen.
Mit der ARGE Wohnplätze sei, so Wagner, ein entscheidender qualitativer als auch quantitativer Schritt für Menschen mit besonderen Bedürfnissen gesetzt worden. Im Vorjahr sei es gelungen, das angepeilte Ziel von 1.000 Wohnungen zu realisieren, bis zum Jahr 2003 sollen weitere 350 Wohnplätze hinzukommen. In der Tat habe sich in Wien viel geändert. Es gebe keine Großheime mehr für Menschen mit geistiger Behinderung, das Betreuungsangebot sei breit gefächert, sozusagen maßgeschneidert. Das Wohnangebot reiche vom Kleinheim über betreute Wohngemeinschaften bis hin zum betreuten Einzelwohnen. Ebenso seien die Arbeits- und Beschäftigungsangebote erweitert worden, führte Wagner aus.
Nicht zuletzt durch die starken Integrationsbemühungen für Menschen mit besonderen Bedürfnissen – darunter u.a. die Integration im Schulbereich – möchten diese Bürgerinnen und Bürger auch in ihren weiteren Lebensabschnitten integriert und nicht wieder selektiert in Sondereinrichtungen betreut werden. Sie möchten, wie andere Menschen auch, in Firmen arbeiten, setzte Wagner fort. Damit dieser Weg möglich werde, seien neue Ansätze gefragt. Verschiede Trägerorganisationen böten heute unter dem Schlagwort „Unterstützte Beschäftigung“ Arbeitsassistenz sowie Begleitung und Einschulung am Arbeitsplatz (Job coaching) an. Auch dazu sei eine Einrichtung, nämlich die ARGE Arbeit eingerichtet worden.
Abschließend hob Wagner hervor, dass es zwar weithin unbestritten sei, dass es das Recht aller Menschen sei, am gesellschaftlichen Leben ohne Einschränkungen teilzunehmen, dass aber dieses Recht in der Praxis bedauerlicherweise oft erst gegen Widerstände aller Art durchgesetzt werden müsse. Mit einem Hinweis auf eine Feststellung des großen Wiener Sozialreformers Julius Tandler, der meinte, wer Kindern Paläste baue, reiße Kerkermauern nieder, forderte Wagner, dass auch endlich in Köpfen noch bestehende Kerkermauern gegenüber Menschen mit besonderen Bedürfnissen zu deren Wohle niedergerissen werden müssten.