Warteschleife bis zur Verzweiflung

Telefonische Voranmeldung bei der ÖBB ist für Fahrgäste mit Behinderung oft ein unzumutbarer Spießrutenlauf

Eine Person telefoniert
BilderBox.com

Fast täglich pendle ich wochentags als Rollstuhlfahrer, aus beruflichen Gründen, zwischen Steyr und Linz. Seit kurzem besteht die ÖBB vermehrt darauf, dass man als Fahrgast mit Behinderung geplante Reisen mit dem Zug nicht mehr direkt am Bahnhof ankündigt, sondern über das Mobilitätscallcenter der ÖBB unter der Nummer 051717-5-5 bei einer zentralen Koordinationsstelle telefonisch voranmeldet.

Diese zentrale Koordinationsstelle für Fahrgäste mit Behinderung hat ihren Sitz in Innsbruck. Wenn man die Nummer 051717 wählt, meldet sich zunächst ein Tonband, das den Anrufer auffordert für Spezialauskünfte die Klappe 5 zu wählen. Dann meldet sich abermals eine Tonbandstimme, die den Anrufer auffordert, für Voranmeldungen von Fahrgästen mit Behinderung nochmals die 5 zu drücken. Hat man etwas Glück, hebt dann jemand von der zentralen Koordinationsstelle in Innsbruck ab und nimmt die Anmeldung entgegen.

Hat man dieses Glück allerdings nicht, dass jemand abhebt, was nicht selten passiert, landet man wieder beim Tonband des Mobilitätscallcenters und wird aufgefordert, sich der gleichen Prozedur nochmals von vorne zu unterziehen. Auch wenn man über eine gehörige Portion Geduld und Humor verfügt, was übrigens Eigenschaften sind, die wenn man mit einer Behinderung lebt, schon sehr hilfreich sind, wird hier die Grenze der Zumutbarkeit wohl eindeutig überschritten: Oft dauert es da schon 20 Minuten oder länger, bis man die zuständige Stelle erreicht, falls man nicht aus Verzweiflung schon vorher den Hörer auflegt und resigniert!

Dazu kommt noch, dass diese Anmeldung im Gegensatz zu einigen anderen europäischen Ländern zwar zum Ortstarif, aber nicht kostenlos möglich ist. Nicht nachvollziehbar ist auch, warum man bei dieser standardisierten Voranmeldung nicht nur den Namen, die Telefonnummer und die Art des Rollstuhles bekannt geben muss, sondern auch noch nach der Wohnadresse gefragt wird. Schließlich gehört es ja nicht zum Service der ÖBB, dass man von zu Hause abgeholt und zum Bahnhof gebracht wird.

Solange es keine wirklich barrierefreien Züge und Bahnhöfe in Österreich gibt und Menschen mit Behinderung beim Ein- und Aussteigen auf fremde Hilfe angewiesen sind, sollte im Sinne von Gleichstellung wohl eine kostenlose Voranmeldung unter einer direkten Nummer möglich sein, wo es keine endlosen Wartschleifen gibt.

Dies wäre nicht nur im Sinne der Fahrgäste mit Behinderung, sondern müsste wohl auch im Sinne der ÖBB sein, wenn sie an einem reibungslos funktionierenden Personenverkehr interessiert ist.

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