Warum wollen Teile der ÖVP die Integration verhindern?

Von der Regierung ist eine Schulrechtsnovelle geplant, die im Herbst vom Parlament beschlossen werden soll.

Schule
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Wesentlichster Inhalt: Die bisherigen Schulversuche zum integrativen Unterricht an weiterbildenden Schulen einzustellen und Integration nur in der Polytechnischen Schule ins Regelschulwesen übernehmen. Wie nicht anderes zu erwarten hat sich dagegen vehementer Widerstand formiert.

Österreich hat bis zur achten Schulstufe ein ausgezeichnetes Integrationssystem für behinderte Menschen. Dann aber reißt die Integration ab und behinderten Menschen wird nichts mehr angeboten. Es bleibt somit wieder nur mehr die Sonderschule übrig.

Gehrer will Integration verhindern
Die zuständige Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) hat den Grundgedanken der Integration nicht verstanden. Deutlich wird das an polemischen Reaktionen, etwa so klingen: „Es bringt nichts, wenn jemand bis in die achte Klasse als Ikone der sozialen Integration mitgetragen wird.“

Wie wenig die Äußerungen der ÖVP derzeit mit der Realität zu tun haben, beweist z. B. der Bildungssprecher Werner Amon (ÖVP): „In Österreich können körper- und sinnesbehinderte Jugendliche jede Schule und Universität besuchen. Hier haben wir die volle Integration.“ Was soll man so einer unqualifizierten Äußerung noch entgegnen?

Zur Erinnerung: Im österr. Bundesbehindertenkonzept steht: „… die Förderungsmöglichkeiten behinderter Schüler in allgemeinbildenden und berufsbildenden mittleren und höheren Schulen sind auszuweiten.“

Das Sozialministerium bemängelt das Fehlen „entsprechender Bestimmungen in berufsbildenden mittleren und höheren Schulen“. Weiters wird an die Ziele des Bundesbehindertenkonzeptes erinnert und auch erwähnt, daß die Regelung nicht der Anti-Diskriminierungsbestimmung in der Verfassung entspricht. Deutlicher kann man es kaum sagen.

Auch das Landwirtschaftsministerium schreibt, daß „der Wunsch auftreten wird, daß … weitere Ausbildungsmöglichkeiten“ angeboten werden und erwähnt die landwirtschaftlichen Schulen.

Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel (ÖVP) stellte in der Vergangenheit fest: „Ziel der Politik muß es letztlich sein, Rahmenbedingungen zu gestalten, in denen sich das tägliche Leben behinderter Menschen möglichst kaum von dem nichtbehinderter unterscheidet.“ Inwieweit wir den Worten des Bundeskanzlers Glauben schenken können, werden wir im Herbst sehen.

Diskriminierendes Gesetz darf SO nicht kommen
Das geplante Gesetz muß unbedingt um Möglichkeiten der Integration außerhalb der Polytechnischen Schulen erweitert werden.

Wenn Ministerin Gehrer dies nicht will, ist es besser, wenn dieser Gesetzesvorschlag abgelehnt wird. „Das deckt das Spektrum der unterschiedlichen Bedürfnisse von jungen Menschen mit Behinderung nicht ab und bewirkt auch eine pädagogisch unsinnige Konzentration an wenigen Schulen“, ärgert sich Maria Brandl, Vorsitzende von Integration:Österreich.

„Ich hielte es für verantwortungslos, diesem Gesetz zuzustimmen“, stellt der für die SPÖ verhandelnde Abgeordnete Dr. Erwin Niederwieser fest.

Auch Experten gegen den Entwurf
OÖ Landesschulratspräsident Fritz Enzenhofer (ÖVP) kann sich die Integration auch an landwirtschaftlichen Fachschulen vorstellen.

„In Wien wählen 90 Prozent der Eltern einen anderen Schultyp als die polytechnische Schule für Ihre Kinder. Diese Schule ist für die Integration völlig ungeeignet“, stellt Gerhard Tuschel, Landessonderschulinspektor des Wiener Stadtschulrates, fest.

Wir kämpfen weiterhin für Integration
Bildung ist ein Menschenrecht und Menschenrechte gelten für alle; darum werden wir weiter kämpfen!

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