Was duftet hier so weihnachtlich nach Mitleid?

Eine einfache, unaufwendige Möglichkeit sich gegen die ORF-Kampagne "Licht ins Dunkel" auszusprechen.

Nicht ins Dunkel
Huainigg, Dr. Franz-Joseph

„Was duftet hier so weihnachtlich nach Mitleid? – die ORF-Aktion ‚Licht ins Dunkel‘ … In dramatischen Fernsehspots wird den ZuseherInnen vor Augen geführt, wie schlimm es ist, behindert zu sein“, schreibt Franz-Joseph Huainigg.

Am 12. November 2007 startete er die Aktion „Nicht ins Dunkel“, die innerhalb von kürzester Zeit schon von 100 Personen durch das anzünden einer „Gleichstellungskerze“ unterstützt wurde.

Es ist „eine einfache, unaufwendige Möglichkeit sich gegen diese Kampagne auszusprechen“ berichtet Mag. Bernadette Feuerstein von der Selbstbestimmt-Leben Initiative Wien und ruft auf: „Schaffen wir ein Lichtermeer“.

Der ORF sammelt Spenden – wir sammeln kritische Stimmen

„Dieses Fernsehbild hat mit der Lebensrealität vieler behinderter Menschen nichts zu tun. Gleichstellung und Integration sollten vielmehr den Umgang mit behinderten Menschen bestimmen. Statt allweihnachtlich das schlechte Gewissen durch eine Geldspende zu beruhigen, sollten die Spender besser animiert werden, in ihrem Umfeld aktiv mitzuhelfen. Der ORF sammelt Spenden – wir sammeln kritische Stimmen“, hält Franz-Joseph Huainigg fest.

Sorgenkind „Licht ins Dunkel“

Damit keine Missverständnisse aufkommen stellt er klar: „Privates Engagement etwa durch Spenden ist daher nicht abzulehnen sondern als wichtige Ergänzung des Sozialstaates anzusehen. Die Kritik an der Aktion ‚Licht ins Dunkel‘ richtet sich gegen die Art der medialen Darstellung, die „behindertenfreie Organisationsstruktur“ und die Grundausrichtung der Kampagne.“

Es geht auch anders

Dass es auch anders geht, zeigt die deutsche „Aktion Sorgenkind“, die sich 1997 zur „Aktion Mensch“ inhaltlich und organisatorisch gewandelt hat. Beim ORF sind behinderte Menschen bei der Aktion „Licht ins Dunkel“ nur Objekte der Mediendarstellung.

Jahrelanger Widerstand

Der Widerstand gegen ORF-Sendung „Licht in Dunkel“ ist nicht neu. Huainigg zeigte dies schon mehrfach und mit aller Deutlichkeit.

„Das widerlichste in der Gesellschaft ist Licht-ins-Dunkel“, hielt hielt kürzlich auch Dr. Erwin Riess fest und forderte beim ÖZIV-Medienpreis: „Wir müssen Licht-ins-Dunkel wegbringen.“

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0 Kommentare

  • Ich möchte die Angelegenheit differenziert sehen, es gibt die Realität, dass einfach Geld gebraucht wird, natürlich sollte es vom Staat (also von unserer aller Steuern kommen) da stimme ich den vielen Diskussionsbeiträgen zu, und es lohnt sich auch dafür einzutreten, aber was ist bis zum Erreichen des Ziels? Was soll zB.jemand machen, der dringend einen neuen Rollstuhltisch braucht, weil er vor kurzem als körperbehinderter Mensch einen Unfall hatte und jetzt nicht mehr so wie früher im Rollstuhl sitzen kann und daher einen Tisch braucht, Geld ist auch keines da usw. Soll er jetzt anfangen zu kämpfen obwohl er zu Hause sitzt bzw. eigentlich im Rollstuhl fast liegt, auf Grund des Unfalles nur mit Mühe Möglichkeiten hat das Haus zu verlassen usw oder soll er einfach versuchen, Geld von irdendwoher für das Hilfsmittel zu bekommen? Ich denke, dass wir vor dieser nackten Realität nicht die Augen verschließen dürfen. Mir gefällt z.B. der heurige Werbespot von Licht ins Dunkel, Kind setzt sich in den Rollstuhl und fährt ins Wohnzimmer zu schlafenden Vater und spielt Ball, Vater wacht auf und setzt sich in den Rollstuhl (er braucht ihn wirklich) und spielt mit Sohn. Ich habe den Spot als echte Weiterentwicklung erlebt, für mich ist dabei rüber gekommen, auch behinderte Menschen leben ein normales Leben, sie haben Kinder und führen ein normales Familienleben (ist ja auch etwas, was von der Gesellschaft immer noch nicht für möglich gehalten wird). Mein Weg wäre nicht Licht ins Dunkel zu bekämpfen sondern an einer Veränderung der Aktion mitzuwirken.
    Übrigens: Bevor sich ein STrom der Entrüstung über mich ergießt, ich bin selbst behindert.

  • Die Aktion Licht ins Dunkel scheint auch mir schon seit Jahren eine fragwürdige Aktion zu sein. Wie wenn man nicht auch zu anderen Zeiten etwas spenden könnte. Aber dafür kann man dann im Fernsehen seinen Namen lesen und andere lesen ihn auch und sind schwer beeindruckt. Und draußen rieselt der Schnee und die Glocken läuten, das Weihnachtsgebäck duftet und alle sind glücklich und froh. Und dann denken wir erst wieder in einem Jahr an die Behinderten.

  • Es ärgert mich seit Jahren, welche Projekte durch „Licht ins Dunkel“ (LID) gefördert werden. Meistens sind es vernünftige Projekte, die von der öffentlichen Hand bezahlt werden müssten, aber für die angeblich kein Geld da ist. Es ist beschämend für unser reiches Land, dass Kindergartenausstattungen durch Spenden bezahlt werden müssen, ein zweiter Rollstuhl für ein behindertes Kind nicht angeschafft werden kann, bauliche Veränderungen für die bessere Betreuung nicht vorgenommen werden können, wenn nicht LID einspringt. Besonders ärgert mich, dass Unterstützung nur für österreichische Familien gegeben wird, MigrantInnenkinder erhalten keine finanziellen Hilfen für Sonderförderungen.
    Beschämend ist auch, dass die schwarz-blaue Regierung die Förderung für Auftraggeber an sozialökonomische Betriebe gestrichen hat, wodurch viele Aufträge solcher Betriebe verloren gingen und behinderte Menschen ihren Arbeitsplatz verloren haben.
    Ja, LID gehört abgeschafft und es gehört aufgezeigt, dass es Aufgabe des Staates ist Menschen mit Behinderungen bestmöglich zu fördern, die Förderung darf nicht dem privaten Sektor je nach Laune überlassen werden.
    Behinderte Menschen brauchen Arbeit und Gleichstellung, keine Almosen!

  • @Alexandra: Um es klarzustellen, es wird schon richtig informiert, das erwähnte Beispiel war ja von einem Werbespot. Rechenschaftsberichte mit Darstellung einiger Projekte gibt es auch online auf der LiD- Homepage (lichtinsdunkel.orf.at) herunterzuladen. Die Frage ist grundsätzlicher Art: Ob immer alles so „wie gewohnt“ weitergehen darf, als hätte es im Gleichstellungsbereich keine gesetzlichen Fortschritte gegeben?
    Wenn aus dem öffentlichen Bildungsauftrag, dem Recht auf Integration, aus dem Benachteiligungsverbot der Verfassung und dem Behinderten- Gleichstellungsgesetz eindeutig ableitbar ist, dass die Bildungseinrichtung für alle SchülerInnen (letztlich zur Erfüllbarkeit der allgemeinen Schulpflicht) zugänglich und nutzbar sein müsste (wie ich vermute), dann wäre es sehr wohl falsch „andere Geldquellen aufzutun“, weil die öffentliche Hand dafür aufzukommen hat. Die Verwendung von Spendengeldern aus „Licht ins Dunkel“ wäre dann sehr zu hinterfragen. Um Spenden geworben wird mit „bedauernswerten“ Betroffenen („ist da jemand?“) und es wird suggeriert, dass es den Betroffenen direkt zugute käme. Es wird aber nicht damit geworben den Staatshaushalt aufzubessern!

  • Nunja, das sehe ich nicht so. Wenn die Gemeinde nur einen Teil zur Finanzierung beiträgt, so ist es nicht falsch andere Geldquellen aufzutun. Aber Sie haben Recht, Herr Lichtenauer, die Spender sollten in Kenntis gesetzt werden, wofür gespendet wird.

    Ich weiss, dass die Leute, die das Geld verwalten und weiterleiten auch ein Stück von diesem Spendekuchen mitnaschen. Ich denke, dass Keiner so recht weiss, wie dieses Geld in Wahrheit verteilt wird und wer letztendlich davon profitiert. Abgesehen davon, dass Tausende Euros für Werbekampagnen ausgegeben werden.

    Ich wäre ja dafür, dass Fonds für konkrete Projekte geschaffen werden und die Spender haben dann die Möglichkeit dieses oder jenes Projekt mit einem klaren Konzept zu unterstützen.

  • Bei einem aktuellen „Licht ins Dunkel“ TV-Werbespot geht es um die Anschaffung eines Rollstuhl- Liftes für eine Sonderschule in Kärnten. Erstens widerstreben Sonderschulen dem Integrationsgedanken und somit dem Recht behinderter Menschen auf Chancengleichheit und Gleichbehandlung mit lebenslangen nachteiligen Auswirkungen für die Betroffenen und für die gesamte Gesellschaft. Zweitens müsste m. E. der Betreiber einer öffentlichen Schule, in diesem Fall vermutlich die Gemeinde, dafür sorgen dass die Räumlichkeiten für alle Schüler, also barrierefrei, erreichbar sind. Korrigiert mich bitte, wenn ich das falsch sehe. Habe ich aber recht – dürfen das die Spender wissen?

  • Ich habe mich auch dieser „Nicht-ins-Dunkel“-Aktion angeschlossen, aber vielleicht aus anderen Gründen, als die Meisten hier. „Licht ins Dunkel“ sammelt viele Hunderttausende von Euro, die diversen Projekten und Organisationen zu Gute kommen, die durchaus ihre Daseinsberechtigung haben.

    Was mich eher stört ist, dass sie selten Einzelpersonen zu Gute kommt. Viel schlimmer sogar. Wenn ein Antrag auf Hilfe gestellt wird, wird er mit einem Betrag abgespeist, der eher beleidigend, als hilfreich ist. Pflegeheime und diverse Behinderteneinrichtungen schießen wie Schwammerl in die Höhe und diverse Spendenaktionen unterstützen dieses mitleideregende Verhalten. Was wir brauchen ist kein Mitleid, sondern Mitgefühl und Unterstützung im alltäglichen Leben.

    Und es stimmt, was Herr oder Frau anonym schreibt, was haben denn Behinderte schon zu bieten, als dass sie eine Sonderbahandlung rechtfertigt? … gar nichts. Wir sollten unsere Bedürfnisse nicht über jene stellen, die zu Weihnachten kein warmes Wohnzimmer haben, die durch Krieg von ihren Famlien getrennt sind oder abgeschoben werden, oder jene, die durch Naturkatastrophen ihr Heim und Existenz verlieren.

    Wir sollten lernen, auch andere Menschen und deren Schicksale ernst zu nehmen, anstatt uns als dauerndes Opfer der Gesellschaft darzustellen. Wir haben zumindest die Möglichkeiten für unsere Rechte zu kämpfen, aber anderen ist dieses Previleg nicht vergönnt.

    Also spendet weiter und beruhigt Euer Gewissen, aber versucht zumindest einen Tag einen Menschen direkt zu helfen und wenns nur eine Tasse Kaffe für die Bettlerin ist oder ein Apfel für ein mitteloses Kind. Ich denke, das ist wahrer Frieden – ohne heuchlerisches Getue sondern aus vollem Herzen und echtem Mitgefühl. Fühlt sich jedenfalls besser an als Mitleid, findet Ihr nicht?

  • Gerade in der Weihnachtszeit bin ich guter Laune, Ich mag Weihnachten. Ich liebe es für meine liebsten Geschenke zu besorgen, aber das allerbeste ist wenn mir wildfremde Menschen auf der Straße unaufgefordert von hinten am Rollstuhl anschieben, weil sie helfen wollen, wenn sie mir über den Kopf streicheln und mir so Sätze zuwerfen wie: „Wenn ich dich sehe weiß ich wieder wie gut´s mir geht.“ Aber am liebsten hab ich die Schokolade, die sie mir mit mitleidigen Blicken und verstohlen zuschieben, während ich unter einem Licht-ins-Dunkel-Plakat auf den Bus warte.
    Und wenn wir vielleicht eine Daseinsberechigung haben im Leben dann die, dass Nichtbehinderte wenn sie Geld spenden, sich das Gewissen und die Seele für Weihnachten freikaufen können.

  • Ich finde das gut! GUT!!

  • Sich wehren, treten, spucken und kratzen sind der letzte Ausweg von Wesen, die in die Ecke getrieben wurden. Elegant ist das nicht, man fühlt sich als verzweifelte Kämpfende/r auch nicht wohl – oder?! Was Gesunde, Mitmenschen mit Herz und sogar Hirn und Geld motiviert zu helfen, ist halt schon der ideelle Gewinne, etwas „Gutes“ getan , Freude bereitet zu haben. Darüber kann man spötteln, sich über die „Gutmenschen“ lustig machen, und selbst immer zynischer und verbitterter werden. Ganz wie es beliebt! Schon mal was von POSITIV DENKEN gehört? Es erleichtert das Leben ungemein, auch auf dem sozialen Gebiet. as ewige Sich -Beschweren ist ja auch eine Behinderung, eine Last, die manche/r unnötiger Weise auf seine Schultern lädt. Gönnt euch doch wenigstens zu Weihnachten die Illusion, von liebevollen Menschen umgeben zu sein – und lasst die Idee von Licht-ins-Dunkel leben, über die Form kann man in aller Freundschaft noch reden. Mit Raunzen und Unzufriedenheit-aus-Prinzip kommt niemand weiter. Was haben Behinderte denn der Welt zu „bieten“, was ist ihr ach so unverzichtbarer Beitrag? Ganz sachlich, cool, ehrlich – ohne die Moralinkeule zu schwingen. Weihnachten: Friede allen Menschen, die guten Willens sind… Shalom! Salam!

  • Das Lichtermeer wächst, „Nicht ins Dunkel“ brummt schon gewaltig, gut so. Man hätte die Aktion vielleicht auch „Geld ins Dunkel?“ bezeichnen können aber das ist eine andere Sache. Es ist sehr aufschlussreich, sich die realisierten Projekte genau anzusehen, wie viele davon den Inklusions- Anspruch hintergehen. Spätestens seit dem Benachteiligungsverbot (B-VG Art.7, 1997) und dem Behinderten- Gleichstellungsgesetz (2006) wären m. E. viele der durch Spenden finanzierten Projekte durch die öffentliche Hand zu finanzieren. Die Sozialtöpfe des Staatshaushalts werden durch das Spendenaufkommen nicht unwesentlich entlastet. Handelt es sich möglicherweise um eine willkommene „Deppensteuer“? In den Projekten geht es um Rollstühle, Reha- Hilfsmittel, behindertengerechte Umbauten, Lifte, Ausstattungen und Einrichtungen für Sonderschulen, Werkstätten für behinderte Menschen, Behinderten- Wohngemeinschaften, Behinderten- Pflegeheime, Kinderheime etc. Wer die einzelnen Fälle genauer betrachtet wird stutzig, denn in vielen Fällen sollten Sozialhilfe oder Behindertenhilfe für diese Bedürfnisse aufkommen. Teilweise bestünde m. E. sogar gesetzlicher Rechtsanspruch auf Hilfe aus öffentlichen Geldern.
    Die Aktion „Licht ins Dunkel“ untermauert und fördert die Aussonderung behinderter Menschen aus der Gesellschaft auf sehr subtile Weise. Ich hoffe, dass durch „Nicht ins Dunkel“ viele Menschen das erkennen und sich auch Jene distanzieren, welche sich bisher vor diesen Karren spannen haben lassen.

  • Die Gegenkampagne „Nicht ins Dunkel“ war schon längst überfällig. Ein großes Lob an Franz-Joseph Huainigg!