Was macht der Wiener Landesschulinspektor für Inklusion eigentlich beruflich?

Knapp ein Jahr ist nun Dr. Rupert Corazza Schulinspektor für Inklusion in Wien. Ein verärgerter Kommentar.

Rupert Corazza
Stadtschulrat

Im April 2013 wurde Rupert Corazza von der Wiener Stadtschulpräsidentin, Dr. Susanne Brandsteidl, zum „Schulinspektor für Inklusion“ ernannt.

Sie sprach von „einem wichtigen Schritte, der als Initial für eine noch stärkere Verankerung des inklusiven Gedankens an unseren Schulen zu verstehen ist.“

Wien posaunte lautstark hinaus, wie stolz man sei, österreichweit den ersten Schulinspektor für Inklusion zu haben. (Vorher hieß dieser „Inspektor für Integration“.)

Die Einführung dieses Postens sei nicht nur aus Sicht des Wiener Stadtschulrats, sondern auch der Wiener Grünen ein „wichtiger Schritt“, hieß es damals.

Wenige Wochen danach begründete Stadtschulpräsidentin Brandsteidl diese Ernennung in einer Podiumsdiskussion nochmals.

Was der Schulinspektor für Inklusion müßig findet

„Zum Begriffspaar Integration und Inklusion: Es ist müßig, hier eine Unterscheidung zu treffen, auch wenn theoretische Überlegungen immer wieder Unterschiede konstruieren wollen“, schrieb Dr. Rupert Corazza (Schulinspektor für Inklusion) im Mai 2013 im Vorwort des Journals des Stadtschulrates für Wien.

Spätestens da hätte man schon große Skepsis ob seines Zuganges und auch seiner Qualifikation haben müssen.

Es drängt sich geradezu ein Vergleich mit diesem bekannten Witz auf: „Gast an Kellner: Fragen Sie bitte den Koch, was er beruflich macht.“

Es bleibt mir auch schleierhaft, worauf die Stadt Wien denn so stolz ist, wenn ohnehin alles bleibt, wie es ist. Ob Integration oder Inklusion; alles anscheinend müßig zu diskutieren. Doch dies war noch am Anfang seiner Tätigkeit. Wie hat er sich weiterentwickelt?

Es kommt aber noch schlimmer

Kürzlich wurde Corazza von der Presse zur Weiterentwicklung der Caritas-Schule „Am Himmel“ von einer Sonderschule zu einer Inklusionsschule interviewt.

Was der „Schulinspektor für Inklusion“ da von sich gab, ist schon mehr als abenteuerlich. Er sah in der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen keine Verpflichtung zur Inklusion.

„In der UN-Konvention steht sicherlich nicht, dass man die Schulform Sonderschule schließen soll“, meinte Rupert Corazza. Dass die Stadt Wien selbst noch Sonderschulen betreibt und daher keinen Änderungsbedarf sehen will, sei hier nur am Rande erwähnt.

Wirklich gruselig wird es dann, wenn er erklärt, wo die angeblich schwierigen Herausforderungen bei der Inklusion liegen. Wer nun erwartet, dass er sachlich fundiert argumentiert, wird enttäuschst. Wörtlich sagt er: „Was ist, wenn ein Kind zweimal am Tag gewickelt werden muss? Soll ich das dann in der Klasse machen?“

Rupert Corazza ist damit ein wunderbarer Beweis des „Peter-Prinzips„, welches besagt: „In einer Hierarchie neigt jeder Beschäftigte dazu, bis zu seiner Stufe der Unfähigkeit aufzusteigen.“

Was wäre nun notwendig?

Es bleibt zu hoffen, dass Wiens Schulinspektor für Inklusion von selbst einfällt, wo man SchülerInnen außerhalb des Klassenraums „wickeln“ könnte.

Weiters hoffe ich, dass irgendjemand ihm auch die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen im Detail erklärt (kennen tut er sie ja) bzw. er vielleicht von sich aus einschlägige Dokumente vom Deutschen Institut für Menschenrechte bzw. dem österreichischen Monitoringausschuss findet. Diese Arbeitszeit müsste er erübrigen können, weil „Schulinspektor für Inklusion“ in Wien ja kein ehrenamtlicher Job ist, oder?

Vor wenigen Monaten hat der zuständige Fachausschuss der UNO in Genf bei der Staatenprüfung Österreichs auf Einhaltung der Konvention festgehalten, dass „einige Verwirrung über inklusive Bildung und integrative Bildung besteht“. Weiters zeigte sich der UN-Fachausschuss besorgt, dass „Fortschritte in Richtung inklusiver Bildung in Österreich stagnieren“.

Besorgt sind wir auch. Besonders, wenn inhaltlich überforderte Beamte Inklusion umsetzen sollen, aber sie diese anscheinend nicht verstanden haben. Wenn Rupert Corazza in seinem zweiten Jahr als Landesschulinspektor für Inklusion nicht deutlich dazulernt und endlich Inklusion forciert, muss man mit Fug und Recht feststellen: Er hat eine reine Alibi-Position inne.

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12 Kommentare

  • Aufgrund zu viele persönlicher Informationen hat die Redaktion diesen Beitrag entfernt.

    Wir haben wie gewünscht die Informationen an Herrn Corrazza zur weiteren Bearbeitung weitergeleitet. Der Landesschulinspektor kümmert sich darum.

  • „es gibt kaan Inspektor“
    Meiner Meinung nach könnte man sich den Ispektor mitssammt seinen ganzen Mitarbeiterstab sparen. Dieses Geld wäre sinnvoller in der direkten Arbeit eigesetzt.
    EXKLUSIVE VIP Veranstaltungen und anderen Humbug, will ich nicht mit Geldern der Behindertenhilfe finanziert sehen. Dies sei anderen vorbehalten, denen ich zwar auch nicht das Recht der Steuermittelverschwendung zuspreche, aber auf keinen Fall darf dieser Unsinn in der Behindertenarbeit Platz finden.
    Wir brauchen keine VIP Leute, wir sind kein EXKLUSIVER CLUB wir sind eine Randgruppe und darauf sollten wir stolz sein.

  • und zu Herrn Corazza möchte ich noch sagen,

    ihr posten gibt ihnen nicht das recht zu beurteilen, ob der unterschied zwischen inklusion und integration eine müßige diskussion ist.
    das ist rein ihr persönliches empfinden.
    hier geht es wie so oft um die sache, der sie offensichtlich nichts abgewinnen können. und so stellt man sich berechtigt die frage, was denn der Herr Landesschulinspektor für Inklusion eigentlich macht……….das „feigenblatt der inklusionsscham“ (herrliches zitat weiter unten von R.Müller) fliegt im Stadtschulrat von stockwerk zu stockwerk…

  • corr.

    meiner meinung nach ist der weg zur inklusiven bildung nur möglich, wenn das schulsystem mit samt seiner verwaltung neu überarbeitet wird.

  • meiner meinung nach ist der weg zur inklusiven bildung nur möglich, wenn das schulsystem mit samt seiner verwaltung geändert wird. es liegt obenauf, dass es weitaus schwieriger ist ein altes system zu verändern, als ein neues zu schaffen.
    die schulen müssen sich selbst verwalten! sie sollen in eigenregie die inklusive bildung umsetzen. der stadtschulrat für wien mit seinen vielen untragbaren psydo-posten ist komplett veraltet und kostet dem schulsystm viel zu viel geld, das wiederum in den klassen fehlt…(pädagog. unterbesetzung…etc)

  • Die Linie der Stadt Wien ist auch dem „Falter“ – der manchmal alternativen Wiener Stadtzeitung – in der aktuellen Nummer (25/2014)zu entnehmen: Voll-Inklusion ist, wenn 4 integrative Volksschulklassen und 8 Sonderschulklassen in einer Schule unter einem Dach sind. Ein atemberaubendes Kunststück an Benennungspolitik, ein X für ein U vorzumachen …. und der „Falter“ zeigt, wie das mit perfekter Journalistik der Gefühle verkauft werden kann ….

  • Mir kommt auch vor, dass es sich dabei um eine Alibi-Funktion handelt, die der Inklusion bei so viel Nicht-Wissen jedoch trotzdem gefährlich werden kann.

  • … wien – wien … nicht nur „DU“ allein !!!

  • Sehr guter Beitrag, die zitierten Statements sprechen Bände und auch dann, wenn sich hier ein Leser sehr entrüstet über den gegenständlichen Artikel äussert. Ich denke, er hat den Adressaten verwechselt. Er sollte den Inhaber des geistigen Eigentümers anvisiert haben.

  • S.g. Hr. Ladstätter, manchmal ist weniger mehr! Wenn diese Aussagen von Hrn. Corazza so stimmen ist das eine riesen Sauerei! Mit ihren untergriffigen Beschimpfungen erweisen sie der Sacher aber sicherlich auch keinen guten Dienst! Ich gebe zu Bedenken „Inklusion“ ist keine Chefsache der Wiener SPÖ sondern geht uns alle an! Wenn sie in die unteren Schubladen greifen wollen, dann bitte beschimpfen sie doch auch die Profiteure des momentanen Systems, die Eltern die ihre Kinder in I-Klassen schicken, weil sie dort „mehr Lehrkraft pro Kind“ bekommen – und nichts aber schon gar nichts für Integration und Inklusion machen bzw. machen wollen!
    Nächste Woche gibt es bei Integration Wien einen Informationsabend über das „Inklusionsmodell von Wr. Neudorf“. Ich bin gespannt ob es diese Veranstaltung überhaupt geben wird! … und dann bin ich auch gespannt ob es dort im Umfeld auch wirklich keine Sonderschulen mehr gibt! Oder ob es, so wie in Wien, ein paar Feigenblätter für die Inklusions-Scham gibt!

  • Na, i pack’s net!

  • danke herr ladstätter – wir werden das im herbst noch näher herausfinden. es ist gefährlich, wenn der zuständige die meinung der breiten masse vertritt und nicht aufklärererisch tätig ist!!