"Es geht um das Hinsehen, es geht darum, niemals zu vergessen"
Die Heil- und Pflegeanstalt „Am Steinhof“ war das Zentrum der NS-Tötungsmedizin in Wien. 7.500 Menschen wurden dort von den Nazischergen ermordet. Auf dem Gelände befand sich auch die Abteilung „Am Spiegelgrund“, in der 800 Kinder und Jugendliche getötet, unzählige gequält, misshandelt und gefoltert wurden.
Seit 2006 wurden 29 Überlebende vom Spiegelgrund mit dem Goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien ausgezeichnet. Mit Roland Zavani, der heute von Gesundheits- und Sozialstadträtin Mag.a Sonja Wehsely geehrt wird, erhält heuer das fünfte Spiegelgrund-Opfer das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien. Der französische Staatsbürger kam als Neunjähriger auf den Spiegelgrund und in der Folge in das Erziehungsheim Wimmersdorf.
An beiden Folterstätten wurde er vielfach misshandelt. Heute lebt Zavani wieder in Frankreich, von wo aus er für die Ehrung anreiste. „Ihnen sind Dinge angetan worden, von denen man sich kaum eine Vorstellung machen kann. Herr Zavani, wir brauchen Menschen wie Sie, die immer und immer wieder aus eigener Erfahrung erzählen, welche Verbrechen von den Nazis begangen wurden. Es geht um das Hinsehen, es geht darum, niemals zu vergessen“, so Wehsely bei ihrer Laudatio.
Im Pavillon V des Wiener Otto-Wagner-Spitals, dem früheren „Steinhof“, wurde im heurigen Sommer die neu gestaltete und erweiterte Ausstellung „Der Krieg gegen die ‚Minderwertigen‘ – Zur Geschichte der NS-Medizin in Wien“ wieder eröffnet. Die Ausstellung erläutert die nationalsozialistischen Medizinverbrechen in Wien und thematisiert auch den Umgang mit diesen Verbrechen nach 1945. Die Dauerausstellung ist von Mittwoch bis Freitag (werktags), jeweils in der Zeit von 10 bis 17 Uhr geöffnet, an anderen Tagen nach Vereinbarung. Der Eintritt ist frei, kostenlose Führungen können unter der Telefonnummer 01/ 22 89 469-319 bzw. per E-Mail unter office@doew.at vereinbart werden.