Jerusalem: "Ohne Nachbesetzung funktioniert Schulsystem nicht"
Wien hat seit September 2003 kontinuierlich Falschaussagen bezüglich des LehrerInnen-Stellenplans getätigt. Das kritisiert die grüne Sozialsprecherin Susanne Jerusalem. Erstens so wurde beteuert, hätte Wien den Stellenplan nicht überzogen und zweitens würden alle Posten frühpensionierter LehrerInnen mit 1. Dezember nachbesetzt. Sowohl die Skepsis der Grünen als auch alle Hinweise auf drohendes Chaos sind vom Tisch gewischt worden. Im Kollegium sei unter dem freudigen Applaus der SPÖ-Mitglieder darauf verwiesen worden, dass es keinerlei Anlass für Panikmache gebe.
„Der Stadtschulrat ist in völlig unverständlicher Gelassenheit ins Desaster geschlittert. Das Chaos ist hausgemacht.“, so Jerusalem.
So schlimm wie in Wien, wo 735 Pflichtschullehrer in den Ruhestand getreten seien, die nicht nachbesetzt würden, ist die Lage in keinem anderen Bundesland. Es ist haarsträubend, wenn nunmehr die Präsidentin des Wiener Stadtschulrates bereits darauf stolz sei, dass die Klassenzimmer trotzdem nicht leer blieben. Freundlicherweise sollte sie dazusagen, dass der Preis dafür sehr hoch sei, es würden nämlich Begleit-, Stütz- und IntegrationslehrerInnen sowie die SprachheilpädagogInnen ohne Chance auf Rückkehr abgezogen.
„Das sind weitere Minus Fünf Prozent für alle Wiener Pflichtschulen“, stellt die Schulsprecherin der Wiener Grünen fest.
Es ist zwar richtig, so Jerusalem, dass das Sparpaket den Absender der Bundesregierung trage, es darf aber nicht vergessen werden, dass Landeshauptmann Häupl damit einverstanden gewesen ist. Es sei unerheblich, ob er damals gewusst habe, was er anrichtet oder nicht.
Sollte es tatsächlich nicht möglich sein, dass die Ressortverantwortlichen ihren Chef richtig und umfassend informierten, so stünden die Grünen in Zukunft gerne für einen inhaltlichen Dialog zur Verfügung. Das Missmanagement der Wiener Landesregierung nähme jedenfalls nach und nach beängstigende Ausmaße an. Dem Budgetdebakel im Ressorts Laska müsse nunmehr auch jenes Defizit angerechnet werden, dass durch die Überziehung des Stellenplans bei den LandeslehrerInnen entstanden sei. Es stelle sich die Frage, was sich ein Mitglied der Wiener Landesregierung eigentlich alles zu Schulden kommen lassen müsse, um zurückzutreten.
Wien müsse umgehend einen Notplan vorlegen und den SchulpartnerInnen bekannt geben, wie es weitergehen soll. Es gehe nicht an, dass das Chaos auch noch mit Desinformation gewürzt werde. Derzeit gäbe es an vielen Schulen den „Tag der offenen Türe“, damit Eltern künftiger Erstklassler sich ein Bild machen könnten über das Schulangebot. Wie soll denn das funktionieren in dem Durcheinander?
Weder die Homepage des Stadtschulrates noch das Lehrerweb (www.lehrerweb.at) gäben Auskunft über die aktuellen Einsparungen. Im Gegenteil, LehrerInnen und Eltern würde immer noch der „Aktuelle Ressourcensituation Oktober 2003“ angeboten, von nicht nachbesetzten Frühpensionierungen keine Spur.
„Ohne Nachbesetzung der überraschend freigewordenen Stellen kann das Schulsystem jedenfalls nicht funktionieren“, stellt Jerusalem abschließend fest.