Weltkonferenz zur Inklusiven Bildung

Es musste schon ein besonderer Anlass sein, wenn sich über 400 TeilnehmerInnen aus über 50 Ländern weltweit in der ehrwürdigen Universität in Salamanca ein Stelldichein geben.

Universität Salamanca
Lebenshilfe Wien

Die „Salamanca-Erklärung“ der UNESCO aus dem Jahr 1994 „über Prinzipien, Politik und Praxis in der Pädagogik für besondere Bedürfnisse“ ebnete den Weg für den gemeinsamen Unterricht von SchülerInnen mit und ohne Behinderung weltweit und auch in Österreich. Die Lebenshilfe Wien war 1994 und nun auch 15 Jahre später in Salamanca dabei.

Es musste schon ein besonderer Anlass sein, wenn sich über 400 TeilnehmerInnen aus über 50 Ländern weltweit in der ehrwürdigen Universität in Salamanca ein Stelldichein geben: so geschehen vom 21. – 23. Oktober 2009, organisiert von Inclusion International, Inclusion Europe und der INICO-Universidad de Salamanca.

Der Anlass war das 15-Jahr-Jubiläum der Verabschiedung der wegweisenden „Salamanca-Erklärung“ mit historischem Rückblick und vor allem konkretem Ausblick auf weitere Schritte hin zu einem qualitätsvollem und flächendeckenden inklusiven Bildungssystem.

Die Teilnehmer, von Österreich bis Kanada, von Deutschland bis Neuseeland, aus Afrika, Europa, Amerika und Asien, konnten sich dem Thema in zahlreichen Vorträgen und Workshops sowie vor allem im informellen Austausch untereinander intensiv widmen:

  • Grundsatzreden, die den Bogen von der „Salamanca-Erklärung“ bis zum Artikel 24 der UN-Konvention der Rechte von Menschen mit Behinderungen spannten, von namhaften Experten der UNESCO, UNICEF, Worldbank, EU-Kommission, OECD und Präsidenten von weltweit tätigen NGOs
  • Lebhafte Praxisbeispiele aus verschiedenen Ländern (B. Schmid von der Lebenshilfe Wien stellte die Situation in Österreich in einem Workshop dar) ließen Unterschiede und Gemeinsamkeiten für das Lobbying im eigenen Land sichtbar werden
  • VertreterInnen aus Betroffenenkreisen, Angehörigenkreisen und PädagogInnen-Kreisen berichteten ausführlich aus ihrer jeweiligen Perspektive
  • Intensive Diskussionen entsponnen sich zwischen den TeilnehmerInnen
  • Gordon Porter, Bildungs- und Menschenrechtsexperte aus dem weltweiten Vorzeige-Bundesland New Brunswick (Kanada) gelang es als Keynote-Speaker und Moderator wieder einmal, mit einfachen, aber sehr eindringlichen Worten das Publikum darauf einzuschwören, den Kampf für eine gerechte Teilhabe aller SchülerInnen auf einen gemeinsamen Unterricht in der Schule der Nachbarschaft mit frischen Kräften und guten Argumenten fortzuführen.

Weitere Höhepunkte der Weltkonferenz

Als Ergebnis einer weltweiten Umfrage und Datenerhebung wurde der „Global Report on Inclusive Education (Better Education for All)“ vorgestellt und an alle TeilnehmerInnen verteilt. Der Bericht gibt einen exemplarischen Überblick über den aktuellen Stand der Umsetzung von inklusivem Schulunterricht aus allen Ecken der Erde (auch Österreich ist mit dem Erfolgsbeispiel Steiermark und rund 80% Integrationsrate der SchülerInnen mit Behinderung vertreten).

Zum Abschluss der Konferenz wurde eine gemeinsame Resolution von allen TeilnehmerInnen mit großer Mehrheit angenommen, in der man das Bekenntnis zu den Inhalten und Zielen der „Salamanca-Erklärung“ bekräftigte und die Ratifizierung der UN-Konvention der Rechte der Menschen mit Behinderungen, insbesondere des Artikels 24 über „Inklusive Bildung“, durch möglichst viele Länder ausdrücklich begrüßte.

Die Lebenshilfe Wien war sowohl als Teilnehmer als auch als Referent in Salamanca dabei. Mit Walter Eigner, langjähriger ehemaliger Geschäftsführer der Lebenshilfe Wien, war sogar einer der Teilnehmer aus Österreich, die bereits 1994 der „Salamanca-Erklärung“ direkt beiwohnten. Walter Eigner war auch als früherer Präsident von „Inclusion International“ maßgeblich am Entstehen und Wachsen der weltweiten Inklusionsbewegung beteiligt und engagiert sich bis heute für den mit „Inklusion“ verbundenen Paradigmenwechsel.

Die Lebenshilfe Wien führte eine kleine Delegation von aktiven Vorkämpfern der Schulintegration / Inklusiven Schulbildung aus Wien und der Steiermark an, die allesamt mit einer Fülle von Informationen, neuen Kontakten und voll der Motivation für die Fortführung der Lobbying-Arbeit nach Österreich zurückkehrten.

Salamanca Konferenz Resolution

(inoffiziell übersetzt von B. Schmid)

„Wir, die unterzeichneten TeilnehmerInnen der „Weltkonferenz zur Inklusiven Bildung – Die Diskrepanz diskutieren: Rechte, Rhetorik, Realität? Zurück nach Salamanca“, abgehalten an der Universität von Salamanca, Salamanca, Spanien (21.-23.Oktober 2009)

  1. Bekräftigen erneut das Bekenntnis zur Erklärung von Salamanca (1994) und bekennen uns dazu, ein inklusives Bildungssystem in jedem Land der Welt zu entwickeln. Wir begrüßen die UN Konvention der Rechte von Menschen mit Behinderungen (UNCRPD) und insbesondere den Artikel 24, der einen neuen Anstoß für das Menschenrecht auf inklusive Bildung für alle Menschen mit Behinderungen gibt.
  2. Wir verstehen inklusive Bildung als Prozess, bei dem Regelschulen und Frühfördereinrichtungen dahingehend transformiert werden, dass alle Kinder/SchülerInnen unterstützt werden, um ihr intellektuelles und soziales Potential zu verwirklichen, und bei dem Barrieren im Umfeld, in den Einstellungen, in der Kommunikation, im Lehrplan, im Unterricht, in der Sozialisierung und in der Leistungsbeurteilung auf allen Ebenen beseitigt werden.
  3. Wir appellieren an alle Regierungen, die UNCRPD zu ratifizieren und konkrete Pläne zu entwickeln und zu implementieren, um den Aufbau einer inklusiven Bildung für alle sicherzustellen. Darüber hinaus appellieren wir an internationale Organisationen wie UNESCO, UNICEF und die Weltbank, ihre Bemühungen zu verstärken und ihnen den Vorrang zu geben, um den Aufbau von inklusiver Bildung zu unterstützen.
  4. Wir bekennen uns selbst dazu, eine Allianz zu bilden, um globale Bemühungen für das Erreichen des Zieles „Bildung für alle“ umzusetzen und damit eine bessere Bildung für alle durch den Aufbau von inklusiver Bildung zu schaffen, und starten hiermit die INITIATIVE 24 als einen Behelf zur Erreichung dieses Ziels.“

Salamanca, 23. Oktober 2009

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