Eine abgewirtschaftete Arbeitnehmervertretung bekämpft die Interessen ihrer Kernklientel mit Streikdrohung

Der Präsident der ÖAR, Dr. Klaus Voget, äußerte sich heute mit klaren Worten zum Ansinnen der Gewerkschaft, den geplanten Veränderungen im GuKG mit Streik begegnen zu wollen.
Kein Mensch hat in den letzten Jahren von den Gewerkschaften Aufschrei und Streikdrohung bei Betriebsverkäufen, beim unbilligen Freisetzen von Arbeitskräften zur Profitmaximierung und ständigen Verschlechterungen für Arbeitnehmer vernommen so Voget, jetzt, wo endlich eine Situation, die seit Jahren zum Himmel stinkt, bereinigt werden soll, wird das stärkste Druckmittel der Arbeitnehmerschaft hervorgeholt.
Schon bisher waren Familienangehörige bei ihrer aufopferungsvollen Pflege bei bestimmten Handreichungen theoretisch immer mit einem Bein im Kriminal, fallweise aushelfende Verwandte oder Nachbarn sogar mit beiden Beinen. Aber sie habens getan, um menschenwürdige Pflegeverhältnisse zu ermöglichen die Bund und Länder nicht bieten konnten. Jetzt, wo eben Verwandte und Nachbarn auch schon mal durch weitere Personen unterstützt werden müssen, schreit die Gewerkschaft.
Wo Geld keine Rolle spielt und ein zweiter Wohnsitz (mit Konto) in der Karibik zur Verfügung steht, wird, wenns denn sein muss, sich eine Familie auch eine diplomierte Krankenschwester zum Verabreichen von Suppe und Hustensaft locker leisten die von der Gewerkschaft (angeblich) vertretenen Gesellschaftsgruppen müssen ihren Pflegling wohl ins Heim abschieben. Dass angesichts solcher gewerkschaftlicher Machtausübung mit einer weiteren Austrittswelle zu rechnen ist, tröstet auch nicht.
erwin riess,
18.02.2008, 13:56
klaus voget hat recht. in behindertenfragen agierte die gewerkschaft meist gegen selbständigkeit behinderter menschen. herr kaske, vorsitzender der gewerkschaft VIDA forderte die abschaffung des pflegegelds und die einführung von schecks, die nur bei diplomierten pflegern und ihren vereinen einzulösen sein sollten. alle unsere kämpfe der letzten jahrzehnte mußten wir OHNE und teilweise auch GEGEN den ÖGB führen. jetzt droht der ÖGB mit streik – gegen die behinderten menschen. ich verbeuge mich vor den honorigen herren und damen gewerkschaftsfunktionären. großartige und mutige persönlichkeiten!
Brigitte Moosbrugger,
18.02.2008, 12:06
Die Bedenken und Streikdrohungen von Beamtengewerkschafter Hable wirken auf mich lächerlich und machen mich aus der Sicht von Betroffenen wütend. Mit der Ausweitung von Kompetenzen von ungelernten Pflegekräften wird niemanden Arbeit weggenommen. Es ist nur die (längst fällige) Legalisierung jener Praxis, ohne die tausende ÖsterreicherInnen, die auf Betreuung oder Persönliche Assistenz angewiesen sind, nicht menschenwürdig leben können.
In der Not, welche der jetzige „Rechtszustand“ (man muss von einem Zustand reden) zum Schutz von Fachkräften schafft, müssen Laienhelfer längst praktizieren, was ihnen nicht gestattet ist. Sie leisten essentielle und finanziell leistbare Hilfe, sind dabei aber rechtlich völlig ungeschützt und in der Gefahr kriminalisiert zu werden.
Wenn z.B. Essen und Getränke verabreichen nur von diplomierten PflegerInnen gemacht werden dürfte, wäre folglich die Alternative ausgebildetes Fachpersonal für alle Menschen, die Zuhause leben wollen, oder ein Leben auf einer Intensivstation einer Klinik. Herr Hable sollte dann erklären erklären, wie er das im privaten und mobilen Bereich (nur davon ist hier die Rede) finanzieren will, denn ihm ist hoffentlich bewusst, dass diese Kosten unmöglich von Betroffenen getragen werden könnten.
Ich wünsche ihm und seinen Mitstreitern einen Tag in der Rolle in der tausende ÖsterreicherInnen leben müssen, damit sie eine Idee bekommen, was das in der Praxis eigentlich bedeutet, wenn man fremde, ständig wechselnde Personen in Intimsten Bereich heranlassen muss. Ganz zu schweigen von der Möglichkeit ein Leben in Freiheit, Würde und Eigenverantwortung zu führen, wie jeder andere auch.
Herr Hable betont, wie hier den diplomierten Pflegekräften Unrecht getan wird und dass es nicht darum geht, sich gegen eine Partei zu stellen. Die Streikdrohung empfinden wir Betroffene aber direkt an uns gerichtet und ich wehre mich dagegen.
Anonymous,
18.02.2008, 10:05
Lieber ÖAR. Herr Voget! Schimpfen Sie da nicht wirklich auf die Falschen?! Nach alle den Versäumnissen der letzten Jahre, wo sich Ärzteschaft, Parteien, einzelne PolikerInnen, die Caritas und wer weiß noch aller durch Sonntagsreden und Nichtstun profilierten, tun sie als ob die Gewerkschaft nun an der Pflegemisere schuld wäre! Gerade Geprügelte tritt man nicht mehr. Das macht das Gesprächsklima für Behindertenfragen nicht gerade besser, und ist völlig unnötig. Statt schimpfen: God bless them, die trotteln.
meia,
16.02.2008, 14:54
@feichter, eine Streikdrohung der Gewerkschaft für Pflegekräfte ist Polemik der „tiefsten Schublade“. Hat man sich überlegt, was mit den betroffenen Pflegepersonen passiert, wenn die Pflegekräfte streiken? Will man dann die Menschen auch in letzter Konsequenz sterben lassen, da ja dann die notwendigsten Hilfeleistungen bei einem Streik nicht getätigt werden können?
Was trotz „auftopfender Pflege“ passieren kann, zeigt der aktuelle Mord einer Gattin an ihren zu pflegenden Gatten.
feichter,
15.02.2008, 16:19
herr dr. voget, haben sie sich schon einmal in die situation der hilfskräfte hineinversetzt? konkurenz für österr. hilfskräfte sind geld- und sozialrechtlich moldawier und ukrainer, natürlich nicht versichert. ausgebildete pflegekräfte werden daher auf- oder abgewertet? na also.
polemik und eingeschränkte sichtweise bringt nur vordergründig und kurzfristig vorteile. und von wem sollten sich diese pflegekräfte sonst vertreten lassen? von ärzten und dienstgebern? ihre gesellschaftliche gesamtverantwortung einfordernd, verbleibe ich hochachtungsvoll kfeichter
Franz Werfel,
15.02.2008, 13:08
Wir haben in Österreich keine Gewerkschaft, sondern leider nur den ÖGB. Nach dem Bawag-Skandal, in dessen Folge durch die fossilen ÖGB-Bonzen die Mitgliedsbeiträge aus Jahrzehnten verschludert wurden, kam das Versprechen einer Reform.
Und nix ist gekommen, noch immer kriechen die gleichen fetten Saurier durch die Gegend. Sie gönnen sich aus den Beiträgen der Mitglieder Riesengehälter, die sie durch Qualifikation und Leistung nie bekommen könnten. Weg mit dem ÖGB, her mit einer Gewerkschaft!