Wer kennt ihre Namen?

Ein künstlerisches Gedenkprojekt des ARTeliers Loackerhuus der Lebenshilfe Vorarlberg - Zu sehen im Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim vom 28. September bis zum 12. Oktober 2018

Rankweil am 4.11.2017 Provikar Carl Lampert Prozession zum Valdunafriedhof und russischem Friedhof.
Loacker, 2017

Im Jahr 2017 widmete sich das ARTelier im Loackerhuus in Götzis einem Kunstprojekt für die Carl-Lampert-Gedenkwoche der Katholischen Kirche Vorarlberg.

Es sollte auf einem Leichentuch den etwa 300 Euthanasieopfern Vorarlbergs gedacht werden. Diese Menschen wurden während des Zweiten Weltkriegs nach Schloss Hartheim bei Linz deportiert und dort ermordet.

Ziel war es, am 4. November 2017 einen Gedenkmarsch von der Basilika zum Valdunafriedhof in Rankweil durchzuführen. Aus der Heil- und Pflegeanstalt Valduna in Rankweil wurden zahlreiche Menschen zur Ermordung nach Hartheim gebracht.

Alle Namen sollten an diesem Tag öffentlich ausgerufen und auf den Tüchern visualisiert werden. Die Thematik sollte sichtbar werden, die Aktion Anstoß geben, die Getöteten in unsere Mitte zu nehmen.

Im Rahmen der Veranstaltung „Künstlerische Positionen“ wurden am Freitag, 28. September 2018 die Tücher im Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim präsentiert – dem Ort an dem diese Menschen ermordet worden sind. Die Tücher sind dort bis 12. Oktober 2018 im Innenhof des Schlosses zu sehen.

Zum Projekt

Die Tücher wurden im Rahmen eines künstlerischen Projekts im ARTelier Loackerhuus der Lebenshilfe Vorarlberg erarbeitet. Die Malenden sollten ihre persönlichen Fähigkeiten einbringen dürfen und Akteure werden. Die Zeiten haben sich geändert. Heute machen Menschen mit Beeinträchtigung an öffentlichen Aktionen mit; sie machen Kunst, sie machen auf sich aufmerksam und sind dabei.

Jede/r Malende hatte die freie Wahl am Projekt mitzuarbeiten und sich mit seinen/ihren Fähigkeiten einzubringen. Sei es mit Fragen, aktivem Bestempeln der Tücher, Schreiben der Namen, Unterstützung beim Zusammennähen der insgesamt 40 Meter Stoff. Alle Handgriffe und Gedanken wuchsen zusammen wie die Texturen der Aussteuerwäsche, die wir für dieses Projekt verwendeten.

Im September und Oktober 2017 wurden die Arbeiten vorgenommen. Die alten Leintücher und Wäschestücke wurden händisch in erdigem Lindgrün gefärbt. Malende standen sich gegenseitig Modell, um ihre Silhouetten auf die Tücher zu kopieren, Schatten von Personen wurden sichtbar gemacht; viele Namenlose. Danach ging es an die Übertragung der Namen der 292 Vorarlberger Hartheim-Opfer auf die Stoffbahnen.

Eine Wand mit Tücher, auf denen viele Namen stehen.
Loacker, 2017

Zuerst kamen nur Männernamen, dann zeilenweise nur Frauennamen. Alle Namen klangen nach gewöhnlichen Vorarlberger Namen. Bösch, Grabher, Wüstner. So viele Josefs, so viele Annas und Idas stellten die Klienten fest. Zu diesem Zeitpunkt begann die Phase des Fragens:

  • „Was sind das für Namen?“
  • „Wer sind diese Menschen?“

Als von den Geschehnissen während des Zweiten Weltkriegs erzählt wurde, kamen noch mehr Gegenfragen:

  • „Was hatten diese Menschen, dass man sie nicht haben wollte?“

Der Name Katharina Lampert stand auf der Liste. Ihr Name wurde von Frau Gmeiner, Mitarbeiterin der Kathi-Lampert-Schule in Götzis, in das Leichentuch gestickt.

Frau Jansen, Lehrende an derselben Schule, wollte als betroffene Angehörige den Namen ihrer Großtante gestalten. Plötzlich begann auch eine Kooperation mit SchülerInnen der Kathi-Lampert-Schule. Einige kamen ins ARTelier und übertrugen gemeinsam mit den KlientInnen Namen auf die Tücher.

Am 4. November 2017 nahmen die KünstlerInnen, Begleitende und Angehörige aus dem ARTelier an der Gedenkfeier in Rankweil teil, die auch eine Namenslesung beinhaltete. Hier wurden die Tücher mit den 292 Namen enthüllt, gemeinsam zum Friedhof getragen und aufgehängt.

Hier beginnt der Werbebereich Hier endet der Werbebereich
Hier beginnt der Werbebereich Hier endet der Werbebereich

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Die Kommentarfunktion für diesen Artikel ist abgeschalten.

2 Kommentare

  • Vielleicht bin ich unnötig alarmistisch. Ich habe das Gefühl wir sollten sehr vorsichtig sein. Ich habe in der Kronenzeitung bereits gelesen “ die Regierung will en behinderten nichts wegnehmen sie bekommen nur weniger geschenkt“. Das finde ich bereits ein wenig bedenklich, besonders wenn ich mir überlege, dass sich das Feindbild Flüchtling einmal auslutschen wird. Man muss rechtzeitig ein neues oder paralleles aufbauen.