Widl: Sparpaket widerspricht in Teilen der UN-Behindertenrechtskonvention

Pepo Meia interviewte Klaus Widl bei der Demonstration der Plattform Zukunftsbudget am 27. November 2010.

Klaus Widl spricht bei der Demo am 27.11.2010
ÖAR/Bauer

Der Start der Auftaktkundgebung war vor der Wiener Urania, wo Magdalena Schwarz von der Bundesjugendvertretung, Clemens Steindl vom Katholischen Familienverband und Klaus Widl von der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (ÖAR) ihre Auftaktreden hielten.

Widl forderte in seiner Rede die Rücknahme der Sparmaßnahmen beim Pflegegeld, der Barrierefreiheit sowie im Arbeitsmarktbereich von Menschen mit Behinderung und ortete ganz klare Verstöße gegen die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen.

Interview

Pepo Meia interviewte für Radio Orange im Rahmen der Demonstration Klaus Widl zu den Details des Sparpakets:

Ich sehe keine Bewegung in der Bundesregierung
SprecherIn: Klaus Widl (ÖAR)
Audioquelle: Pepo Meia/Radio Orange

Klaus Widl: Ich halte es für völlig sinnlos gerade in den Pflegestufen 1 und 2, die Zugänge zu verschärfen da gerade in diesen Pflegestufen die Angehörigen betreut und damit ermöglichen, dass die Pflegenden in der gewohnten Umgebung leben können und ersparen uns damit tausende von sündteuren Pflegeplätzen.

Pepo Meia: Jetzt habe ich gehört es soll ein Pflegefonds kommen der Huainigg hat eine Aussendung geschickt. Der Nationalratsabgeordnete von der ÖVP lobt den Finanzminister Pröll, dass er das forcieren will. Zwei Drittel soll der Bund zahlen, ein Drittel die Länder, was halten sie davon?

Klaus Widl: Das Lob ist nicht angebracht, es bleiben trotzdem 24.000 Pflegebedürftige Menschen die in den nächsten Jahren der Zugang zu Pflegestufe 1 und 2 verwehrt wird oder statt die Pflegestufe 2, die 1 erhalten werden.

Pepo Meia: Es werden die Sachleistungen forciert, das heißt die Anbieter. Es wird auch gemunkelt, dass dieser Pflegefond hauptsächlich diesen Anbietern dient … also den Vereinen die das Pflegen … ist das so? Ich kenn mich da nicht wirklich aus?

Klaus Widl: … Das Pflegegeld, das ausbezahlt wird über Dienstleistungen reinzukriegen, nur jeder weiß, dass eine Dienstleistung im Pflegebereich oder im Besucherdienst fast das Zehnfache dessen kostet was ich pro Stunde für Pflege erhalte, also ich sehe keine Möglichkeit mir Sachleistungen und umgekehrt den Stundensatz den ich erhalte, einkaufen zu können.

Pepo Meia: Zugangsfristenverlängerung, glauben Sie, dass die Regierung da noch Änderungen … Ich habe gehört, dass noch angeblich gedacht wird … wissen Sie etwas Näheres?

Klaus Widl: Ich sehe keine Bewegung in der Bundesregierung in dieser Sache und ich sage noch einmal diese Vorgehensweise, das Recht auf Zugang zu öffentlichen Gebäuden und das Recht auf Teilhabe an der Gesellschaft verwehren, sprechen ganz klar gegen die UN-Konvention behinderter Menschen.

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0 Kommentare

  • Herr Walter Richard, Ihre Erlebnisse mit Pflegegeldeinstufung kann ich bestätigen, ist genau so, wie Sie es geschrieben haben! Endlich mal einer, der die Realität schreibt und auch dazu steht. Wären mehr Betroffe so wie Sie bereit die Tatsachen aufzuzeigen hätte unsere Politik durch ihr altes Pflegegeldeinstufungsmodell das derzeit herrscht „Köpfe-Rauchen“ vom Hin-und Herüberlegen, WAS jetzt (noch) nicht der Fall ist. Weggenommen ist schnell was, aber ohne Überlegung noch dazu?

  • Okay, jetzt läuft`s so, dass ein Beitrag von Rudi H. verfasst auf anonym umgeändert wird! Okay, dann „erlaube“ ich mir auch mal zuviel, und ich werde auch auf anonym umgewandelt. Wenn ich aber das hier veröffentliche, was ich zu sagen hätte, würde die ganze Anonymität nur wieder bewirken, als Feigling hingestellt zu werden, der ich aber NICHT bin im Gegensatz zu anderen hier in diesem Forum, die nicht einmal zu ihrer Meinung stehen, aber rauspreschen mit verletzenden Phrasen!

  • sehr geehrtes Anonym · 30. November 2010 15:21 Uhr –
    sie dürften nicht wissend sein wie hart es bei den begutachtungen bezüglich einer pflegegeld zuteilung zugeht sonst würden sie nicht so untergriffig argumentieren bezüglich pflegegeld-schmarotzer auch ich bin pflegegeld bezieher der stufe 1 da ich mich nicht mehr selbst ganzkörperlich waschen kann – nicht mehr selbst die fußnägel pflegen kann – mich nicht mehr alleine komplett anziehen kann – mir beim wc gang nicht mehr selbst den popsch reinigen kann – mir nichts mehr selbst kochen kann und geschirr abwaschen sowie wäsche waschen als auch die wohnung sauber halten – mich mühsam auf krücken ein wenig fortbewegen kann – in kürze im rollstuhl landen werde – als ich ansuchte um pflegestufe 2 wurde ich von amtswegen abgelehnt – bei bandscheibenschaden – 11mm hüftfehlstellung – 2kaputte kniescheiben-COPD stufe 4 – also nichts mit pflegegeldschmarotzertum in österreich das können sie mir glauben da sind die amtsärztlichen untersuchungen viel zu streng das so etwas durchgeht.

  • Anstatt endlich Schritte zu setzen, um behinderte Menschen zu gleichberechtigten Bürgern und Bürgerinnen zu machen, wie es die UN-Konvention vorsieht, werden wir nun mit diesem Sparprogramm endgültig wieder in die Bittstellerrolle zurückgedrängt

  • Danke an Frau Mag. Jarmer! Das Thema Sparen bei Hilfsmitteln und bei Therapien wird MmB noch viele Probleme und Erschwerungen bescheren!

    http://www.gruene.at/behinderte_menschen/1/lesen/68825/

  • @ Herrn oder Frau Anonym: Wer sagt denn, dass diese Zahlen stimmen? Diese Angaben macht der Sozialabbauminister und was von der Richtigkeit seiner Angaben zu halten ist erleben wir ja seit Wochen, denn sie entsprechen nicht der Wahrheit.
    Unsozialminister Hundstorfer manipuliert auf Teufel komm raus weil er wegen seiner Sozialabbaumaßnahmen ein schlechtes Gewissen hat aber nicht Mann genug ist, zu seinen Schandtaten zu stehen wenn er sie schon begeht.
    Seine „Verflachung“ des Zugangs zum Pflegegeld schaut so aus, dass er auf dem Rücken von Wehrlosen mehr als 340 Millionen Euro einsparen will. Aus seinem Munde ist das aber ein Mehr von 65 Millionen Euro im Jahr 2011. So wird aus der schlimmsten Demontage der Pflegevorsorge seit ihrem Bestehen noch eine „Wohltat“ für uns Betroffene.

  • Meine Erklärung für die hohe Anzahl der Pflegegeldbezieher:
    Wie Sie ja wissen herrschte von 1938-1945 der 2. Weltkrieg, wo Behinderte und Kranke „von der Bildfläche verschwunden sind“- Sie wissen sicherlich davon.
    Nach dieser Zeit kamen wieder behinderte Kinder auf die welt, ob es einigen passt oder nicht- es ist einfach so.
    Dass behinderte Kinder halt auch heute auf die Welt gebracht werden, obwohl es so viele „medizinische Möglichkeiten“ gibt, werden Sie auch wissen.
    Jetzt kommt aber auch noch dazu, dass auch sämtliche gesunde Mitmenschen die ab dem Jahr 1945 geboren wurden ins „Alter“ gekommen sind und daher pflegebedürftig geworden sind, und es vielleicht noch mehr werden in Zukunft, die Hilfe und betreuung benötigen werden, auch wenn sie jetzt noch so halbwegs gesund sind.-Es könnte also auch durchaus sein, dass genau Sie auch einmal dazuzählen werden zu diesen Pflegegeldbeziehern, obwohl Sie es vielleicht heute noch nicht glauben?
    Dass Sie dann auf Pflegestufe 1 oder 2 natürlich verzichten werden- zwecks Einsparungsmassnahmen, glaube ich zwar nicht, wenn ES ihnen zustehen würde!
    Wer pflegt Sie eigentlich umsonst, wenn Sie ein Pflegefall werden würden?
    Haben Sie sich schon jemanden ausgesucht, der Ihnen Ihren POPO gratis putzt, weil Sie auf`s Pflegegeld freiwillig verzichten?
    Denken Sie darüber mal nach, und Gott sei Dank wird heutzutage niemand mehr „erwürgt“ oder sonst irgendwie „entledigt“ obwohl ich angesichts der derzeitigen Diskussionen wirklich schon das Gefühl habe, dass genau diese Personengruppe der Behinderten und alten, kranken Leute manchen Menschen wie Ihnen ein „Dorn im Auge“ sind!
    Liebe Grüße aus Oberösterreich von einer Mutter eines behinderten Kindes, das auch Pflegegeld bezieht ohne schlechtem Gewissen ob es Ihnen passt oder nicht!

    Da auch die

  • Auf die Gefahr hin gleich erwürgt zu werden:

    In Österreich beziehen 5,2 % der Bevölkerung Pflegegeld, in Schweden 3,5 %. In Deutschland gar nur 2,6 %. Den Schweden hat bis jetzt noch keiner nachgesagt sie wären unsozial. Kann es denn wirklich sein, dass die Österreicher so viel mehr Pflegebedarf haben, als die Schweden oder Deutschen? Mir ist klar, dass niemand sich gerne etwas wegnehmen läßt, aber wenn man sich ansieht, wie hoch die Anzahl an Pflegegeldbeziehern im Vergleich zu anderen Ländern ist erscheint eine Kürzung der Pflegestufen 1 und 2 als recht logisch.