Wie lange will Wien umfassende Aufklärung um Vorfälle im Pavillon 15 in Steinhof unterdrücken?

Die Volksanwaltschaft möchte den Untersuchungsbericht des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV) veröffentlicht sehen. Der FALTER berichtet in Ausgabe 46/2014 unter "Ein Ultimatum unter Parteifreunden" ausführlich darüber.

Ortschild mit Aufdruck Wien
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In der jüngst erschienenen Ausgabe des FALTER kritisiert Volksanwalt Günther Kräuter die bisherige Aufarbeitung von Misshandlungen behinderter Kinder im Pavillon 15 in Steinhof in den 1980er Jahren durch die Stadt Wien scharf.

Eine quasi stadtinterne Arbeitsgruppe fand „keine Hinweise auf vorsätzliche, strafrechtlich zu ahndende Behandlung. … Das Verhalten der MitarbeiterInnen entsprach den in den 1960ern bis 1980ern üblichen Betreuungs- und Behandlungsmethoden.“

Wien muss sich endlich ernsthaft einer umfangreichen Aufarbeitung der Vorfälle stellen – die zuständige Wiener Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) hat dies allerdings bisher nicht in Auftrag gegeben. Sie hat nur eine – wie auch immer ausgestaltete – Kommission angekündigt.

Zusätzlich höchst bedenklich: Der Endbericht wird sicherheitshalber aus Datenschutzgründen nicht veröffentlicht, hielt der KAV fest. Für Volksanwalt Kräuter ist das „nicht nachvollziehbar“, berichtet der Falter.

Externe unabhängige Expertinnen und Experten gefordert

Volksanwalt Kräuter setzt der Wiener Gesundheitsstadträtin Wehsely bis 28. November 2014 eine Frist, „die bislang vorliegenden Erkenntnisse transparent und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen“. Auch die Feststellungen, wonach keine Anhaltspunkte für strafrechtlich relevante Vorgehensweisen vorliegen würden, seien für ihn „verfrüht“.

Unterstützung bekommt Volksanwalt Kräuter von der Wiener Patientenanwältin Sigrid Pilz: „Einfach zu sagen, damals war das alles ganz normal, greift zu kurz. Es braucht eine Aufarbeitung im sozialwissenschaftlichen Kontext.“

Sie schlägt – laut FALTER – daher dafür den emeritierten Universitätsprofessor für Integrationspädagogik Volker Schönwiese vor, denn dieser forsche seit den 1970er-Jahren zum Umgang mit behinderten Menschen in der Gesellschaft und kenne die Problematik genau.

Warum wird der Endbericht nicht veröffentlicht?

Der FALTER führt aus: „Bleibt die Frage, warum Wehsely die Veröffentlichung ihres ‚Endberichtes‘ so schwer fällt. Vielleicht ist es ihr einfach peinlich, weil das neunseitige Papier des Krankenanstaltenverbands oberflächlich und in sich widersprüchlich ist. Ein typisches Produkt interner Institutionslogik.“

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