Wien: „Baustelle“ – Und wo geht es weiter?

Junge, coole und dynamische FußgängerInnen werden vielleicht noch den Baustellenparcours ohne größere Probleme bewältigen können, Personen, die aber nicht zu dieser auserlesenen Gruppe gehören, erwarten jedoch Probleme und Gefahren.

keine Baustellenabsicherung
Ertl, Ing. Günther

Die Absicherung von Baustellen (wie z. B. Baugruben, Gerüste, Ablagerungen von Baumaterial und Schutt auf Gehsteigen usw.) wird immer mangelhafter. Ein paar hingelehnte Bretter oder Plastikbänder sind oft die ganze Baustellenabsicherung. Für FußgängerInnen werden kaum Ausweichmöglichkeiten oder Ersatzgehsteige angeboten.

Für Kinder, Eltern mit Kinderwagen, ältere und behinderte Personen sowie RollstuhlfahrerInnen werden Baustellen oft zum kaum überbrückbaren Hindernis. Blinde FußgängerInnen unterlaufen mit dem Blindenstock das Hindernis (eine Querstange oder Brett ca. 15 cm über Grund fehlt meist) und stoßen dann dagegen. Rot-weiße Plastikbänder als alleinige Absicherung sind noch gefährlicher, da sie leicht reißen.

Kurios sind auch die blauen runden Tafeln mit der Aufschrift „Fußgängerweg“ mit einem Pfeil nach links oder rechts (Blinde können sie ohnedies nicht lesen) bei Fehlen eines Ersatzgehsteiges. Die FußgängerInnen werden einfach zwischen parkenden Autos auf oft stark befahrene Straßen gewiesen. Der Erhalt von einigen Parkplätzen scheint Vorrang vor einem sicheren Fußweg zu haben. Was würden AutofahrerInnen sagen, wenn sie auf eine Umleitung geführt werden, die es gar nicht gibt?

Kritischen BeobachterInnen muß auffallen, daß Baustellen nur äußerst dürftig abgesichert sind und dies tagelang -niemandem fällt es auf. Es sei hier die Frage erlaubt, wie streng Baustellen überhaupt von den Behörden auf die Sicherheit überwacht werden? Weshalb werden keine Ersatzgehsteige verordnet, sieht man dafür keine Notwendigkeit?

Anscheinend wird von den zuständigen Verantwortlichen die Problematik der Baustellenabsicherung „nicht gesehen“ und auch „nicht begriffen“. Wie lassen sich mangelhaft abgesicherte Baustellen, die zur Gefährdung von FußgängerInnen führen können, sonst erklären? Bei nicht abgesicherten Gerüsten sind herunterhängende Schläuche und Seile keine Seltenheit.

Sicher darf nicht unerwähnt bleiben, daß Bauarbeiter, die einen behinderten Menschen sehen, diesem meist an der Baustelle vorbei helfen, aber was ist, wenn sie nicht da sind oder den Behinderten zu spät oder gar nicht sehen?

In den Wintermonaten sind auch die Schneestangen, die schräg an die Hausmauer gelehnt den möglichen Abgang von Dachschnee anzeigen sollen, eine Gefahrenquelle für sehbehinderte Menschen. Ein leichtes unbeabsichtigtes Anstoßen und die Stange fällt um, zumindest ein Erschrecken des blinden Fußgängers ist die Folge.

Es bleibt zu hoffen, daß die in Ausarbeitung befindliche ÖNORM V2104 „Baustellenabsicherung“ eine merkbare Verbesserung der Situation bringt, wobei sehr wesentlich wäre, daß diese Norm für alle Bauabteilungen und Bauträger als verbindlich erklärt wird.

Eine Portion Hausverstand und weniger Ignoranz könnte auch jetzt schon eine Verbesserung für die FußgängerInnen bringen.

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