So lautete der Titel eines Beitrages in unserer Ausgabe von Oktober 1995, in dem wir über die Vergabe des Adolf-Loos-Architekturpreises 1995 berichteten, der an den neu erbauten Hackinger Steg vergeben wurde.
Bereits damals protestierten wir über die Wahl, da der Steg mit einer zu steilen Auffahrtsrampe nicht den Erfordernissen eines barrierefreien – und damit auch für behinderte Menschen zugänglichen – Bauens entsprach.
Und schon damals warfen wir die Frage auf, welchen Stellenwert die BürgerInnenrechte behinderter Menschen für die Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien haben, die diesen Preis jährlich mit 200.000 Schilling dotiert. Wir dachten, unsere Proteste würden bewirken, daß Raiffeisen in Zukunft Architektur, die behinderte Menschen diskriminiert, nicht mehr fördern wird.
Dieser Glaube war naiv, denn bei der Überprüfung der diesmal in die Endauswahl gekommenen Lokale mußten wir eine schlimme Überraschung erleben. In einer Presseaussendung stellten wir dazu fest:
Mit der Verleihung des diesjährigen Adolf-Loos-Preises beweist der Raiffeisenkonzern erneut seine behindertenfeindliche Einstellung, da zwei von den drei ausgezeichneten Lokalen für behinderte Menschen nicht benützbar sind.
Sowohl das ausgezeichnete MAK-Cafe, als auch die Weinhandlung Unger und Klein sind für behinderte Menschen nicht zugänglich, da sie nur über Stufen bzw. einen völlig ungeeigneten Hintereingang erreichbar sind. Damit prämiiert Raiffeisen Objekte, die behinderte Menschen aussondern, da sie von ihnen nicht benutzt werden können. Wir werfen den Verantwortlichen unerträgliche Ignoranz und mangelnde Sensibilität gegenüber den Rechten Behinderter vor.
Besondere Bedeutung gewinnt die Auswahl der Lokale angesichts der Tatsache, daß die Entscheidung im heurigen Jahr der Menschenrechte gefallen ist.
Darüber hinaus wird damit gegen das Benachteiligungsverbot in der Verfassung verstoßen und stellt somit eine klare Diskriminierung behinderter Menschen dar, wofür Raiffeisen die moralische Verantwortung hat. In den USA, wo Adolf Loos seine prägenden Jahre verbrachte, wäre eine Prämiierung von diskriminierenden Baulichkeiten völlig undenkbar und würde mit hohen Strafen und moralischer Ächtung geahndet werden.
Das positive Medienecho ermuntert uns, in dieser Sache weiter am Ball zu bleiben.