Wiener Kompetenzstelle: „Die Grazer sind ein Vorbild“

Wien erhält eine Kompetenzstelle für barrierefreies Planen, Bauen und Wohnen. Bei einer Pressekonferenz werden die Ziele dieser neuen Einrichtung genannt. Die Fachstelle in Graz war bei der Konzeption Vorbild.

Labi, Wedenig, Stubenvoll und Ludwig bei PK 080709
BIZEPS

Im Rahmen einer Pressekonferenz am 9. Juli 2008 präsentierte der für Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung zuständige Stadtrat, Dr. Michael Ludwig (SPÖ), die neu geschaffene Kompetenzstelle für barrierefreies Planen, Bauen und Wohnen.

Diese „Initiative, die wir neu setzen“ soll Informationen zum Thema barrierefreies Bauen geben, über Förderungen beraten, „eng mit anderen Ressorts zusammenarbeiten“ und „sehr eng mit den Betroffenen“.

Viele Informationen sollen über das Internet angeboten werden. Die Informationen sollen leichter auffindbar sein und Anfragen rasch beantwortet werden.

Der Stadtrat kündigte an, dass die Kompetenzstelle, neben dem Leiter, Architekt DI Robert Labi, mit drei weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern personell ausgestattet sein und zusätzlich auf Eduard Riha als Konsulenten zurückgreifen wird.

Damit will die Stadt dem Ziel der „baulichen Verbesserungen“ in Wien näher kommen. Anfang September 2008 wird die Kompetenzstelle in der Muthgasse 62 im 19. Bezirk eröffnet.

Ein Recht auf Akteneinsicht werde es nicht geben, erläutert der Stadtrat auf BIZEPS-Nachfrage. Trotzdem ist er sicher, dass es „keinerlei Probleme geben wird“.

Stubenvoll: „War gar nicht so leicht“

Die Wiener Landtagspräsidentin und SPÖ-Behindertensprecherin Prof. Erika Stubenvoll hielt fest: „Es war gar nicht so leicht, von der ersten zur zweiten Stelle zu kommen“. Sie bezog sich damit auf die vor wenigen Jahren gestrichene „Fachstelle der Stadt Wien für barrierefreies, behinderten- und generationsgerechtes Planen, Bauen und Wohnen.“

Lange wurde um eine Wiedereinsetzung einer so wichtigen Anlaufstelle gerungen und nun ist es gelungen. „Für mich ist es eine Freude“, hält sie fest und hofft, dass nun ein Netzwerk geschaffen wird und dem Thema mehr Aufmerksamkeit zukommt, denn barrierefreies Bauen komme allen Menschen zugute, besonders auch älteren Menschen.

„Es sind viele Geschäfte und Kultureinrichtungen nicht barrierefrei“, erinnert sie und zeigt sich erfreut, dass die Kompetenzstelle „nicht im Sozialbereich, sondern im Baubereich“ angesiedelt ist.

„Ein ehrliches Bemühen ist da“, verspricht Stubenvoll und kündigt an, dass die „Erfahrungen uns lehren werden, was man besser machen kann“. Sie hofft auf „wesentliche Verbesserungen“ für Wien.

Wedenig: „Fehler vermeiden helfen“

Der neue Leiter der MA 25, Senatsrat DI Hermann Wedenig, sieht die Kompetenzstelle in seiner Magistratsabteilung als „Drehscheibe der Information“. „Die Grundidee ist genial“, meint der Abteilungsleiter gegenüber BIZEPS-INFO.

Ziel sei der Wissenstransfer und das Geben von Handhabungsrichtlinien, hält der Abteilungsleiter fest. Wedenig war auch bei der jüngsten Bauordnungsnovelle zur Schaffung einer klareren Bestimmung zur Barrierefreiheit involviert und hat sich sehr positiv hervorgetan.

„Die Grazer sind ein Vorbild“, gibt er unumwunden zu und hofft, dass es auch in Wien gelingt, zentrale Anlaufstelle für Barrierefreiheit zu werden. Informationen sollen so aufgearbeitet werden, dass sie leichter lesbar gemacht werden. Er hofft auch, dass es gelingt, Fragen nach den Kosten einer Umbaumaßnahme schnell zu beantworten.

Auch wenn das Internet als wichtige Kommunikationsschiene genutzt wird, wird es unentbehrlich sein, Einzelgespräche zu führen, gibt er seine Einschätzung bekannt.

Riha: „Seit Jahren gefordert“

Eduard Riha erinnert, dass die betroffenen Expertinnen und Experten so eine Stelle „seit Jahren gefordert“ haben. Sie rechne sich auch volkswirtschaftlich, streicht er hervor und berichtet von Erfahrungen aus Vorarlberg. Für ihn soll die Kompetenzstelle eine „primäre Informationsstelle für alle, die planen“ werden, hielt er fest.

Labi: „Verhindern, dass Mängel passieren“

Wir wollen „verhindern, dass im öffentlichen Bereich Mängel passieren, wie es derzeit manches Mal vorkommt“, kündigt der für die Kompetenzstelle für barrierefreies Planen, Bauen und Wohnen zuständige DI Robert Labi an.

Die Arbeit werde „dienststellenübergreifend“ durchgeführt, wenn auch in erster Linie der Wohnbau betreut werde; neuerdings auch der von Wiener Wohnen. Mit der Kompetenzstelle sei nun „mehr Druck dahinter“ und durch die „enge Kooperation“ hoffe man Impulse zu setzen.

„Jeder kann kommen und sich beraten lassen“, gibt Labi im BIZEPS-Interview bekannt und freut sich, dass die neue Kompetenzstelle personell besser ausgestattet ist, als die frühere Fachstelle der Stadt Wien. Eindeutig beantwortet er auch die Frage nach den Vorbildern: „Die Grazer Stelle war Vorbild“. In seinem Team werden behinderte und nichtbehinderte Expertinnen und Experten arbeiten. Trotzdem werde man „nicht alle Barrieren beseitigen können“, hält er abschließend fest.

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