Wiener Linien – Rätsel zeigt „Taubstumme“ als Affen

Die Wiener Linien haben bei gehörlosen Facebook-Nutzerinnen und -Nutzern am Wochenende für Verärgerung gesorgt.

Drei Affen Motiv aus Holz in Nikkō. Erster Affe hält sich die Ohren zu. Zweiter Affe hält sich den Mund zu. Der dritte Affe hält sich die Augen zu.
Markus Ladstätter

In einem Ratespiel auf Facebook sollten Öffi-Nutzerinnen und -Nutzern anhand von drei Emojis raten, um welche Station der Wiener Linien es sich handelt.

Die Marketingverantwortlichen der Verkehrsbetriebe fanden offensichtlich nichts Problematisches daran, das Wort „Taubstumm“ im Stationsnamen „Taubstummengasse“ in Form von Affen darzustellen.

Wiener Linien fragen nach Stationsnamen anhand eines Bilderrätsels
Christiane Link

Ein Affe hält sich die Ohren zu, ein anderer hält sich den Mund zu und ein Bild einer Straße, so bilden die Wiener Linien das Wort „Taubstummengasse“. Dass gehörlose Menschen damit als Affen charakterisiert werden, scheint die Verantwortlichen nicht zu stören und das, obwohl die Gebärdensprache jahrzehntelang als „Affensprache“ verhöhnt wurde.

Erst 2005 wurde die Österreichische Gebärdensprache nach langen Jahren des Kampfes schließlich verfassungsrechtlich anerkannt.

Gehörlose Wienerinnen und Wiener konnten über das Rätsel der Wiener Linien daher überhaupt nicht lachen.

Manfred Schütz, stellvertretender Obmann von WITAF, sagte: „Das mit den Affen zur Taubstummengasse fand ich überhaupt nicht witzig! Die Gehörlosencommunity fordert schon seit vielen vielen Jahren eine Umbenennung dieser Straße. Dieser Name ist klar diskriminierend!“

Die Wiener Linien und die Stadt Wien zeigten jedoch seit Jahren kein Interesse an einer Umbenennung. Schütz forderte abermals die Umbenennung der Straße und der Station.

Das Wort „taubstumm“ gilt als veraltet und abwertend. Menschen, die nichts oder kaum hören können, bezeichnen sich selbst als „gehörlos“ oder „taub“.

Update (23.1.2017): Wiener Linien entschuldigen sich

Mit unseren Emoji-Rätseln wollen wir auf spielerische Weise unsere Haltestellen und Stationen darstellen. In keiner Weise ist es unsere Absicht, Menschen damit zu diskriminieren. Bei dem vergangenen Rätseln haben wir versucht die U1-Station ‚Taubstummengasse‘ mit drei Emojis darzustellen, zwei davon zeigen einen Affen der sich die Ohren und einen der sich den Mund zuhält.

Damit beziehen wir uns auf die bekannte Darstellung der „Drei Affen“, die ihren Ursprung in einem japanischen Sprichwort haben. Falls wir jemand damit beleidigt haben, möchten wir uns dafür in aller Form entschuldigen“reagieren Wiener Linien auf die massive Kritik – die teilweise in den Medien transportiert wurde.

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15 Kommentare

  • zu Simon: Lieber Simon (und andere): Die Diskriminierung besteht darin, dass mit den zwei Affen (da haben Sie ja recht, es könnten auch andere Viecher sein) behauptet wird, gehörlose Menschen könnten nicht sprechen. DAS entspricht nicht den Tatsachen und ist als allgemeine Unterstellung wirklich gemein (stellen Sie sich vor, Sie würden z.B. in einem Amt so behandelt: der ist gehörlos, daher stumm = kann nicht sprechen!). Auch das mit dem Hören stimmt in seiner Absolutheit nicht. Viele Gehörlose haben ein Restgehör. Es geht als nicht um die Darstellung Gehörloser als Affen, sondern darum, dass man ihnen unrichtige Eigenschaften unterstellt.

    • Entschuldigen Sie bitte, aber jetzt sind Sie es, der, trotz guter Absicht, die falschen Schlüsse zieht.
      1. Doch, die Affen sind schon gemeint. Denn die Gebärdensprache wurde über sehr lange Zeit abgewertet und auch als Affensprache diffamiert! Selbst jetzt bei Anerkennung, heisst das noch nicht, dass gehörlose Menschen die Unterstützung bekommen, die sie brauchen, z.B. Dolmetscher*innen an den Schulen, in der Ausbildung etc..

      Und immer noch ist es keineswegs selbstvesrtändlich, dass Eltern, die ein gehörloses Kind bekommen, umfangreich über die Möglichkeit der Gebärdensprache und die Gehörlosenkultur aufgeklärt werden.

      2. Es geht weniger um die Resthörfähigkeit, denn um das Wörtchen „stumm“! „Taubstumm“ ist nicht nur veraltet, sondern auch falsch. Abgesehen davon, dass gehörlose Menschen über Stimme verfügen, haben sie eine Sprache: die Gebärdensprache.

      Das alles führt zu der Reaktion, die Christiane Link im Artikel beschreibt. Schön übrigens, dass und wie sich die Verkehrsgesellschaft dazu gemeldet hat!

    • Lesebrille: Ändert alles nichts daran, dass das ganze Theater lächerlich ist. Und wie gesagt, 95% interessiert so politische Korrektheit nicht im geringsten, was auch verständlich ist.

  • Die echten drei Affen wären als symbolischer Preis für speziell dümmliches oder diskriminierendes Verhalten gegenüber behinderten Menschen geeignet und sollten an Politiker und Verwaltungsmenschen verliehen werden.
    Zum wirklichen Bezug der drei Affen siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Drei_Affen

  • Wieso erinnern mich die Foreneinträge hier so sehr an die Kritik gegenüber schwarzen Menschen, die „Blackfacing“ deutlich als das bezeichnen, was es ist: als eine Form von Rassismus und Diskriminierung, hm?

    Lassen Sie mich raten: Sie sind nicht betroffen? Und weil Sie nicht betroffen sind, ist das doch alles kein Problem und Sie sind ja auch gar nicht „unsensibel“?? Echt jetzt???

    Vielleicht wissen Sie es nicht, aber die „dumme Kleinigkeit“ bleibt eine Diskriminierung gegenüber gehörlosen Menschen, auch wenn Sie es nicht verstehen, und die Deutungshoheit darüber, ab wann gehörlose Menschen darauf aufmerksam machen, liegt nunmal nicht bei Ihnen!

    • Jaja, immer nur weiter so, treiben wir die Politische Korrektheit iiiiiimmer nur weiter!

      http://www.sueddeutsche.de/stil/frisuren-vor-gericht-lizenz-zum-flechten-1.3338589

      http://www.independent.co.uk/news/world/americas/university-yoga-class-suspended-over-cultural-appropriation-dispute-a6744426.html

      http://www.dazeddigital.com/artsandculture/article/32038/1/lena-dunham-supports-that-sushi-is-cultural-appropriation

      Ich, als Mann (oh nein, ein Mann!!!), würde LIEBEND gerne diesem behinderten Genderwahn ein Ende setzen, indem NUR mehr die WEIBLICHE Form verwendet wird, damit ein für alle mal eine Ruh ist! Mir wär das so egal, denn schließlich ist mir bewusst (im Gegensatz zu dir und anderen) dass man sich um Politische Korrektheit nichts kaufen kann.

      Zusammenfassung: Ob sich bei einem dahergeredeten Witz irgendwer irgendwo am Arsch der Welt angepisst fühlt, ist mir wurscht! Und 95% deiner Mitösterreicher ebenso, also ab in die Versenkung mit dir!

    • Mit Politischer Korrektheit ist ganz ehrlich niemandem geholen. Aber manche wollen das nicht kapieren.

    • @Fragender: Zum Glück haben sie keine Deutungshoheit ob sich jemand gekränkt fühlen darf oder nicht. Was gendern mit diesem Thema zu tun hat erschließt sich mir nicht, vermutlich ging es ihnen nur um „political correctness“.

      Moderative Anmerkung:
      Was ich ihnen aber sagen kann ist, dass dieser Umgangston hier nicht erwünscht ist. Meinungen und Argumente können auch sachlich geschrieben werden ohne beleidigend werden zu müssen.

    • Markus: Vielleicht hab ich keine Deutungshoheit, jedoch sind mir, ebenso wie einem Gutteil der Politik, solche Befindlichkeiten von vereinzelten Suderanten völlig egal. :)

      Die Politik muss alles tun, um konkrete Benachteiligungen für Betroffene zu reduzieren, doch gibt es weit wichtigere Thematiken als missverstandene Emojis. Oder glaubst du wirklich, dass die Leser der WL-Facebookseite zu Hause sich auf den Schenkel geklopft haben und gelacht haben „jaaa, das sind ja solche Affen!“. 90% der Bevölkerung würde so ein absurder Vorwurf erst gar nicht einfallen.

      Aber bitte, rechtfertige nur weiter solche absurde Meinungen, nur zu.

  • Mit solchen Ausritten tun sie Ihrem richtigem Anliegen nichts Gutes. Sie geraten damit in die Ecke der „prinzipiell Beleidigten“ und verspielen Ihre Kompetenz. Solche „Anliegen“ werden nicht ernst genommen, damit beschädigen Sie aber ihre gesamte Mission.

  • Mit Verlaub, aber die Emojis stehen für *hör nichts* und *seh‘ nichts*.
    Sie sind also absolut richtig angewandt.
    Von einer „Affensprache“ habe ich noch nie gehört, obwohl meine Freundin Gebärdensprache lernt und ich mich weder als ungebildet, noch als uneinfühlsam bezeichnen würde.
    Vielleicht sind sie ja keine NutzerIn von Whats App, aber von dort kommen diese Emojis und es gibt einfach keine Symbole, die „hör nichts“ oder „seh nichts“ bedeuten, die ein anderes Tier, als einen Affen darstellt.
    Ich bin mir sicher, dass Taubstumme im Leben mit anderen Problemen konfrontiert sind, als mit dem politisch korrekten Emoji für „taubstumm“.

  • Warum kümmert ihr euch nicht um richtige Probleme, sondern um dumme Kleinigkeiten?

    • Da man sonst die Hand beißen würde die einem füttert

  • Sehr geehrte Frau Diplom-Politologin Link!
    Ich verstehe prinzipiell ihre Kritik und finde es natürlich gut, dass sie sich für solche Themen einsetzen.
    Ich finde ihre Anmerkungen in diesem Fall sehr Fehl am Platz, denn die meisten Menschen, die Emojis regelmäßig verwenden, werden Ihnen sagen können, dass die wesentliche Bedeutung dieser Affen-Emojis im alltäglichen Emoji-Gebrauch „nicht hören“ und „nicht sprechen“ ist. Die Tatsache, dass es sich dabei um Affen handelt, ist eigentlich eine totale Nebensache und wird meistens sogar total übersehen. In meinen Augen wird fast niemand, der dieses Rätsel liest, tatsächlich eine Gleichstellung von gehörlosen Menschen und Affen darin bemerken oder eine Assoziation zur Gebärdensprache darin finden.
    Mit einer ähnlichen Logik könnte man hier auch eine Diskriminierung von Hirten sehen, denn schließlich ist nicht jeder Hirte ein weißer Mann mit schwarzem Schnurrbart.
    Dementsprechend muss ich Ihnen bei diesem Artikel stark widersprechen!
    Ansonsten stimme ich Ihnen jedoch zu – eine Umbenennung der Taubstummengasse wäre sehr berechtigt,

    • Auch wenn für Sie ca. 10.000 gehörlose Menschen in Österreich* unter „fast niemand“ fallen**, ist es für diese „Fast-niemand-Menschen“ eine klare Diskriminierung! Dass Sie von der Diskriminierung nicht betroffen sein dürften, lässt sich aus Ihrem Text ersehen.

      Frage: ab wann gestehen Sie denn den betroffenen Menschen zu, dass sie die Dinge so benennen, wie sie es möchten? Denn ganz offensichtlich haben Sie da eine klare Vorstellung davon, ab wann Sie finden, dass andere Menschen für sich sprechen dürfen und sprechen es ihnen in diesem Fall klar ab.

      *http://www.dolmetschserviceplus.at/wieviele-geh%C3%B6rlose-menschen-gibt-es-%C3%B6sterreich
      ** die hörenden Menschen, die zu der selben Assoziation kommen, noch nicht eingerechnet…