Wiener MuseumsQuartier – Teil 1: Die Baustelle ist eröffnet

Man nehme 2 Milliarden Schilling allein für die Bauarbeiten, teile diesen Betrag zwischen dem Bund und dem Land Wien im Verhältnis 3 zu 1 auf und schaffe damit das achtgrößte Kulturareal der Welt.

Museumsquartier
BIZEPS

Und dann setze man mitten in den Bauarbeiten die Eröffnungsfeierlichkeiten an. Genau das ist im MuseumsQuartier geschehen. Ein erster Lokalaugenschein brachte überraschende Ergebnisse: Wer geglaubt hat, wenigstens die neu errichteten Gebäude (Kunsthalle, MUMOK und Leopold Museum) würden zugänglich sein, der hat sich gewaltig geirrt.

Man trifft immer wieder auf Lifte, bei denen die Bedienungselemente viel zu hoch angeordnet worden sind, zu denen man sich erst durchschlägeln muß und generell muß festgestellt werden, daß viele Lifte mangels geeigneter Hinweise ganz schlecht aufzufinden sind.

Daß es anders auch geht, davon zeugen Aufzüge, die über ein horizontal und dementsprechend niedrig angeordnetes Bedienungstableau verfügen und mit einer Sprachausgabe ausgestattet wurden. Ein neu gestalteter Hintereingang von der Breite Gasse war noch wenige Tage vor der Eröffnung, Ende Juni 2001, nur über Stufen erreichbar.

Buchstäblich im letzten Augenblick wurde dann die eine Hälfte des Aufganges mit einer schiefen Ebene überzogen. Allerdings ist die Steigung zu groß und dürfte nicht der ÖNORM B 1600 und eindeutig nicht der Wiener Bauordnung entsprechen.

Toiletten mangelhaft
Auch die wenigen von uns vorgefundenen Behindertentoiletten sind alles andere als gut gelungen und entsprechen längst nicht den Erfordernissen, wie sie im Technischen Informationsblatt „Öffentliche WC-Anlagen“ des Netzwerks der österreichischen Beratungsstellen für barrierefreies Planen und Bauen verfaßt worden sind.

Versteckte Lifte
Mindestens zwei Besonderheiten fallen gleich bei einer ersten und oberflächlichen Betrachtung des MUMOK (Museum moderner Kunst) auf: Erreichbar nur über eine lange Freitreppe oder einen kleinen, versteckt angeordneten Lift, sieht man sich einem Eingang gegenüber, der aus einer zu klein dimensionierten Drehtüre, in die kein Rolli hineinpaßt, und zwei Flügeltüren besteht, die wegen der Klimaanlage stets geschlossen sein müssen und an denen keine Glocke angebracht ist.

Nicht alltägliche Idee
Aber auch bei den Toiletten hatten die Architekten eine nicht alltägliche Idee: Obzwar das Gebäudeinnere von einer dominierenden Aufzugsbatterie beherrscht wird, sind die Toiletten erst ein Stockwerk über der letzten mit dem Lift erreichbaren Ebene installiert worden.

Höfe mit Höhenunterschieden
Die Brauchbarkeit der Oberflächen der Höfe ist eine unterschiedliche: Gut gehen oder mit dem Rolli fahren läßt es sich in den kleineren Höfen rund um den Haupthof, wo man überwiegend einen rotbraunen Belag mit leicht rauher Oberfläche vorfindet. Weniger gelungen ist der Belag im Haupthof. Dieser besteht aus hellgrauen Steinplatten, die jedoch an vielen Stellen nicht sorgfältig verlegt worden sind, wodurch recht störende Höhenunterschiede entstanden sind.

Blindenleitsystem vor MuQua
Vor den Eingängen findet sich ein Blindenleitsystem, das aber im Inneren des MuQua leider keine Fortsetzung findet. Vielleicht eine Möglichkeit, die in der nächsten Zeit noch nachgeholt werden kann, denn das MuQua ist ja bekanntlich noch lange nicht fertig – überall wird noch fleißig gebaut und eingerichtet und es stehen noch viele weitere Eröffnungen ins Haus.

Weitere Berichte
Wir werden in einer der nächsten Ausgaben einen weiteren Bericht zum MuQua bringen, in dem wir Sie über weitere Details der „größten Kulturbaustelle Europas“ informieren werden.

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