Wiener Stadtrat fällt mit behindertenfeindlichen Äußerungen aus der Rolle

Die jüngsten Aussagen von Wiens Planungsstadtrat, Dr. Rudolf Schicker (SPÖ), im Zusammenhang mit der baulichen Umgestaltung einer Tabak-Trafik sind eine unglaubliche Entgleisung, die so nicht akzeptiert werden kann. Ein Kommentar.

Rudolf Schicker
Votava

Die Vorgeschichte: Im Feber 2010 war mit dem Abriss eines von Hans Hollein gestalteten Trafikportals am Wiener Stephansplatz begonnen worden. Ziel war die Modernisierung und der Umbau in ein behindertengerechtes Geschäftslokal.

Kurz nach Beginn dieser Arbeiten wurde vom Denkmalamt ein sofortiger Baustopp verfügt und das Objekt unter Denkmalschutz gestellt.

Die Austria Tabak als Eigentümerin der Liegenschaft sagt, sie hätte der Stadt Wien mittlerweile bereits mehrere Vorschläge bezüglich des Umbaues vorgelegt, die aber allesamt abgelehnt worden seien.

Hohe Umsatzeinbußen

Der Österreichische Kriegsopfer- und Behindertenverband (KOBV), er ist Trafikbetreiber und führt an diesem Standort seit vielen Jahren eine Schulungstrafik für Menschen mit Behinderungen, beklagt hohe Umsatzeinbußen.

Der KOBV und Austria Tabak erklärten, sie fühlten sich wegen der ablehnenden Haltung „derzeit von Stadtrat Schicker im Stich gelassen„.

Schicker droht

Stadtrat Schicker behauptet, die Arbeiten an der Fassade der Trafik seien „ohne jedwede Bewilligung erfolgt“, spricht von einem „Skandal sondergleichen“ und verlangt „die sofortige Wiederherstellung der Portalfassade„. Er droht auch mit Zwangsmaßnahmen: „Es wird wahrscheinlich eine Ersatzvornahme werden“. Auch wäre kein einziger Kompromissvorschlag vorgelegt worden.

In einem Gespräch, bei dem versucht werden sollte, eine vernünftige Kompromisslösung zu erreichen, erklärte Dr. Rudolf Schicker, dass ihm die derzeitige Lage egal sei und man schließlich an der Situation selbst schuld sei.

Ratschlag des Stadtrates

Der Ratschlag des Stadtrats: Man möge die Trafik doch einfach an nichtbehinderte Trafikanten vermieten, dann wäre das Problem gelöst!

Wenn hier auch Meinung gegen Meinung steht, eines steht jedenfalls fest: Behindertenfeindliche Äußerungen des Stadtrats werden wir uns ganz sicher nicht gefallen lassen! Und ein Mindestmaß an Sensibilität kann auch von einem Stadtrat verlangt werden.

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