Niederflurstraßenbahn ULF

Wiener Wahlkampf-Thema ULF

Die Wiener Niederflurstraßenbahn ist unversehens Wahlkampfthema für die Landtagswahl am 23. Oktober 2005 geworden.

Eröffnet hat erwartungsgemäß die Wiener SPÖ das Thema. Vizebürgermeister Dr. Sepp Rieder (SPÖ) präsentierte am 22. September 2005 – zum wiederholten Male – den beliebten ULF der Öffentlichkeit. Dieses Mal stand der Fototermin unter dem Titel „Niederfluroffensive – Wiener Linien beschleunigen ULF-Einsatz“.

Eine zu diesem Foto-Termin verbreitete Presseaussendung der Wiener Linien brachte folgende Information „Ab Oktober: ULF-Komfort für die Linien 1, 2, D und 49“. Darin wird erwähnt, dass „gleich auf vier weiteren Linien ULF-Garnituren auf Schiene gestellt werden“. Derzeit gibt es rund 150 ULFs und bis 2014 sollen nochmals 150 ULFs dazukommen.

Doch schon „bis Ende 2007 werden die Betriebsbahnhöfe der Wiener Linien soweit adaptiert sein, dass ein netzweiter Einsatz von Niederflurstraßenbahnen möglich wird“, geben die Wiener Linien bekannt.

„Wenn die Wiener SPÖ die Inbetriebnahme jeder einzelnen ULF-Straßenbahngarnitur zum mediengerechten Spektakel hochstilisiert, so wird dies ihre StadträtInnen zumindest noch die nächsten 20 Jahre beschäftigen. Solange wird es nämlich noch dauern, bis alle derzeit in Betrieb befindlichen alten Garnituren durch den neuen ULF ersetzen werden“, kritisiert Landtagsabgeordneter Mag. Wolfgang Gerstl (ÖVP) den Vizebürgermeister. Weiter erläutert Gerstl: „Da nämlich nur fünf Garnituren auf dieser Linie eingesetzt werden, wird, sollten alle diese fünf Garnituren auch unterwegs sein, nur jede halbe Stunde ein ULF an ihrer Einstiegsstelle halten.“

„Die modernen Züge werden nach Lieferung sofort eingesetzt – ginge es nach der Wiener ÖVP, müssten die Menschen warten, bis die Strecke ausschließlich mit ULF-Zügen befahren werden kann“, kontert der SPÖ-Gemeinderat Mag. Andreas Schieder.

„Von den 22 Straßenbahngarnituren auf der Linie 49 sind dann 5 ULFs! Trotz alledem freut sich die ÖVP aufs Probefahren mit den 5 ULFs, auf die man allerdings im Schnitt 62 Minuten warten wird müssen!“, rechnet der Klubobmann der ÖVP Penzing, Franz E. Lerch, vor.

Diese Befürchtungen veranlassten BIZEPS-INFO bei den Wiener Linien nachzufragen, welche Verschlechterungen im Verhältnis von ULFs und alten Straßenbahnen Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer zu erwarten haben.

Auf die BIZEPS-INFO Anfrage „Wie viele ULFs werden im Einsatz sein und mit welchem Intervall wird man rechnen können“ antwortete der Pressesprecher der Wiener Linien, Mag. Johann Ehrengruber, am 29. September: „Ende 2007 werden die Wiener Linien an die 200 Niederflurgarnituren im Einsatz haben, das sind rund 40 Prozent des Spitzenauslaufes. Das heißt, man wird als Fahrgast davon ausgehen können, dass in der Verkehrsspitze im Schnitt jedes 3. Fahrzeug ein ULF sein wird. Außerhalb der Spitze und an Wochenenden – wenn der Wagenbedarf kleiner ist – wird das Verhältnis ULF zu herkömmlicher Straßenbahn sogar noch günstiger ausfallen.“

Hoch erfreut zeigt sich am 3. Oktober 2005 der Neubauer Bezirksvorsteher, Thomas Blimlinger (GRÜNE), über den Einsatz des ULF auf der Linie 49. „So froh ich bin, dass nun teilweise der 49er-ULF durch den 7. Bezirk fährt, hat die Sache aber leider einen Haken: Andere Straßenbahnlinien sind dadurch nicht mehr durchgängig mit dem ULF befahrbar. Die jetzt auf der Linie 49 fahrenden Garnituren werden von anderen Linien abgezogen. Das schränkt die Mobilität von RollstuhlfahrerInnen stark ein. Statt durchgängiger Niederflurlinien gibt’s dort längere Wartezeiten“, befürchtet Bimlinger.

Bleibt zu hoffen, dass nach dem Wahlkampf wieder eine vernünftige Verkehrspolitik gemacht wird und nicht eine, die primär Wahlkampf darstellt. Den behinderten Kundinnen und Kunden der Wiener Linien wäre geholfen damit.

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