Wienwahl wird zur Peinlichkeit

Die ÖVP wie auch die SPÖ haben in Wien Probleme mit ihren Kandidat:innen mit Behinderungen - wenn auch ganz unterschiedliche. Ein Kommentar.

Tafel mit der Aufschrift Wien
BilderBox.com

In Wien stehen am 27. April 2025 Landtags-, Gemeinderats- und Bezirksvertretungswahlen an.

Keine Partei hat Kandidat:innen mit Behinderungen auf wählbaren Plätzen. Beispielsweise haben die NEOS dieses Mal einen behinderten Kandidaten gereiht; wenn auch aussichtslos.

Doch sowohl die ÖVP als auch die SPÖ stehen wegen ihres Umgangs mit behinderten Kandidat:innen besonders in der Kritik – allerdings aus unterschiedlichen Gründen.

ÖVP: Gehörlose Bezirksrätin nicht mehr aufgestellt

Die ÖVP hat Elisabeth Lerch-Muß, die erste gehörlose Bezirksrätin Wiens, nicht mehr für die Wahl aufgestellt. Lerch-Muß war viereinhalb Jahre lang für die ÖVP in Penzing aktiv. Kurz vor der Wahl wurde sie jedoch fallen gelassen.

Im Gespräch mit der Zeitung „Heute“ spricht sie von „Machtspielchen“ und „unschönen Vorgängen“ in der Partei. Sie tritt mit einer eigenen Liste für die kommende Wahl an.

Update: Die ÖVP Penzing informierte BIZEPS nach dem Erscheinen des Artikels, dass mit Paola Komanek eine Person mit Behinderung aufgestellt wurde. Siehe Kommentar unten.

SPÖ: Menschen mit Behinderungen ohne echte Chance

Auch bei der Wiener SPÖ läuft nicht alles rund. Im Februar 2025 stellte die Partei stolz ihre Kandidat:innenliste vor – einstimmig beschlossen und mit dem Anspruch, die Vielfalt der Wiener Bevölkerung abzubilden. Doch erneut schaffte es keine Person mit Behinderungen auf einen wählbaren Platz.

Zwar standen drei bekannte und engagierte Menschen mit Behinderungen auf der Liste der Wiener SPÖ – jedoch ohne echte Chance auf ein Mandat und ohne, dass es die betroffenen Personen wussten: Zwei davon gaben gegenüber BIZEPS an, vorher nicht einmal gefragt worden zu sein und waren über die Namensnennung überrascht. Nach Veröffentlichung ließen sie sich sofort wieder von der Liste streichen.

Wenn das Vielfalt sein soll, dann ist die Einfalt nicht weit.

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5 Kommentare

  • Sehr geehrter Herr Ladstätter,
    Elisabeth Lerch-Muss war eine überaus engagierte Bezirksrätin der Volkspartei in Penzing. Viele Projekte hat sie erfolgreich umgesetzt: Blindenleitsystem in der Kefergasse, ein Handlauf beim Loudonsteg, Übersetzung des Livestreams von den Bezirksvertretungssitzungen in Gebärdensprache und barrierefreie Zugänge zu öffentlichen Gebäuden und Ämtern, um nur einige Beispiele zu nennen. Es gab keine objektive Notwendigkeit, Frau Lerch-Muss in ihrer Funktion als Behindertensprecherin und Bezirksrätin der ÖVP Penzing zu ersetzen.
    Ein sorgsamerer Umgang mit Menschen in politischen Funktionen, insbesondere mit jenen, die im Leben ohnehin eine ‚Extrameile‘ laufen müssen, wäre generell wünschenswert.

  • Sehr geehrter Herr Ladstätter,

    mein Name ist Paola Komanek und ich bin die neue Behindertensprecherin der ÖVP Penzing. Ich kann Ihnen garantieren, dass die ÖVP in keiner Weise Menschen mit Behinderung diskriminiert, ganz im Gegenteil! Ich wurde sehr herzlich aufgenommen, unterstützt und sogar ermutigt mich für den Bezirk und die Menschen mit Behinderung einzusetzen und wie im obigen Kommentar erwähnt, habe ich mit Listenplatz 4 eine gute Platzierung und werde daher sehr wahrscheinlich dem Bezirksparlament angehören.

    Daher bitte ich Sie Ihren Bericht zu korrigieren. Falls Sie mich kontaktieren wollen, können Sie mich gerne per Mail erreichen:
    penzing@jvpwien.at

    Danke Ihnen!
    Paola Komanek

    • Vielen Dank, wir haben den Artikel angepasst.

  • Der Artikel ist inhaltlich nicht korrekt. Auf Listenplatz 4 der ÖVP Penzing – also im selben Bezirk wie Frau Lerch-Muß – kandidiert eine Person mit körperlicher Behinderung, die darüber hinaus auch die Behindertensprecherin der ÖVP Penzing ist. Damit ist sie auch auf einem Fixplatz für die kommende Bezirksvertretung.