Wir haben keine Chance – nutzen wir sie

Sie können die öffentlichen Verkehrsmittel nur eingeschränkt nutzen? Höhere Staatsgewalten bestimmen, ob und wann Sie das Haus verlassen, wie lange, mit wie vielen Personen und in welchen Beziehungs- und Bezugspersonenkonstellationen?

Symbolbild: un-möglich
Kathleen Bergmann auf Pixabay

Ja, es beschleicht Sie das unangenehme Gefühl, immer mehr die Kontrolle abgeben zu müssen, zum Wohle aller?

Willkommen in unserer Welt!

Ausgangsbeschränkung ist für viele Menschen mit Behinderungen, besonders für jene, die sich in Tageswerkstätten, Wohn- und Betreuungseinrichtungen befinden und für alle, die keinen Anspruch auf Persönliche Assistenz haben, sei es weil sie die ‹falsche› Behinderung haben oder im ‹falschen› Bundesland geboren sind, alltägliche Realität – schon vor Corona.

Berührungsverbot ist für manche ein Segen: kein Händeschütteln, kein Bussi-Bussi und keine halbherzigen Umarmungen. Für andere schlicht unerträglich, weil sie das Berühren brauchen wie die Luft zum Atmen. Für nicht wenige Berufsgruppen ist es existenzbedrohend. Und für viele Menschen mit Behinderung ist es alltägliche Realität – schon vor Corona!

Wir sind euch einige Radlängen voraus. Viele von uns sind sich der Verletzlichkeit ihrer Körper bewusst und, dass sich Leben einer 100%-igen Kontrolle entzieht. Wir kennen die Erfahrung von Isolation, Wut und Ohnmacht, nicht so funktionieren zu können, wie es der Neoliberalismus gerne hätte. Wir wissen aber auch, wie Peers und Allies einander unterstützen können, wie Solidarität gelebt und gefeiert werden kann.

Mit-Einander statt Für-Einander – Inklusion geht uns alle an

Gemeinsam rollen, gehen, blockieren wir Straßen, um daran zu erinnern, was alles möglich ist, wenn es sozial- und gesellschaftspolitisch notwendig wird. Dass diese Notwendigkeiten von Verwaltung und Politik auch als solche nicht nur erkannt, sondern tatsächlich umgesetzt werden, ist die Chance nach Corona!

Persönliche Assistenz für Alle, De-Institutionalisierung, angemessene Bezahlung für Persönliche Assistent*innen und Personal in Pflege- und Betreuungseinrichtungen, bezahlte Haus- und Reproduktionsarbeit, ein bedingungsloses Grundeinkommen, um nur einige nicht wirklich neue, aber system-erneuernde Forderungen zu nennen.

Es gibt nur eine Welt für alle, JETZT und nicht erst nach Corona.

Dieser Artikel ist zuerst in KUPF – Kulturplattform OÖ erschienen.

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5 Kommentare

  • Dieser Artikel von Frau Elisabeth Löffler ist für mich selber sehr spannend weil ich sie kenne und weiß was sie bezweckt

    • So, so! Und was bezweckt sie denn?

  • „Gemeinsam rollen, gehen, blockieren wir Straßen“… Hmm wann genau war die letzte größere Demo von beh.Menschen? Das ist nämlich genau, was die Behindertenbewegung in Österreich nicht tut: auf die Straße gehen und demonstrieren. Deshalb tut sich die Politik auch so leicht, unsere Anliegen seit Jahren zu ignorieren.

  • Geniale Zusammenfassung. Chapeau.
    Man könnte auch von „reduzierten Menschenrechten“ sprechen.

    • Dieser Artikel von Frau Elisabeth Löffler ist für mich selber sehr spannend weil ich sie kenne und weiß was sie bezweckt