Wir setzen Standards

Sie besuchen ein Seminar, einen Vortrag oder ähnliches. Natürlich erwarten Sie, dass alles für Sie passt. Es sei denn, Sie sind behindert.

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Dann können Sie erwarten, dass fast nichts passt, auch dann, wenn die Seminare und Vorträge für alle angeboten werden. Deswegen bieten wir von Youth in Progress Österreich – Verein zur Förderung der Eigeninitiative junger Frauen und Männer (YIPÖ) immer wieder Kurse an, um Seminare auch wirklich für alle verfügbar zu machen.

YIPÖ ist ein junger Verein und besteht seit April 2009. Unser Zweck ist es, jungen Frauen und Männern eine Plattform zu geben, damit sie ihre Ideen umsetzen können. Dies gilt insbesonders für junge behinderte Frauen und Männer. Wir bieten aber auch anderen Organisationen unser Wissen und unsere Erfahrungen an, damit diese ihre Angebote entsprechend anpassen können.

Eine Möglichkeit bieten dabei Trainingskurse im Rahmen des Programmes „Jugend in Aktion“. Unsere beiden Vorstandsmitglieder, Inga Baltina und Wolfgang Mizelli, haben in anderer Konstellation bereits Trainingskurse organisiert und dafür jeweils die Auszeichnung „Best Practice“ erhalten. Zuletzt für den Trainingskurs „Access All Areas“ 2007. Während dieses Kurses haben sie festgestellt, dass es kein Angebot dafür gibt, Methoden von Trainingskursen, Seminaren, Jugendaustauschen und ähnlichem an behinderte Frauen und Männer anzupassen.

Mit dem Trainingskurs „Standard Protocol Procedure“ sollte diese Lücke geschlossen werden. Er fand zwischen dem 24. 4. und 2. 5. 2010 in Graz statt.

Die TeilnehmerInnen kamen aus 14 Ländern, davon 7 EU Länder (Österreich, Bulgarien, Griechenland, Estland, Belgien, Slowenien und Rumänien) und 7 sogenannte Partnerländer des Programmes „Jugend in Aktion“ (Russische Föderation, Ukraine, Georgien, Armenien, Kroatien, Albanien und Kosovo).

Behinderte Frauen und Männer haben das gleiche Recht wie alle anderen, an den Projekten teilzunehmen, die für sie interessant sind. Es ist dabei uninteressant, ob die Person blind ist, einen Rollstuhl benutzt oder sonst wie beeinträchtigt ist. Leider können behinderte Frauen und Männer nicht an Projekten für „alle“ teilnehmen, weil diese ganz selten barrierefrei sind. Es fehlt an geeigneten Unterkünften und Seminarräumen, notwendiger Assistenz und Unterstützung, barrierefreier Information und Methoden und anderen Dingen.

Um jungen behinderten Frauen und Männern zu ermöglichen, an Projekten teilzunehmen, reicht es aber nicht, bei diesen auf Barrierefreiheit bei der Unterkunft, den Seminarräumen, dem Essen, der Information und anderem zu achten. Man muss auch die Methoden so gestalten, dass sie für behinderte Frauen und Männern passen. Wie aber sehen solche Methoden aus? Es gibt eine Menge Information, wie solche Methoden aussehen, aber es gibt wenig dazu, wie man es macht.

Im Trainingskurs „Standard Protocol Procedure“ konnten die TeilnehmerInnen lernen und auszuprobieren, wie man Methoden so anpasst, dass behinderte Frauen und Männer an Seminaren, Trainingskursen oder Jugendaustauschen teilnehmen können. Wir glauben, dass es eine Sache ist, etwas über Methoden zu lesen, aber eine andere, sie auch auszuprobieren und von einander zu lernen und das Gelernte dann in künftigen Projekten im Programm „Jugend in Aktion“ anzuwenden.

Der Trainingskurs zeigte den TeilnehmerInnen und unseren Partnerorganisationen, dass es möglich und nicht allzu schwer ist, Projekte und Aktivitäten für „alle“ auch für alle anzubieten. Das geschieht dadurch, dass man die Non-Formal-Lernmethoden an die Bedürfnisse aller anpasst. In unserem Fall sind das Personen mit Mobilitätseinschränkungen und, bzw. oder Sehbeeinträchtigungen, inklusive Blindheit. Es führt nämlich zu Ausgrenzung und Diskriminierung, wenn behinderte Frauen und Männer nicht an allen Aktivitäten teilnehmen können, weil die verwendeten Methoden nicht passen.

Obwohl Projekte, die barrierefrei sind, meistens mehr kosten als nicht barrierefreie, ist das Ändern herkömmlicher Methoden nicht teuer und ermöglicht außerdem jungen behinderten Frauen und Männern an Projekten teilzunehmen.

Da es sehr viele verschiedene Arten von Beeinträchtigungen gibt und es zumindest einige Jahre dauern würde, all deren Bedürfnisse zu entdecken, haben wir uns entschlossen, uns auf die Bedürfnisse von RollstuhlbenützerInnen, blinden, seh- und anderen mobilitätsbeeinträchtigten Frauen und Männern zu konzentrieren.

Die TeilnehmerInnen an diesem Trainingskurs werden künftig besser in der Lage sein, Chancengerechtigkeit, Inklusion und Antidiskriminierung in ihren Projekten unter dem EU-Programm „Jugend in Aktion“ zu sichern. Dies wird dadurch erreicht, dass sie das notwendige Wissen und die Fähigkeiten erwerben, wie Non-Formal-Lernmethoden richtig angepasst werden.

Gleichzeitig gibt es einen Überblick über Barrierefreiheit bei Projekten. Dabei nehmen wir diesen beantragten Kurs als Vorbild und Rollenmodell, weil er barrierefrei konzipiert wird und sowohl TeilnehmerInnen als auch TrainerInnen als auch ExpertInnen behindert sein werden. Wir glauben daran, dass man durch Zeigen, wie etwas funktioniert, besser die Qualität künftiger Projekte verbessert, als wenn man bloß darüber in Büchern liest.

Es wurde auch ein Webblog auf Englisch eingerichtet. Dort kann man alle Informationen über den Trainingskurs erhalten und den Blog als Plattform nutzen, um Ideen, Tipps, Wissen und Erfahrungen zum Thema auszutauschen oder sich dazu zu informieren. Es ist auch ein sogenanntes „Standard Protocol Procedure“ Manual in Arbeit, das das Kurskonzept, Ergebnisse des Trainings und nützliche Tipps und Tricks, um Nonformelle Lernmethoden anzupassen, und Barrierefreiheit enthalten wird.

Dieses Manual wird auf der Blogseite des Kurses und bei Youth in Progress Österreich erhältlich sein. Das Manual ist englischsprachig. Wer sich für eine Version in deutscher Sprache interessiert, kann sich bei yip.austria@yip-info.org melden.

Zur Information: JUGEND IN AKTION ist das Förderprogramm der Europäischen Union für alle jungen Menschen. Das Ziel des Programms: Junge Europäerinnen und Europäer sollen Lust bekommen, die Zukunft der EU mit zu gestalten.

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