Psychotherapie

Psychotherapie ist ein wechselseitiger Austausch, meist ein Gespräch, das in regelmäßigen Abständen zwischen Therapeut/in und Klient/in stattfindet. Die Wirkung von Psychotherapie kann sich entfalten durch das Sichaussprechen, Gehörtwerden, Sichausdrücken und Reflektieren.

Die Psychotherapeutin, der Psychotherapeut verfügt durch ihre/seine Ausbildung über ein Wissen über Ursachen seelischer und psychosomatischer Beschwerden. Was sie/er in der Therapie sagt, äußert sie/er auf der Grundlage dieses Wissens.

Psychotherapie ist prozessorientiert. Das heißt, es gibt keinen fixen Ablauf, sondern die Klientin, der Klient bestimmt im Austausch mit der/dem Therapeut/in die Ziele der Therapie. Fast alle psychotherapeutischen Methoden verstehen die/der Psychotherapeut/in als „Expertin und Experten für den Prozess“, nicht aber für die Lösungen.

Eine therapeutische Beziehung unterscheidet sich im Wesentlichen insofern von Beziehungen mit FreundInnen/Bekannten, als die/der Therapeut/in nicht in den Alltag die/der Klient/in eingebunden sein kann. Sie/Er bleibt Außenstehende/r. Dennoch sollte die Beziehung von Wärme, Einfühlung und Nähe getragen sein.

Was kann Psychotherapie bewirken?

Wenn Sie den Eindruck haben, dass Schwierigkeiten unter denen Sie leiden seelische Ursachen haben, kann eine Psychotherapie hilfreich sein. Sie kann nur dann wirklich heilsam wirken, wenn sie freiwillig gemacht wird. Wenn Sie nicht sicher sind, ob Sie die Therapie wollen, können sie eine Zeitbegrenzung ausmachen (z. B. 5 Termine). Nach dieser Zeit können Sie neu entscheiden, ob Sie weitermachen wollen.

Nicht alle Schwierigkeiten, die eine Frau/ein Mann im Leben haben kann, sind am besten mit Psychotherapie zu lösen. Vielleicht sind eine neue Wohn- oder Arbeitssituation, ein Urlaub oder eine Selbsthilfegruppe passender. Möglicherweise ist eine Aussprache mit Vertrauenspersonen oder eine regelmäßige Beratung etwas, das Ihnen Erleichterung bringt. Das müssen Sie aber nicht im Vorhinein wissen. Sie können es ausprobieren!

Die richtigen Mittel zur Problemlösung wählen

Psychotherapie kann bestehende Gewaltverhältnisse nicht auflösen. In der Aufarbeitung von Gewalt und Aktion gegen diese ist Psychotherapie eine von mehreren möglichen Maßnahmen. Ein erster Schritt gegen (sexuelle) Ausbeutung und Gewalt ist die feministische Analyse.

Besonders gut kann Psychotherapie bei folgenden Problemen helfen:

Aufarbeitung von sexuellen und anderen Gewalterfahrungen in einem geschützten Rahmen, Ängste, Depressionen, Süchte (Alkohol, andere Drogen, Spielen, Essen …), häufig wiederkehrende Beschwerden wie Kopfweh, Atemnot, Juckreiz, Herzbeschwerden, Verspannungen …, Erkrankungen, die seelische Ursachen haben (können), wie Magen- oder Darmgeschwüre, Migräne, Magersucht, Bulimie, Asthma, Allergien, Fettsucht, Bluthochdruck, PartnerInnenschaftsprobleme, Familienprobleme, sexuelle Störungen.

Eine wichtige Frage zur Entscheidung, ob Sie eine Psychotherapie machen wollen ist, ob Sie inklusive aller Schwierigkeiten gut so weiterleben können oder nicht. Psychotherapie kann nicht immer heilen (das kann keine Therapieform von sich behaupten), aber sie ist ein Weg, dem, was Sie drückt, auf die Spur und dadurch zu Veränderungen zu kommen. Selbstverständlich können Sie eine Psychotherapie auch ausschließlich deshalb machen, weil sie sich etwas Gutes tun wollen. Es muss also nicht zwingend ein schwerwiegender Grund vorliegen, damit Psychotherapie in Anspruch genommen werden kann.

Während der Therapie können auch unangenehme Dinge vorkommen:

  • Sie können Erinnerungen haben, die Ihnen nicht angenehm sind.
  • Es kann sein, dass es Ihnen eine Zeit lang schlechter geht.
  • Es können Themen oder Gedanken auftauchen, die Ihnen peinlich sind.

Unangenehm sind meist auch die Gründe, warum eine Psychotherapie überhaupt angestrebt wird. Es ist wichtig, dem Aufbau von Vertrauen Zeit zu geben. Nach Möglichkeit soll die/der Therapeut/in darüber informiert werden, wenn etwas Störendes vorliegt.

Wie kommen Sie zu der für Sie passenden Therapeutin, dem für Sie passenden Therapeuten?

Es gibt eine Reihe von Vereinen und Verbänden von unterschiedlichen therapeutischen Richtungen sowie andere Gemeinschaften, die angerufen werden können und bei denen um Adressen von Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten erfragt werden können. Im Telefonbuch sind sie beispielsweise unter den Stichworten „Psychotherapeuten“ oder auch „Psychologen“ zu finden.

Ein Erstgespräch wird ausgemacht, um sich gegenseitig kennen zu lernen. Auch dort können Sie Ihr Anliegen wieder schildern. Sie können die Psychotherapeutin/den Psychotherapeuten fragen, nach welcher Methode sie/er arbeitet. Sie können sagen, was Sie von ihr/ihm möchten und was nicht. Es ist üblich, eine Psychotherapie nicht gleich für ein Jahr zu planen. Häufig vereinbaren Therapeut/in und Klient/in zu Beginn einer Therapie, wie oft sie sich für den Anfang treffen wollen – z.B. dreimal oder fünfmal -, um dann nochmals nachzuschauen, ob es weiter gehen soll, was sich verändert hat, ob es vielleicht schon genügt, oder auch, dass jetzt eine längere Zeitspanne ausgemacht wird. Beim Anfangsgespräch sollen auch die Kosten der Therapie besprochen werden.

Mögliche Gründe dafür, mehrere Therapeutinnen und Therapeuten kontaktieren zu wollen oder sich dafür zu entscheiden, die Psychotherapie abzubrechen:

  • Wenn Sie überredet worden sind und deshalb nicht freiwillig zugestimmt haben, eine Therapie zu machen.
  • Wenn Ihnen die/der Therapeut/in nicht zusagt.
  • Wenn Sie lieber etwa eine andere Therapieart machen wollen.
  • Wenn die Therapiesituation Sie ängstlich oder stumm macht.

Die therapeutischen Methoden:

Um eine seelische Heilung zu erreichen (oder zumindest eine positive Veränderung), gibt es verschiedene Wege. Diese verschiedenen Möglichkeiten werden in eigenen Schulen gelehrt. Nicht alle Methoden passen zu allen Personen gleich gut. Leider ist es so, dass die nicht anerkannten Methoden auch nicht von der Krankenkassa oder anderen Beihilfestellen refundiert werden.

Die Kosten und wer zahlt was:

  • Psychotherapeutinnen und Therapeuten verlangen einen bestimmten Betrag (Stundensatz) für eine bestimmte Dauer des Gesprächs/des zusammen Arbeitens (Therapieeinheit).
  • Manchmal vergibt die/der Therapeut/in günstigere Stundensätze für Personen mit niedrigerem Einkommen (Sozialtarif).
  • Viele (aber nicht alle) Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten stellen ein Honorar aus, das bei der WGKK eingereicht werden kann. Die WGKK zahlt einen Teil der Kosten an Sie zurück (Teilrefundierung). Um diese Möglichkeit in Anspruch zu nehmen, muss eine ärztliche Diagnose gestellt werden, d.h. sie ist mit einem Arztbesuch verbunden (mit der Therapeutin/dem Therapeuten u./o. der WGKK abklären).
  • Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, die gleichzeitig Ärztinnen/Ärzte sind, können ebenfalls eine Honorarnote legen, die bei den Krankenkassen eingereicht werden kann. Die Höhe des Betrages, der von den Kassen rückerstattet wird, ist je nach Krankenkasse unterschiedlich (Wahlarztrefundierung).
  • Die WGKK hat mit bestimmten Psychotherapievereinen einen Vertrag abgeschlossen. Psychotherapeutinnen und Therapeuten, die Mitglieder/innen eines solchen Vereines sind, können wenige kostenlose Therapieplätze anbieten. Auch hier ist die ärztliche Untersuchung zu leisten. Da die „Therapie auf Krankenschein“, wie sie in den Medien genannt wurde, zur Zeit nicht von allen eingetragenen Psychotherapeutinnen/Therapeuten angeboten werden kann, muss im Einzelfall nachgefragt werden.

NINLIL hat ein kommentiertes Verzeichnis von Psychotherapeutinnen für Frauen, die als geistig oder mehrfachbehindert klassifiziert werden, herausgegeben, in dem sich Psychotherapeutinnen finden, die angaben auch mit Frauen, die als geistig oder mehrfachbehindert klassifiziert werden, zu arbeiten. Dieses kann bestellt werden unter .

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